An diesem Herbsttag ist es kühl. Auch in den Räumen des grauen Hauses an der Tonhallestrasse 46 in Wil. Es riecht nach Arvenholz und Heu. Auf gestapelten Holzpaletten sind verschiedene Schellen-Laternen verteilt. Sie sind unterschiedlich gross und mit verschiedenen Scherenschnitten verziert. An der Wand stapeln sich Holzstücke, auf denen Kirschkernkissen aus Stoffen mit Edelweiss-Mustern, Filztaschen und Beutel für «Gschwellti» verteilt sind. Das Ambiente ist so urchig wie in einer Berghütte. Urchig – das passt zum Wiler Start-up Alpästärn. Denn seit dem Jahr 2018 verkaufen die Firmenbesitzer rustikale Produkte. «Produkte, die traditionell und typisch für die Schweiz, aber auch modern und vor allem innovativ sind», sagt Boris Zaalberg, Gründer und Besitzer des Alpästärn.

Die ersten Erfolge sind auch schon zu sehen: Nach dem Weihnachtsmarkt im Jahr 2018 haben Zaalberg und seine Partnerin Alexandra Bühler gemerkt, wie gut ihr Sortiment auch bei den einheimischen Konsumenten – und eben nicht nur bei den Touristen – ankommt. Zaalberg glaubt, dass das wachsende Interesse an traditionellen Produkten in der modernen und schnelllebigen Gesellschaft einen Grund hat: «Es ist die Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln.» Die Menschen seien an Ursprünglichem interessiert. «Hätten wir am Wiler Weihnachtsmarkt nicht so viel verkauft», erzählt Zaalberg, «hätten wir wahrscheinlich nicht weitergemacht.» Danach habe sich alles schnell entwickelt. Denn am Weihnachtsmarkt haben sie eine Milchkanne als Dekoration aufgestellt, die unzählige Marktbesucher kaufen wollten. «Diese haben wir in unser Sortiment aufgenommen, etwa 3000 Stück über Facebook verkauft und anschliessend alle selbst verpackt sowie verschickt», so Zaalberg. Heute gehört Alpästärn zu den grössten Schweizer Onlinehändlern für die Milchkannen-Laternen und arbeitet eng mit den entsprechenden Basler Initianten dieser Laternen zusammen.

Im Video: Was das Start-Up Alpästärn zu bieten hat:

 

Eine spontane Idee

Die Idee zu Alpästärn ist eher spontan und aus einer Lebenssituation von Zaalberg und Bühler entstanden. «Meine Partnerin war zu diesem Zeitpunkt arbeitslos», erzählt der Besitzer und Gründer des Unternehmens, «und ich war auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung». Von Anfang an war klar, dass die beiden etwas mit typisch traditionellen Produkten aus der Schweiz machen wollen. Also haben sie angefangen, einzelne Produkte aus Stoffen mit Edelweissmotiven selbst zu nähen. «Ja, ich habe in dieser Zeit selbstverständlich nähen gelernt», erzählt Zaalberg. Mittlerweile sind mehrere Dutzend Produkte dazugekommen. Neben den Schals und Kirschkissen mit Edelweiss-Muster sind weitere textile Dinge dazu gekommen. So etwa Filztaschen, Milchkannen und Beutel aus Jute. «Heuer sind wir von unserer privaten Wohnung an die Wiler Tonhallestrasse 46 umgezogen», erzählt Zaalberg. Er und seine Partnerin hätten sich einen «komfortablen und rustikalen Laden» gewünscht, der dem Verkauf und der Präsentation der Produkte diene.

«Urchig, trendy und innovativ», sagt Zaalberg, «das möchten wir sein». Er sei davon überzeugt, dass gerade Schweizer Produkte auf grossen Anklang stossen würden. Aber: Man müsse schon etwas «Spezielles und Exklusives» anbieten. Deshalb arbeiten die beiden Ladenbesitzer Zaalberg und Bühler schweizweit nur mit kleinen Produktionsbetrieben zusammen und bieten deren Produkte an. Dabei achten sie speziell darauf, dass die gleichen Dinge nicht bei Konkurrenten in der Nähe auch erhältlich sind. «Da wir etwas gegen das grosse Ladensterben unternehmen möchten, kooperieren wir eben mit kleinen Produzenten, die teilweise exklusiv für uns produzieren.» Diese Produzenten seien selten an Messen oder Märkten vertreten. «Die von uns ausgesuchten Händler sind teilweise so unbekannt, dass sie nicht einmal eine eigene Website haben», sagt Zaalberg. Natürlich gehöre Online-Shopping zum Business dazu und lasse sich heute nicht ganz vermeiden. Deshalb biete das Besitzerpaar ihr Sortiment auch online an. «Selbstverständlich ist uns der persönliche Kundenkontakt lieber», räumt Zaalberg dennoch ein.

Warum der Ladenname passt

Aber warum der Name Alpästärn? Zaalberg lacht herzlich und rückt die Fläschchen des Bio-Muh-Gins – übrigens der erste Schweizer Gin mit Bio-Milch – zurecht. Die Fläschchen stehen in einem Regal im ersten Obergeschoss des Ladens. Die Wände in diesem Verkaufsraum sind aus Holz. Beim Gehen knackt der Boden an einzelnen Stellen. Ihm werde diese Frage oft gestellt. «Edelweiss ist eine Blume, die in den Bergen gedeiht und die wie ein Stern aussieht», beantwortet Zaalberg die Frage. Deshalb der Name Alpästärn. Ausserdem verbinde man mit der Schweiz auch das Edelweiss.

«Mit Alpästärn werden wir keine Millionäre», sagt Zaalberg. Aber im Start-up stecke Herzblut und Leidenschaft. Zaalberg und Bühler können sich vorstellen, mit ihrem Unternehmen noch weiter zu wachsen und weitere Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen. Deshalb wird man die beiden auch in Zukunft an verschiedenen Messen, Märkten und Weihnachtsmärkten antreffen. «Ja, Märkte und Messen sind noch zeitgemäss», findet Zaalberg denn auch. Man komme mit potenziellen Kunden in Kontakt und bekomme direkte Rückmeldungen zum Angebot.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 14 bis 19 Uhr; Samstag von 10 bis 17 Uhr. Mehr Informationen zu Alpästärn und seinen Produkten unter www.alpästärn.ch.