Man versucht wohl, die zwei Patienten ins finanzielle Wachkoma zu stellen, um im Vorfeld der nationalen und kantonalen Wahlen keine störenden Viren zu verbreiten. Das Geld wird aber dringend benötigt, um überhaupt liquid zu bleiben und den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Wie Regierungsrat und Ständerat Benedikt Würth in den Medien anmerkt, sei das kaum nachhaltig und nur eine Notmassnahme, so quasi eine bittere Pille, die man schlucken müsse. Dies auch, um den Kommissionen und Fachleuten etwas Luft zu verschaffen, um ein zukunftsfähiges Konzept für das auf der Notfallstation liegende Gesundheitswesen im Kanton vorzulegen. Sofern es ein solches überhaupt mal geben wird, das auch mehrheitsfähig ist.

Je länger man wartet und je länger man ratlos ist in der Pfalz nach Lösungen ringt, umso verunsicherter werden auch die Angestellten im Gesundheitswesen – und zwar auf allen Ebenen. Man muss sich nicht wundern, wenn gute Arbeitskräfte und Fachpersonen in den Spitälern nicht länger zuwarten und sich reihenweise anderweitig orientieren. Dabei gehen Fachwissen, Kompetenzen und Erfahrung verloren – und somit die Qualität und Zuverlässigkeit und das gute Image eines Spitals.

Die Quintessenz ist, dass man die Spitalregionen im Kanton nur mit schmerzhaften Eingriffen retten kann. Allenfalls können die vor einer Schliessung bedrohten Spitäler umgenutzt und mit anderen Aufgaben im Bereich Gesundheit und Alter betrieben werden. Nach wie vor bin ich der Ansicht, dass man auch in Wil nicht schlafen darf, denn auch Wil hängt nun am Rettungstropf des Kantons. Und diese Infusion kann auf Dauer nicht lebensrettend sein. Die vorberatende Kommission sagte im Sommer dazu: «In Wil ist – vorläufig in den bestehenden Räumlichkeiten – die Aufrechterhaltung des heutigen Angebots anzustreben, wobei es das zukünftige Angebot in Wattwil zu berücksichtigen gilt.» Klartext ist anders und die diplomatische Umschreibung birgt viel Unklares. Oder gar Ungemach?

Ich bin sehr gespannt, welche Politiker im Vorfeld der Wahlen - auf nationaler wie kantonaler Ebene - Klartext sprechen. Es werden sich die Wenigsten aus dem Spitalfenster lehnen, dann dies ist mit einem zu grossen Risiko verbunden.

Die Bevölkerung wolle jetzt Antworten auf diese Fragen, fordern Kantonsräte. Die Bevölkerung habe Angst vor der Zukunft betreffend die Gesundheitsversorgung in den Regionen und um die Arbeitsplätze, befürchten sie. Klare Fragen würden nicht beantwortet. So oder so: Um die verkachelte und fehlgeplante sowie hoch verschuldete Spitalzukunft zu klären, braucht es Operationen, die weh tun werden und nicht alle unter Vollnarkose ablaufen werden.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit 42 Jahren in der Äbtestadt wohnhaft, beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.

Post inside
"Es braucht Operationen, die weh tun", befürchtet hallowil.ch-Kolumnist Mäni Rüegg in der Spital-Debatte.