Im Theaterclub des Lehrerseminars entdeckte Bigna Körner ihre Leidenschaft für die Schauspielerei. Sie wurde zu ihrer Berufung. Im Laufe ihrer vielfältigen Karriere hat sie unter anderem Werbespots fürs Radio gesprochen und stand mit Stefanie Glaser, als deren Schwiegertochter vor der Kamera. Ihre Spielfreude scheint ungebrochen und zeigt keinerlei Abnützungserscheinungen.Diese Szene dürfte jeder Mutter blitzschnell den Pegel an Stresshormonen in höchste Höhen treiben: Sie ist im Schwimmbad mit ihrem kleinen Sohn in der Umkleidekabine. Plötzlich rennt der kleine Mann in der Badehose Richtung Pool los. Derweil ist die Mutter genau im Stadium zwischen abgelegten Kleidern und Anziehen des Badekleids. Dies ist eine der Szenen, die Bigna Körner gemeinsam mit vier anderen Frauen im Stück `Traumfrau Mutter` ab dem 2.April in der Maaghalle in Zürich spielen wird. Danach ist es in Bern, in Suhr und im Tourneetheater "Das Zelt" zu sehen.
Überforderte Mutter
Mehr als diese einzelne Szene darf sie noch nicht öffentlich machen. Das Stück handelt von den Freuden und den Sorgen von Müttern. „Es sind zum Teil typische Alltagssituationen, die jede Mutter kennt, aber auch einige Klischees.“ Die Wilerin wurde für die Rolle einer überforderten Mutter mit drei Kindern besetzt, die allmählich wieder in ihren Beruf als Lehrerin einsteigen will. „Dabei kommt es immer wieder zu komischen Situationen.“
Neue Fassung
Ursprünglich stammt das Stück von sechs Schauspielschülerinnen aus Kanada, die ihre eigenen Lebensumstände auf die Bühne brachten. Es war so erfolgreich, dass es den Sprung nach Europa schaffte und hier in einer bearbeiteten Form vors Publikum kommt.
Bigna Körner hat bei einer früheren Tournee dieses Stückes bereits mitgewirkt. „Bei der jetzigen Produktion sind der Regisseur und der musikalische Leiter neu.“ Damit ändert sich auch der Charakter der Inszenierung. Für die Mimin wird auch das grosse Publikum eine ungewohnte Erfahrung sein. „Es ist ganz anders vor einer begrenzten Anzahl Menschen zu spielen, als vor einer Masse.“
Justizdirektorin unter Druck
Als Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern liegt ihr der Stoff von `Traumfrau Mutter` kaum allzu fern, wie aber erarbeitet sie sich die Rolle der Frl. Dr. Mathilde von Zahnd, einer Psychiaterin im Theaterklassiker `Die Physiker` von Friedrich Dürrenmatt? Im vergangenen Sommer verkörperte sie diese bei den Schlossfestspiele Hagenwil. „Es war eine vielschichte und sehr komplexe Rolle“, schwärmt sie.
Vielseitige Darstellerin
Es braucht sehr viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass die quirlig wirkende Frau mit den lebhaften Augen eine sehr verunsicherte Politikerin glaubhaft spielen kann. Gleichwohl gibt es Filmsequenzen, in denen sie eine sehr angespannt wirkende Justizdirektorin verkörpert. An einer Pressekonferenz wird sie von Medienleuten mit kritischen Fragen und mit Vorwürfen regelrecht bombardiert. Bigna Körner wirkte dabei im Schweizer Justizdrama `Zwiespalt` um einen Sexualstraftäter, der während des Strafvollzugs eine Frau umgebracht hat, mit. Das Werk wurde mit einem der renommiertesten Preise im deutschsprachigen Raum prämiert.
Therapie nicht nötig
Als Schauspielerin übe man in der Ausbildung auch Rollen überzeugend zu spielen, die dem eigenen Temperament weniger nahe liegen. „Wenn man nur spielt, was dem eigenen Charakter sehr entspricht, ist man in den Rollenangeboten sehr beschränkt.“ Man lerne nach entsprechenden Erfahrungen und Anteilen in sich selber zu forschen. Diese Erkundungen in den Tiefen der eigenen Psyche trage viel Positives zur Persönlichkeitsentwicklung bei, betont die 43-Jährige und fügt verschmitzt an: „Ich glaube, aus diesem Grund würde ich nie einen Psychiater brauchen. Ich verarbeitete meine Erfahrungen in meinen Rollen.“
Vielfältiges Schaffen
Das Palmarès der freischaffenden Schauspielerin ist beachtlich, es reicht von kurzen Leseauftritten am Wiler Adventssingen in der Altstadt bis zu kurzen Krimirollen im `Tatort`. Aber auch im Werbefach hat sie Erfahrungen gesammelt. Sie drehte beispielsweise im vergangenen Jahr mit dem Tennisass Roger Federer einen Spot für eine Schweizer Grossbank. Sie schwärmt von der angenehmen Art ihres Gegenübers.
Wenig Komödienstoffe
Wenn man der gut gelaunten Frau mit der lebendigen Mimik und Gestik zuhört, erstaunt es kaum, dass sie strahlend erklärt: „Am liebsten spiele ich Komödien!“ Für derartige Rollen müsse sie kaum lange üben. Allerdings gebe es ausser den Klassikern wie etwa Molière wenig tolle Stücke dieses Genres für die Bühne. Der Eindruck, mit dieser Frau könnte man Pferde stehlen, scheint nicht aus der Luft gegriffen. Eine launische Bühnendiva wirkt anders.
Wie es begann
Schon als Kind stand sie gerne an Familienfeiern vor den Gästen und präsentierte Sketchs, die ihr Vater geschrieben hatte. Der Wunsch, eine professionelle Schauspielerin zu werden, reifte im Lehrerseminar. Dort engagierte sie sich im Theaterclub. Der Leiter vermochte sie für die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten auf der Bühne zu begeistern. „Ich erkannte damals, wie man eine Botschaft über einen Text transportieren kann.“
Körper als Instrument
Nach dem Ausbildungsausschluss sammelte sie in St. Gallen zwei Jahre Praxiserfahrung als Lehrerin, bevor sie sich mit Erfolg an der Schauspielschule in München bewarb. Rund zwanzig Jahre später erzählt sie noch immer freudig von den damaligen Lerninhalten. Der Körper als Ausdrucksmedium wurde vielseitig geschult, beispielsweise durch die asiatischen Bewegungsmeditationen Tai Chi und Aikido, aber auch Fechten stand neben vielen weiteren Fächern auf dem Stundenplan des 3,5-jährigen Lehrgangs.
Engagements in München und Basel
Als staatlich geprüfte Schauspielerin stand sie anschliessend während zweier Jahre in München auf der Theaterbühne. Es folgte ein Engagement in Basel. „Das war eine coole Zeit.“ Danach zog es sie in die Ostschweiz zurück, von wo aus sie am Sommertheater in Winterthur spielte.
Regiearbeit
Vor neun Jahren kam die erste Anfrage für einen Regieauftrag bei der Wiler Bühne 70. Bigna Körner winkte ab, es war keine Aufgabe, die sie sich zutraute. Regie beinhaltet für sie die Bestimmung der Kostüme, des Bühnenbildes und der -technik, nebst der Anleitung der Schauspieler. Als man ihr seitens der Leitung versicherte, dass sie sich nur um Letzteres zu kümmern brauche, willigte sie ein. Zu ihrer Motivation trug auch eine besonders erfreuliche Erfahrung bei: „Ich sah, mit welchem Elan die Mitwirkenden bei der Sache waren, immerhin waren sie ja müde von der Tagesarbeit.“
Powerfrau will Powerfrau spielen
In rund zwanzig Jahren professionelle Schauspielerei hat Bigna Körner unterschiedlichste Rollen auf kleinen und grossen Bühnen sowie vor Kameras und vor Mikrophonen verkörpert. Gibt es da noch eine Herausforderung, die sie sehr reizen würde? Die Antwort kommt schnell: „Die Hauptrolle als Powerfrau in einer Schweizer Fernsehserie würde ich sehr gerne spielen.“ Um diese glaubhaft zu mimen, müsste sie kaum lange in den Tiefen ihrer Psyche forschen.















