Der Gemeinderat hat entschieden, einen Stollenbau nicht weiterzuverfolgen. Die Diskussionen um die Bachsanierung an der Vorgemeinde vom Dienstagabend in der Aula der Schule Züberwangen sind damit aber nicht abgeschlossen. Den Ausschlag geben werden schliesslich die anfallenden Kosten.Stollenbau rund doppelt so teuer
An der von über hundert Personen besuchten Vorgemeindeversammlung gab die in Planung stehende Bachsanierung am meisten Anlass zu Fragen und Emotionen. Gemeindepräsident Roland Hardegger liess mit der Mitteilung, dass der Gemeinderat am Vortag entschieden habe, die Variante Stollenbau nicht mehr in Betracht zu ziehen, eine kleine Bombe platzen. Er wehrte sich aber vehement gegen den Vorwurf, der Gemeinderat habe die Stollen-Alternative einfach abserviert, und erklärte, der Rat habe seine Hausaufgaben gemacht.
Sehr kurzfristig habe man zwei unabhängig voneinander agierende Expertengruppen mit viel Erfahrung im Stollen- und Tunnelbau eingesetzt. Beide seien für die Realisierung eines Stollens unter dem Kirchhügel durch ungefähr auf gleiche Kostenschätzung gekommen, nämlich auf rund 10,5 Millionen Franken. Ein entscheidender Faktor sei aber auch, dass das von Bund und Kanton geprüfte und als gut befundene Vorprojekt im Umfang von 4,8 Millionen Franken mit rund 60 % subventioniert werde. Was bei einer Alternative darüber hinaus an Kosten anfallen würde, müssten Gemeinde und Perimeterpflichtige aus der eigenen Tasche berappen.
Keine Schlucht im Dorfkern
Hardegger zeigte vom Ad-hoc-Komitee „Stollen“ erstellte Visualisierungen mit schmaler und tiefer Bachschlucht im Dorfkern, was eine Schädigung des Dorfbildes bedeute, und betonte, dass so etwas nie in Frage käme. Dem stellte er die Visualisierung von Mettler, Landschaftsarchitektur, gegenüber, welche zeige, dass der Bach breiter und tiefer zu liegen komme.
Bei der Planung, Gestaltung und Bepflanzung müssten viele Vorgaben von Bund und Kanton berücksichtigt werden. So sei auch eine neue Bachführung südlich der Tiefenwiesstrasse vorgesehen, wo das Bett leicht nach Westen verschoben werden soll. An erster Stelle stehe die Reduzierung des Gefahrenpotenzials. Planer und Gemeinderat hätten sich aber über die Gestaltung sehr viele Gedanken gemacht und müssen das Projekt bis Ende Mai an den Kanton abliefern.
Gezielte Weiterentwicklung
Die Tatsache, dass Gemeindepräsident Roland Hardegger während einer guten Stunde über laufende und abgeschlossene Projekte im vergangenen Rechnungsjahr berichtete, zeigte auf, wie komplex und vielfältig die Aufgaben einer Gemeindeverwaltung sind. Als wichtiges strategisches Ziel nannte er die Erhaltung und Weiterentwicklung der guten Situation von Zuzwil. Er berichtete von einer permanenten Steigerung der Arbeitsplätze (1800) in der Gemeinde, von verstärkter regionaler Zusammenarbeit auf verschiedensten Gebieten sowie vom Abschluss-Event von „Rund um Zuzwil“ am 10. Juni mit kulturhistorischen Besichtigungen.
Die Wichtigkeit und Anerkennung der wertvollen Jugendarbeit in den Vereinen wird unterstrichen mit einem erhöhten Gemeindebeitrag von 75 Franken pro Kind. Diese zukunftsträchtige Investition verdient besonderes Lob. Viele weitere Informationen, vor allem über die steuerrelevante Rechnung und das Budget, wie der Überschuss von fast zwei Millionen Franken zustanden kam, können dem ausführlichen Geschäftsbericht 2017 entnommen werden. Dort wird auch ersichtlich, dass in den kommenden Jahren für die Erhaltung und Weiterentwicklung einer attraktiven Gemeinde viele weitere Investitionen anstehen werden.
Elektronik in der Schule schnell veraltet
Schulratspräsident Clemens Meisterhans informierte die Zuhörerinnen und Zuhörer über eine finanzielle Punktlandung und gab einen Ausblick, wohin sich die Schule bewegen werde. Wie weiter mit der Informatik in der Schule? Elektronische Geräte wie die Active Boards (elektronische Wandtafeln) gehörten mit einem Alter von sieben Jahren bereits zur Steinzeit.
Man befasse sich bereits mit der Nachfolgegeneration, den Clevertouch Screens. Das sind berührungsempfindliche Grossbildschirme mit integriertem Computer. Weil diese ihre riesige Menge an Informationen fast permanent aus dem Netz saugen, ist der Anschluss ans Glasfasernetz ein Muss. Meisterhans betonte, dass diesbezügliche Kreditbegehren erstmals im Jahr 2019 anstehen würden.
Tagesschule in Diskussion
Diskutierte man unlängst über die Einführung eines Mittagstischs, heisst das Thema heute Tagesschule. Sollen unter dem Titel Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Schule Tagesstrukturen eingeführt werden, wo die Eltern ihr Kind zum Morgenessen bringen und am Abend wieder abholen?
Das hiesse Betreuung während der Freizeit, während der Erledigung der Hausaufgaben, während der Mahlzeiten. Der Schulrat wird sich dieser ganzen Thematik und Problematik in einer Klausurtagung annehmen und in der Gemeinde eine Bedürfnisabklärung starten.
Umsetzung des Lehrplans 21 unspektakulär
Wie viel Druckerschwärze wurde in den letzten Monaten doch verbraucht, um Ängste, Bedenken und Unwissen über den Lehrplan 21 zu dokumentieren. Der Schulratspräsident berichtete von einer unspektakulären Einführung und Umsetzung der neuen Vorgaben, weil sich die Lehrerschaft ausgezeichnet darauf vorbereitet habe.
Ortsplanungsrevision – Innenentwicklung
Am 3. März 2013 hat die Schweizer Bevölkerung mit der Annahme des Raumplanungsgesetzes entschieden, dass dem Boden Sorge zu tragen sei. Ortsplaner Armin Meier zeigte auf, wie der vom Bund genehmigte Richtplan des Kantons auf die Gemeinde heruntergebrochen werden soll. Heute seien keine Einzonungen mehr möglich zur reinen Komfortsteigerung, sondern nur noch für geregeltes und gezieltes Wachstum. Dabei seien viele Rahmenbedingungen vorgegeben. Unter anderem muss vom öffentlichen Verkehr in der Nähe mindestens ein Halbstundentakt angeboten werden.
Das Wesentliche sei eine Innenentwicklung. Die attraktive Wohnlage soll erhalten bleiben, verdichtetes Wohnen sei angesagt, die Planung müsse Einfluss nehmen auf die Bereitstellung qualitativ hochwertigen Wohnraums. Die bestehende Infrastruktur müsse entsprechend erhalten und laufend saniert werden. An einer in der Gemeinde durchgeführten Umfrage befürworten zwar rund 75 % der Befragten eine Innenentwicklung, aber eher nicht in ihrem Quartier.
Potenzial in Einfamilienhaus-Quartieren
Das Siedlungsgebiet soll nicht wachsen, denn es gebe im Innern noch genügend Potenzial für die nächsten 15 Jahre. Meier unterstrich, dass das grösste Potenzial in den Einfamilienhaus-Quartieren zu finden sei. Weil die Gemeinde künftig keine grossen Grenzabstände mehr bewilligen dürfe, könnten neue Häuser auf bestehenden Parzellen anders gestellt oder mit anderen kombiniert werden.
Auch für Weieren und Züberwangen forderte Meier, dass die vorhandenen Flächen optimaler in Dichte und Qualität zu nutzen seien. In nächster Zukunft wird der Gemeinderat über die Ortsplanungsrevision eine Broschüre veröffentlichen und auf der Homepage aufschalten.
Die Ad-hoc-Gruppe prüft das weitere Vorgehen
InfoWILplus.ch sprach mit Peter Link, einem Mitglied der Ad-hoc-Gruppe. Sie hätten sich die Zahlen einmal angehört und wollten in einem nächsten Schritt das Vorgehen entscheiden.
Offensichtlich hat man in der Ad-hoc-Gruppe Mühe mit den hohen Kostenangaben. Sie hätten ebenso verlässliche Einschätzungen eingeholt, welche deutlich tiefer liegen.
Die Ad-hoc-Gruppe wird entscheiden, ob an der Bürgerversammlung ein Antrag folgen soll, die Stollenvariante als Projekt mit verlässlichen Zahlen zu rechnen. Die Stimmung in der Ad-hoc-Gruppe deutet nach Link eher in Richtung „Stollenvariante weiterverfolgen“.
nj







