Der Tannegger Grat ist schmal, mit Wurzeln bewachsen und auch zu Fuss nicht ganz ungefährlich. Bei feuchtem Boden bereitet der Weg von Dussnang nach Bichelsee auch Wanderern teilweise Schwierigkeiten, da es rutschig sein kann. Ein Vorsichtschild weist darauf hin, dass gutes Schuhwerk dringend empfohlen wird.
Seit der Rundweg in verschiedenen Zeitungen als besonders empfehlenswert angepriesen wurde, bevölkern nebst Spaziergängern und Wandervögeln auch Mountainbiker den Wald- und Wiesenweg oberhalb von Bichelsee. Die Tatsache, dass sich auf der gefährlichen Strecke Fussgänger und Radfahrer kaum kreuzen können, scheint nicht gross zu belasten. Die Bewohner des kleinen Weilers Niederwies wundern sich wiederholt, dass es noch zu keinem tragischen Zwischenfall gekommen ist.

Anwohner wünschen sich mehr Ruhe
Dies hat sich am vergangenen Sonntag geändert. Eine Bikerin aus Wil war einen steilen Abhang hinuntergestürzt und musste von der Rega aus ihrer misslichen Lage gerettet werden. Dazu wurden Sanitäter an einem Seil zu der verletzten Frau heruntergelassen, was auch für die Retter nicht ganz ungefährlich war. Nachdem die Frau erstversorgt und stabil war, konnte sie in ansprechbarem Zustand ins Kantonsspital St. Gallen geflogen werden.
Bei aller Bestürzung über den tragischen Unfall und der Sorge um den Gesundheitszustand der Verunfallten, bleibt die Frage, warum solch ein Risiko eingegangen wird? Ist der Kick, der Reiz des Gefährlichen tatsächlich stärker als das Bewahren der eigenen Unversehrtheit? Nimmt man für ein bisschen Nervenkitzel billigend in Kauf, dass Unbeteiligte und schlussendlich auch Rettungskräfte ebenfalls in Gefahr geraten und zu Schaden kommen können? Manch ein Anwohner des Tannegger-Grat-Rundweges wünscht sich, dass wieder mehr Ruhe einkehrt, etwas weniger Leichtsinn gelebt und einiges mehr Rücksicht und Eigen- sowie Fremdverantwortung ge- und übernommen wird.
Karin Pompeo