Die Polizeianwärter der Ostschweizer Kantone werden gemeinsam an der Polizeischule in Amriswil ausgebildet. Im neuen Kurs sind 24 Männer und 11 Frauen der Kantonspolizei St. Gallen dabei. Am Beginn der 21 Monate dauernden Grundausbildung hat ihnen Bruno Zanga, der Kommandant der Kantonspolizei St. Gallen, im Hofkeller im St. Galler Klosterbezirk ihre Dienstwaffe überreicht. Aus der Region Wil waren zwei junge Männer dabei.Festlich gekleidet und erwartungsvoll fanden sich die jungen Frauen und Männer, die in einem Jahr ins Korps der Kantonspolizei St. Gallen aufgenommen werden möchten, im Hofkeller ein. Die 35 Aspiranten stellten die höchste Zahl an neu Auszubildenden seit Bestehen der Kantonspolizei dar. Die ganze Geschäftsleitung der Kantonspolizei St. Gallen machte ihnen zur feierlichen Übergabe der Dienstwaffe ihre Aufwartung. Mit dabei war auch die eskortierte Fahne und ein Querflötenduo der Polizeimusik.
Arbeiten, wenn andere feiern
Kommandant Bruno Zanga hiess die Aspirantinnen und Aspirantinnen willkommen und betonte die Bedeutung ihrer Herkunft mit unterschiedlichen Lebensläufen und aus ganz verschiedenen Berufen. Seit 2013 laufe ein Projekt zur Zukunftsgestaltung der Kantonspolizei führte er in seinem Einführungsreferat aus. Teil des Projektes seien Anpassungen an die heutige Situation. Die Polizei müsse sich auf die heutige 24-Stunden-Gesellschaft ausrichten: Wenn die Menschen feierten – samstags, sonntags, nachts – müsse die Polizei arbeiten. Ausserdem habe die Digitalisierung bei der Polizeiarbeit Einzug gehalten, was sich auch bei der Ausrüstung der einzelnen Mitarbeiter zeige.
Die Anwärter würden nach ihrer Ausbildung einen Teil der vom Kantonsrat bewilligten Aufstockung des Polizeikorps bilden. Bedarf an zusätzlichen Kräften bestehe nicht bloss in den Regionen, sondern auch in allen Fachgebieten.
Verhältnismässig reagieren
Bei der Aufgabe als Polizistinnen und Polizisten, dem Erhalten und Wiederherstellen von Ruhe und Ordnung, gelte es, das Prinzip der Verhältnismässigkeit zu beachten. Unvermeidliche Eingriffe in die Rechte des Bürgers hätten verhältnismässig zu erfolgen. Das Machtmonopol der Polizei, das unter Umständen auch den Einsatz der Waffe erfordere, bezeichnete der Kommandant als wichtig. Entscheide müssten in Sekundenbruchteilen gefällt werden. In der Ausbildung gelte es daher, nicht nur das Schiessen zu lernen, sondern vor allem auch den verantwortungsbewussten Einsatz der Waffe.
Über 100 angehende Polizisten
Die 35 Anwärter der Kantonspolizei St. Gallen stellen ein Drittel der über 100 angehenden Polizisten dar, welche an der Ostschweizer Polizeischule in Amriswil ihre Ausbildung beginnen. Sie erhalten die Ausbildung aufgeteilt in vier Klassen. 1800 Lektionen umfasst die schulische Ausbildung. 200 Instruktoren unterrichten in zahlreichen Bereichen und Fächern, wobei grosses Gewicht auf Rechtskenntnisse gelegt wird.
Vorbildliches Verhalten gefordert
Kommandant Bruno Zanga gab den künftigen Kollegen für die Ausbildungszeit einige Empfehlungen mit. Sie sollten im kommenden Jahr ihre Priorität wirklich auf die Ausbildung legen. Dies erfordere volle Konzentration und ein grosses Engagement. Ab dem ersten Tag der Ausbildung werde ein vorbildliches Verhalten verlangt, denn ab sofort würden sie als Mitglieder des Polizeikorps wahrgenommen. Notwendig sei auch Teamfähigkeit, weil Polizisten nie allein im Einsatz stünden.
An der Schwelle zum Traumberuf
Benjamin Schweiwiller, Henau, hatte schon als Sekundarschüler den Wunsch, Polizist zu werden. Er stand vor der Wahl, eine Lehre zu absolvieren oder die Matura zu machen. Und wie es für gute Schüler oft er Fall ist, empfahl ihm der Sekundarlehrer, in die Kantonsschule überzutreten. Nach der Matura hat er sich dann entschlossen, bei der Securitas zu arbeiten. In dieser Aufgabe sah er eine gewisse Nähe zum Polizeiberuf. Er verlor aber das Ziel, Polizist zu werden, nicht aus den Augen. Nachdem er die Vorauswahl und die anforderungsreiche Aufnahmeprüfung erfolgreich bestanden hat, gehört er nun zu den jüngsten der neu Auszubildenden.
Yannik Schumacher kommt aus Niederbüren. Er hat eine kaufmännische Lehre absolviert. Dann war er drei Jahre Sachbearbeiter beim Kantonsgericht St. Gallen. In seiner Arbeit hatte er sich mit strafrechtlichen Belangen zu befassen, was sein Interesse für diesen Bereich weckte. Er entschloss sich zu einem Wechsel zur Polizei und nimmt sicher zu Recht an, dass ihm im neuen Beruf die Erfahrung zugutekommen wird, welche er beim Kantonsgericht gesammelt hat. Der Ausbildung sieht er gespannt entgegen und freut sich auf ein breites Spektrum an Lernstoff.










