Bigna Körner, worum geht es im Stück von Carlo Goldoni?
Da ist Mirandolina, eine selbstbewusste Wirtin, die alle Mühe hat, sich die Männer vom Leib zu halten. Um ihre Gunst buhlen ein armer Marchese mit Verehrung und Anbetung, ein reicher Graf mit teuren Geschenken und der Kellner Fabrizio, ein kleiner Gauner, der mit proletarischem Charme punktet. Doch Mirandolina hat es darauf abgesehen, den Cavaliere – ein richtiger Weiberhasser – mit allen Mitteln der weiblichen Verführungskunst an sich zu locken, was ihr auch gelingt. Doch viel mehr will ich nicht erzählen, die Spannung soll ja noch bleiben.
Gibt es mehr zu lachen oder mehr mit zu fiebern?
Ein Goldoni-Stück ist selbstverständlich eine Komödie, die zum Lachen wie gemacht ist. Nach diesen Krisenzeiten den Leuten wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern ist doch einfach herrlich. Selbstverständlich kann auch mitgefiebert werden, für wen sich die Wirtin dann zuletzt entscheidet oder eben nicht.

Wie ist Ihre Rolle geprägt, welchen Charakter spielen Sie?
Mirandolina ist für die Zeit Goldonis eine sehr emanzipierte, selbstbewusste und liebenswürdige Frau. Sie hat viel Charme und lässt ihrer Herzlichkeit freien Lauf. Man muss sie einfach gern haben, auch wenn sie stellenweise ihr florentisches Temperament voll und ganz auslebt. Diese ganz normalen Gegensätze, die in jedem von uns stecken, nur darf ich sie auf der Bühne auch ausleben.
Wie lange wirken Sie schon bei den Schlossfestspielen mit?
Oh, ich bin bald ein Urgestein! Die Idee eines Sommertheaters entstand in den Köpfen von Florian Rexer und Schauspielern, die sich vom Stadttheater St. Gallen her kannten. Vor elf Jahren wurden die Schlossfestspiele mit «Cyrano de Bergerac» eröffnet und ein Jahr später stiess ich zur Truppe und es liess mich nicht mehr los. Mit Mirandolina steht nun bereits die 12. Produktion der Schlossfestspiele an.
Welche Rollen spielten Sie bisher?
Mein Debüt, lustigerweise auch ein Goldonistück, «Diener zweier Herren» bei dem ich die Beatrice mimte. Darauf folgten «Der eingebildete Kranke», in dem ich mit WAM (Walter Andreas Müller) als Toinette auf der Bühne streiten durfte. In «Der zerbrochene Krug» trauerte ich als Frau Marthe um meinen schönen Krug. «Bunbury» als Miss Prism, «Der Revisor» als verführerische Anna Andrejevna, die Frau des Stadthalters, die endlich mal was erleben wollte in ihrem Kaff. Das Frl. Dr. Mathilde von Zahnd aus «Die Physiker» brachte mir die Goldene Glocke (Auszeichnung der Schlossfestspiele) ein. «Die Affäre der Rue der Lourcine» als WAM’s Ehefrau, die ihn versucht zu durchschauen, «Arsen und Spitzenhäubchen» als Abby Brewster, verhalf ich einsamen, älteren Männern ins Jenseits. Und letztes Jahr durften wir ja Gott sei Dank trotz Krise spielen und zwar das teuflisch geniale Stück «Die schwarze Spinne», bei dem Hansrudolf Spühler und ich die beiden Teufel spielten.
Was gefällt Ihnen beim Theaterspielen in Hagenwil?
Kaum ist eine Produktion zu Ende, freue ich mich auf die nächste. Das Genialste an Hagenwil sind die Leute der Truppe. Wir sind eine Familie. Auch die Lokalität, das Wasserschloss mit seinem exquisiten Charme, spricht ganz für sich. Es ist eine Art Kammerspiel, da die Bühne sehr klein ist und die Zuschauer so nah bei uns sind. Man spürt die Leute um sich herum und die Atmosphäre ist einfach einzigartig.
Weitere Pläne und Projekte?
Fürs 2022 steht das Stück für Hagenwil so gut wie fest, aber ich glaube es ist nicht an mir, dies an die Medien zu bringen. Dann feiert am 11. September 2021 im Chällertheater Wil Conny Dierauer mit ihrem Soloprogramm «Kassettli» Premiere, bei dem ich sie regietechnisch begleitet habe. Auch die Regiearbeit der Bühne70 will endlich Corona hinter sich lassen und startet bald wieder. Im Herbst/Winter ist eine Produktion in Winterthur geplant mit mir in der Hauptrolle. Und mein Film «Zeit und Lust» ist nicht nur auf Schweizer Festivals zu sehen, sondern startet diesen Sommer im Ausland. Ja, so langsam können wir Künstler wieder Fahrt aufnehmen und wir werden sehen, was da noch alles kommt.