Die Schweizer schätzen und pflegen Traditionen, wie das am 1. August landesweit zum Ausdruck kam. Nur wenige Tage nach der Bundesfeier fand in der Thurau Wil die Schweizermeisterschaft im Armbrustschiessen statt. Diese Randsportart kann ebenfalls auf eine sehr lange Tradition zurückblicken. Dennoch hat sie sich zu einer modernen Sportart mit technisch ausgeklügelten, hochpräzisen Sportgeräten entwickelt. Im Eidgenössischen Armbrustschützenverband EASV betreiben gemäss Information der Verbandspräsidentin Gaby Graber rund 2‘000 Schützinnen und Schützen, vorwiegend aus der Deutschschweiz stammend, diesen schönen und ruhigen Sport. An der diesjährigen Schweizermeisterschaft in Wil beteiligten sich am Samstag 22 qualifizierte Athletinnen und Athleten am Zweistellungs-Wettkampf, eine Kombination der Stehend- und Kniendstellung. Am Sonntag kämpften in der Kniendwertung 45 Schützinnen und Schützen um den Titel.

Wiler Präsident im Meisterfinal
Die Wettkampfleitung übernahmen Funktionäre des Schweizer Verbandes EASV unter der bewährten Leitung von Erwin Grossglauser, Altstätten. Neben der bereits erwähnten Verbandspräsidentin Gaby Graber zeigten auch mehrere Präsidenten der Unterverbände ihr Interesse an den Wettkämpfen. In der 30m-Anlage Thurau stellte der Armbrustschützenverein Wil eine optimale Infrastruktur zur Verfügung. Mehrere Vereinsmitglieder liessen sich als Helfer einsetzen. Stefan Haag, Präsident der Wiler, beteiligte sich an der Kniend-Meisterschaft und konnte sich für den Meisterfinal qualifizieren. Er erreichte nach dem Stechen um den Bronzeplatz mit Rang vier leider keine Medaille. Aus der Region beteiligten sich weitere Schützinnen und Schützen, sie verpassten jedoch die Qualifikation um die Podestplätze. Die drückende Hitze und teilweise wechselnde Winde wirkten sich auf die Resultate aus.

Finalrunde nach der Vorqualifikation
Für die Schweizermeisterschaften mussten sich die Teilnehmenden in den eigenen Anlagen qualifizieren. Am Samstag waren beim Kombinations-Wettkampf der Elite je 30 Pfeile stehend und kniend abzugeben. Die acht Schützinnen und Schützen mit der höchsten Gesamtpunktzahl durften den Final um den Titel bestreiten, bei dem nochmals zehn Pfeile möglichst in das Zentrum der Scheiben zu platzieren waren. Renato Harlacher, Lufingen holte mit 674 Punkten den Titel vor Joel Brüschweiler, Steinhausen (669 Pt.) und Jürg Ebnöther, Rümlang (662 Pt.). Der Sieger führte bereits nach dem Qualifikationsdurchgang überlegen, nachdem er in der Heimrunde noch an 2. Stelle rangierte. Mit einem starken Auftritt verbesserte sich Joel Brüschweiler vom 6. auf den 2. Platz, während Jürg Ebnöther auf Rang drei zurückfiel. Larissa Bösch, Lichtensteig verpasste den Final der besten Acht ganz knapp und wurde ausgezeichnete Neunte.

Hohes Niveau und Spannung
Spannung versprach am Sonntag der Final der Kniend-Meisterschaft. Die ersten fünf Qualifizierten der Heimrunde waren nur durch einen Punkt getrennt. In zwei Ablösungen wurden die Teilnehmer des Meisterfinals ermittelt. Renato Harlacher, Lufingen mit 298 Punkten und Jürg Ebnöther, Rümlang mit 297 Zählern lagen klar vor der Konkurrenz. Im finalen Durchgang mit zehn kommandierten Schüssen lieferten sie sich einen spannenden Kampf, den schliesslich Jürg Ebnöther mit 393 Punkten und einem Punkt Vorsprung für sich entschied. Um den Bronzeplatz musste ein Stechen entscheiden. Beim ersten Schuss erzielten Stefan Haag, Jonschwil und Eugen Niederberger, Dallenwil je 9 Zähler. So kam es zu einem weiteren Stechen, das Niederberger für sich entschied.

Nachwuchs begeistern
Laut Aussage eines Verbandsfunktionärs steht auch beim anspruchsvollen Armbrustsport die Nachwuchsrekrutierung vor Problemen. Es gäbe zu viele andere Möglichkeiten und Vereine für die Freizeitgestaltung. Der Nachwuchsförderung gelte daher die Aufmerksamkeit der Vereine und Verbände. Immerhin nahmen am Sonntagnachmittag über 20 junge Armbrustschützinnen und Armbrustschützen am Final Kniend teil. Der Schweizermeistertitel ging an Sven Bachofner, Theilingen (357 / 89 Pt.) vor Kyle Lüthy (357 / 88 Pt.) und Robin Bleiker (353 / 89 Pt.). Am Samstag bestritten allerdings nur fünf Sportler die Kombination. Den Titel gewann Sarah Hügli, Beringen vor Sven Bachofner, Theilingen und Dominik Zürcher, Bünzen.

Ranglisten

Elite Kombination:
1. Renato Harlacher, Lufingen, 674 Pkt./ Final 91 Pkt., 2. Joel Brüschweiler, Steinhausen, 669 / 93 Pkt., 3. Jürg Ebnöther, Rümlang, 662 / 92 Pkt., 4. Stephan Loretz, Bürglen UR, 659 / 92 Pkt., 5. Jonas Hansen, Ettiswil, 654 / 93 Pkt., 6. Christof Arnold, Baar, 652 / 88 Pkt., 7. Nicole Bösch, Neuwilen, 650 / 88 Pkt., 8. Joelle Pascale Baumgartner, 649 / 87 Pkt.

Elite Kniend:
. Rang Jürg Ebnöther, Rümlang, 393 Pkt. / Final 96 Pkt.; 2. Renato Harlacher, Lufingen, 392 / 94 Pkt.; 3. Eugen Niederberger, Dallenwil, 380 / 93 Pkt.; 4. Stefan Haag, Jonschwil 380 / 90 Pkt.; 5. Michel Stuber, Rotkreuz, 379 / 91 Pkt.; 6. Marco Vetsch, Watt, 379 / 89 Pkt.; 7. Patrick Jost, Belp, 378 / 90 Pkt.; 8. Marcel Bütler, Rotkreuz, 370 / 83 Pkt.