Etwas eigenartig ist es ja schon. Da stochert ein Mädchen aus Langeweile im «Betti»-Wasser herum und stösst dabei auf eine winzige Figur im Schlamm. Eigentlich dürfte sie sich abends gar nicht allein am «Betti» herumtreiben, aber Teenager tun eben nicht immer das, was ihre Eltern und Lehrer von ihnen erwarten. Allerdings weiss sie nicht, dass ausgerechnet ihr Vater diese Figur hier versteckt hat. Daraus entsteht eine verzwickte und spannende Geschichte.

Rundreise durch Oberuzwil

Andreas Giger hat gut zugehört, als ihm verschiedene Ur-Oberuzwiler von den Besonderheiten der Gemeinde erzählten. Er hat aber auch noch verschiedene Schriften beigezogen, um ein erweitertes Wissen über spezielle Vorgänge im Laufe der Jahrhunderte zu erlangen. Der Autor las nun in Oberuzwil in zwei Teilen einen Ausschnitt aus dem Dorfkrimi vor. Er hat vermutlich bewusst einen Abschnitt aus der Mitte des Buches ausgesucht, um die rund 150 Zuhörer auf die Geschichte neugierig zu machen. In dieser geht es um einen Schreibwettbewerb rund um sechs wichtige Jahreszahlen für Oberuzwil. Wenn auch – ausser bei Susan Osterwalder Brändle, die das Buch «Fliegeralarm und Zwetschgenfladen» geschrieben hat – die Namen im Krimi etwas verfremdet dastehen, kann doch eine einheimische Person herausfinden, wer damit gemeint ist. Pikantes wird allerdings kaum verraten. 

Post inside
Autor Andreas Giger machte mit seiner Lesung Lust auf die ganze Lektüre... 


Lesung in der Schule

Bereits am Nachmittag hatte Giger an der Oberstufe Schützengarten schon aus seinem Buch vorgelesen. Er erzählte vor der Abendlesung erfreut, dass die Jugendlichen aufmerksam zugehört und danach auch viele Fragen gestellt hätten – ganz besonders die aus der zweiten Stufe. Auch ein Lehrer hätte sich sehr positiv über diesen Auftritt geäussert. Stoff genug für Diskussionen um Vorgänge in vergangenen Zeiten bietet das Buch. Nicht umsonst finden Laura und Sophie – auf Seite 46 im Büchlein – heraus, dass einem die Geschichte nicht kaltlassen solle, auch wenn sie alt sei. Deshalb auch der Titel des Krimis: «Alt ist nicht kalt». Und weil Giger auch eine harmlose Liebesgeschichte zwischen Laura und David eingeflochten hat, können bestimmt auch jugendliche romantische Gemüter sich dazu aufraffen, das Buch selber zu lesen. Womit der Zweck der Übung auch in dieser Hinsicht erfüllt wäre.

Geschichtsbewusstsein stärken

Buchautor Giger wunderte sich ein wenig, wie viele junge Leute kaum aus Oberuzwil wegziehen oder wenn doch wieder zurückkommen. An den Schulen gibt es viele Eltern, die schon selber hier gebüffelt haben. Dieses Buch könnte dazu beitragen, dass einzelne Ereignisse aus der fernen Vergangenheit wieder ins Bewusstsein kommen. Und da gibt es den Zukunftstag – der findet am Samstag, 16. November 2019 statt – an dem Jung und Alt sich über Oberuzwil im Jahre 2040 austauschen können. So soll auch der generationenübergreifende Dialog gefördert werden. Das Jubiläumsjahr soll ja nicht gleich wieder verblassen. 


Wunderbare musikalische Umarmung

Die in Oberuzwil wohnhafte und weltweit tätige Konzertpianistin Immin Chung Poser umrahmte die Lesung mit ihrem Spiel auf dem Flügel und bot so dem Publikum ein musikalisches Geschenk. Es begann mit der «Fantasie in d-Moll» von W.A. Mozart. Nach der Begrüssung durch OK-Präsident Frits Gerber erfreute die Künstlerin mit dem Stück «Clair de lune», dem dritten Satz aus der Suite «Bergamasque» von Claude Debussy. Bei den beiden Stücken zwischen den Lesungen wurde es stürmisch, nicht nur im Titel. Ludwig van Beethoven komponierte 1802 die Sonate op 31-2 namens «Sturm», und so klang es auch. Dies als Hinweis darauf, dass 1803, bei der eigentlichen Gründung der Gemeinde Oberuzwil einmal mehr stürmische Zeiten in Europa wüteten. Der Eindruck wurde durch die 1945 – also zu Ende des Zweiten Weltkriegs – komponierte Sonate N.2, Op. 45, von Dmitri Borissowitsch Kabalewski, mit dem 3. Satz noch verstärkt. Man hörte förmlich die galoppierenden Pferde und den Schlachtenlärm, wenn die Pianistin mit energischen Griffen in die Tasten ihr Klanggemälde ausbreitete. 

Post inside
Die Künstlerin Immin Chung Poser wohnt seit Jahren in Oberuzwil. Ihr musikalisches Geschenk an das Dorfjubiläum fand begeisterte Aufnahme. 

Nach der Lesung schenkte Immin Chung Poser dem Publikum noch einen Rag namens «Graceful Ghost Rag» von William Bolcom, einem 1938 in Seattle geborenen Komponisten und Pianisten. Und als krönenden Abschluss hat sie aus den Myrthen von Robert Schumann das Lied «Widmung» – als Brautgabe für seine geliebte Clara Wieck komponiert und von Franz Liszt als Liebeslied umgeschrieben – ausgesucht, ein wahrer Ohrenschmaus. Ein donnernder Applaus zeigte der Künstlerin, wie sehr ihre Darbietungen gefallen haben. Dass die Künstlerin diesen Musikgenuss der Gemeinde von sich aus angeboten und geschenkt hat, ist natürlich besonders schön.

Weitere Aktivitäten

Auf der Homepage von «1200-Jahre Oberuzwil» sind all die kommenden Festlichkeiten aufgelistet. Die Sonderausstellung «Ersterwähnung 1200 Jahre Oberuzwil» kann nochmals am 10. März im Ortsmuseum besucht werden. Dort gibt es nebst archäologischen Funden rund um den Eppenberg auch Originaldokumente zur Ersterwähnung zu bestaunen. Am 16. Juni wird ein bunter Unterhaltungsabend über die Bühne gehen. Am gleichen Tag wird in der Mehrzweckhalle Breite der offizielle Festakt begangen. Am Nachmittag wird dann der neue Brunnen im Schoren feierlich eingeweiht werden. Es lohnt sich, sich für diese Angebote frühzeitig anzumelden, da – laut OK – die Platzzahl beschränkt ist. 

Auf hallowil.ch können weitere Informationen zur Entstehung des Dorfkrimis nachgelesen werden.