Ab einer Wassertemperatur von 22 Grad bekommt eine Bachforelle Probleme mit der Futteraufnahme, ab 25 Grad kann es für sie lebensbedrohliche werden. Da kam es keineswegs gelegen, dass das Thurwasser bei Niederbüren am späten Montagnachmittag mehr als 29 Grad warm war. Dies wurde möglich, weil der Fluss an jener Stelle beim Golfplatz breit und somit nicht tief ist. Die Thur sieht dort derzeit fast wie ein stehendes Gewässer aus. Zwar hat der kantonale Fischereiverantwortliche, Christoph Birrer, kein Massen-Fischsterben festgestellt, er nennt die Situation aber prekär. «Sie ist noch prekärer als im Hitzesommer 2003», sagt Birrer.

Das Problem wird verschärft, da die Wassertemperatur nicht konstant ist. Nachdem am Montagvormittag weniger als 23 Grad gemessen worden waren, stieg die Wassertemperatur innerhalb des Tages auf gut 29 Grad an, um dann bis am Dienstagvormittag auf 22,5 Grad zu fallen. «Diese Schwankungen machen den Fischen stark zu schaffen und sie werden anfälliger für Krankheiten. Dabei sollten sie gerade in dieser Jahreszeit gesund sein und fressen, um im Herbst gestärkt den Laichprozess bestreiten zu können.

Betonwasser tötet Fische
Seit Mai werden diverse Ostschweizer Bäche und Flüsse abgefischt, da das Wasser zu warm oder in zu geringer Menge vorhanden ist. So auch der Oberlauf des Neckers und – gezwungenermassen – die Uze. Beim Uzwiler Fluss bestehen zwei Probleme. Einerseits ist er im untersten Teil trocken, so dass die Fische nicht in die Thur oder in umgekehrter Richtung schwimmen können. Andererseits ist bei einem Arbeiterunfall Ende Juli Betonwasser ausgetreten. Das hat mehreren hundert Fischen das Leben gekostet. Der Restbestand musste abgefischt werden.

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Ab einer Wassertemperatur von 25 Grad wird es für Bachforellen lebensbedrohlich. (Bild: pd)

Doch wohin mit den Fischen, die umgesiedelt werden müssen? Die Thur ist keine Lösung, da sie zu warm ist. Wie im Kanton Thurgau in Flüssen tiefe Löcher zu graben und diese mit kalten Wasser zu füllen, sei auch keine Option, da man kein kaltes Wasser auftreiben könne. «Uns gehen die Plätze für die Umsiedlung aus», sagt Birrer.

Grund für das Fischsterben der vergangenen Jahre weiter unbekannt
Ein wichtiges Vorhaben ist, die Wanderhindernisse für die Fische abzuschaffen, damit diese innerhalb der Flüsse nach oben und unten schwimmen können. Bestes Beispiel ist diesbezüglich die Glatt, welche noch eine halbwegs erträgliche Wassertemperatur hat und dank Anstrengungen der Abwasserreinigungsanlage Herisau sauberer daherkommt als auch schon. Jedoch gibt es laut Birrer im Gebiet Buchental für die Fische kein Fortkommen. Jene Stelle passierbar zu machen, geniesst beim Kanton hohe Priorität.

Ein Fischsterben in der Thur ist übrigens keine Neuheit. Bereits in den vergangenen drei Jahren war ein solches festgestellt worden – jeweils unterhalb von Bütschwil. Mehrere hundert Bachforellen zeigten Organschäden an Leber und Herz und litten unter Blutarmut. Sie sind auf mysteriöse Weise verendet, obwohl die Wassertemperatur damals deutlich weniger hoch war als im Sommer 2018. Obwohl die Ursachenforschung auf Hochtouren läuft und Proben der Fische selbst noch Schottland oder Kanada geschickt worden sind, ist der Grund bisher noch nicht gefunden worden. Erstaunlicherweise waren keine Äschen betroffen, obwohl jene Fische sehr empfindlich sind.