Auf dem Pilgerweg von Kreuzlingen nach Genf sind wir bereits in Lausanne angelangt.Jedes Jahr unternimmt eine Schar die Pilgerwanderung den Schweizer Jakobsweg unter die Füsse, organisiert von der katholischen Kirchgemeinde Wil. Letztes Mal war es die Etappe von Fribourg nach Romont. Diesmal gelangten wir von Romont über Moudon nach Lausanne. Dank schönem Wetter und kleiner Wandergruppe war die Stimmung auf dem langen Weg ausgezeichnet und liess den schweren Rucksack und die heissen Füsse vergessen.

Früher Vogel fängt den Wurm
Dank früher Abfahrt um 5:39 Uhr ab Wil starteten wir in Moudon mit frischem Rückenwind, nach kurzer Andacht in der evangelischen Kirche St. Etienne. Für die spirituelle Begleitung sorgte Diakon Franz Wagner. Unser Thema war die Geschichte des Bruder Klaus, dessen Weg wir im Flüeli Ranft erstmals gekreuzt hatten. Was war dessen Motivation, Frau und Kinder zu verlassen, um näher zu Gott zu finden? Hat das auf unserem Pilgerweg oder in unserem Leben auch eine Bedeutung?

Romont - Moudon
Das malerische Städtchen Romont, auf markantem Hügel gelegen mit einem Schloss und der Stiftskirche Maria Himmelfahrt, ist weitherum sichtbar. In Richtung Moudon führt der Weg über den westlichen Hügelzug sanft hinauf und danach steil hinunter, mit Blick auf das Schloss von Lucens. In der Kirche von Curtilles, erbaut um 1230, bleibt Zeit, die heissen Füsse abkühlen zu lassen. Entlang dem Fluss Broye führt der Weg anschliessend ebenaus nach Moudon.

Moudon - Lausanne
Moudon ist ein herziges Städtchen im langgestreckten Tal der Broye. In zahlreichen Brunnen gibt es Gelegenheit, die Trinkflasche aufzufüllen. Der Weg, anfänglich der Broye folgend, steigt an nach Vucherens und quert später die Bressonne, bevor die Häuser von Montpreveyres erscheinen. Auf der Strecke über die Hügel schweift der Blick in die Ferne zu den Wadtländer Alpen und den weissen Bergspitzen südlich des Genfersees. Der Endspurt nach Lausanne ist weit. Der höchste Punkt der Route ist ca. 870 m.ü.M, aber nach Lausanne hinunter führt der Weg an Laboratorien der Universität Lausanne vorbei durch kühle Laubwälder. Wer nicht mehr laufen will, nimmt die Métro ins Stadtzentrum, wobei der Fussweg dem Flon entlang direkt zur Kathedrale von Lausanne führt.

Cathédrale Notre-Dame de Lausanne
Der Bau der heutigen Kathedrale begann im Jahre 1065, mit der Weihung im Jahre 1275 durch Papst Gregor X. und König Rudolf von Habsburg. Es ist der grösste Kirchenbau der Schweiz, in gotischem Stil zeitgleich erbaut mit der Notre-Dame de Paris. Mit der Berner Herrschaft über die Waadt folgte die Reformation der weltoffenen Waadtländer ab dem Jahre 1536, und die Notre-Dame wandelte sich zur reformierten Kirche. Seit 1405 ruft der Nachtwächter die nächtlichen Stunden aus und begleitet die Nachtschwärmer auf dem Heimweg, eine Tradition, welche nicht der Moderne geopfert wird.

Mit der Besinnung im Pilgerraum der Kathedrale schloss die Reise, die wir mit viel Schweiss und einigen Blasen gut überstanden haben. In der kleinen Gruppe von 14 Personen haben wir mit guter Stimmung und vielen Gesprächen auf dem Weg eine schöne Zeit erlebt. Die Pilgerreise wird uns im nächsten Jahr nach Nyon weiterführen. Wir freuen uns jetzt schon darauf.