«Die Digitalisierung macht vor niemandem halt – ausser vielleicht vor den Anwälten.» Das war eine Aussage, die schon früh am Unternehmergespräch unter dem Titel «Digitalisierung und Industrie 4.0» fiel. Referenten aus verschiedenen Branchen äusserten sich. So auch der Wiler Alexander Fust, der am KMU-Institut der Uni St. Gallen aktiv ist. Aus seiner Sicht gilt es vier Punkte zu beachten: Prozesseffizienz, Interaktion mit dem Kunden, die Integration neuer Geschäftsmodelle und die Auswirkungen auf die eigenen Mitarbeiter. Nicht nur von Fust war an diesem Abend der Satz zu hören: «Die Daten sind das neue Gold.» Es gelte, möglichst viele Informationen von (potenziellen) Kunden zu bekommen und schliesslich den Kundennutzen in den Vordergrund zu stellen.
Aus der Sicht von Fust ändert sich durch die Digitalisierung einiges. Die Mitarbeiter müssen immer flexibler werden, die Firmen sich immer mehr spezialisieren – und vor allem nehme die Geschwindigkeit der Veränderung weiter zu. Es gebe aber auch Dinge, die gleichblieben. «Kommunikation ist nach wie vor wichtig, auch wenn der Kanal sich ändert. Auch der Fachkräftemangel und die Unsicherheit werden bleiben», sagte Fust. Das Problem an der Digitalisierung sei, dass man heute investieren müsse und erst in ein paar Jahren davon profitiere.
«Digitalisierung muss nicht teuer sein»
«Ich musste zur Not digitalisieren», sagte Marloes Caduff gleich zu Beginn ihres Referats. Sie baute vor einigen Jahren die Firma Codillion auf, die unter anderem Kurse für Kinder anbietet – freilich im Internet. Als Caduff mit ihrem Unternehmen loslegte, drohte eine «gigantische Lawine» auf sie niederzugehen. Also sei es darum gegangen, den Berg zu vermessen, um die Lawine gezielt zu lösen. Das tat sie auf den verschiedenen Kommunikationskanälen. Während ihres Vortrags wusste die Firmengründerin auch mit überraschenden Aussagen aufzuwarten. Zum Beispiel: «Digitalisierung muss nicht teuer sein. Man kann auch mit beschränkten Mitteln viel rausholen. Wenn man nur schon ein bisschen etwas macht, hat man gegenüber vielen anderen schon Vorteile.»
Caduff ging auch auf die Frage ein, ob das Verschicken von Newslettern noch zeitgemäss sei. Ihre Antwort war «Ja», weil es sich noch immer um die direkteste Art von Werbung handle. Wichtig sei, wie immer in der digitalen Welt, die Dinge miteinander zu verknüpfen. «Digitalisierung ist einfacher als man manchmal glaubt – und für mich zu einem Hobby geworden.»
«Macht man es nicht, tun es andere»
Auch Ingo Köder von der gastgebenden Firma Stihl, die in Wil fast 1000 Mitarbeiter beschäftigt, äusserste sich zum Thema. Er schälte – wie seine Vorredner – die Vernetzung als einen wichtigen Aspekt heraus, weil daraus Interaktion entstehe. Der digitale Kontakt löse den physischen ab. «Die Herausforderung ist, die neuen Technologien möglichst schnell anzunehmen. Ansonsten tun es die anderen», sagte Köder.
Alle Referenten diskutierten im letzten Teil der Veranstaltung im Rahmen eines Podiums weiter. Bei diesem nahm Beni Thurnheer die kritische Haltung zum Thema ein, stand aber selbstredend auf verlorenem Posten. Denn allen – natürlich auch Thurnheer – war klar, dass man sich der Digitalisierung nicht verschliessen kann. «Ohne Digitalisierung hätte ich es nicht geschafft», schloss Marloes Caduff.