Die Mitglieder der Raiffeisenbank Regio Uzwil besitzen einen Anteilschein von je 200 Franken, der jährlich mit 6 Prozent verzinst wird. Das kann sich im zweiten Halbjahr 2018 ändern. Die Bank wartet dann mit einem Emissionsvolumen von höchstens 20 Millionen Franken auf. Das einzelne Mitglied kann maximal 10'000 Franken zeichnen. Es wird ein Zins von 2 bis 3 Prozent in Aussicht gestellt.Die Mitglieder der Raiffeisenbank Regio Uzwil trafen sich zur Generalversammlung auch in diesem Jahr an fünf Orten: Im Oberstufenzentrum Thurzelg in Oberbüren, in der Turnhalle Hofacker in Schwarzenbach, in den Gemeindesälen in Niederbüren und Uzwil und im evangelischen Kirchgemeindehaus in Niederuzwil. Standort von Verwaltungsrat und Bankleitung war diesmal Oberbüren. Von hier aus wurde der Verhandlungsablauf simultan in die übrigen vier Versammlungsorte übertragen.
Der Fall Pierin Vincenz
Noch vor der Abwicklung der Geschäfte kam der Fall Pierin Vincenz zur Sprache. Verwaltungsratspräsident Christof Oswald zog die Verdienste des ehemaligen Chefs des Raiffeisenverbandes nicht in Zweifel. Seine Verhaftung habe aber eine grosse Enttäuschung ausgelöst. Insbesondere bedrücke die Frage, ob der ehemalige Vorzeige-Bankchef einen Verrat an Raiffeisenprinzipien begangen habe. Nötig seien jetzt eine lückenlose Aufklärung und entsprechende Massnahmen.
Christof Oswald unterstrich, dass die Raiffeisenbank Regio Uzwil auch bei allfälligen Verfehlungen von Pierin Vincenz nicht zu Schaden komme. Die Bank sei nicht Raiffeisen Schweiz, sondern beziehe vom Verband lediglich Dienstleistungen, die sie im vergangenen Jahr mit 652'000 Franken abgegolten habe.
Das Jahresgeschäft im Überblick
Bei den Hypotheken, ihrem Kerngeschäft, ist ein überdurchschnittliches Wachstum von 5,4 Prozent auf 810 Millionen Franken erzielt worden. Mit 806 Millionen Franken liegen die Kundeneinlagen nach einem Zuwachs von 2,3 Prozent fast auf gleicher Höhe wie die Hypotheken. Im Zinsgeschäft ist ein Nettoertrag von 9,2 Millionen Franken erzielt worden. Aus dem um fast 38 Prozent gestiegenen Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft wird ein Erfolg von 1,7 Millionen Franken, aus dem Handelsgeschäft von 686'000 Franken ausgewiesen.
Der Geschäftserfolg ist um 25 Prozent auf 4,9 Millionen Franken gestiegen, der Reingewinn um 1,6 Prozent auf 1,7 Millionen Franken. Vom Jahresgewinn werden 1,6 Millionen Franken dem Eigenkapital zugewiesen. Die Abnahme durch die Mitglieder erfolgte an allen Durchführungsorten einstimmig.
Mitglieder am Erfolg beteiligen
Die guten Ergebnisse der letzten Jahre haben zu gesetzlichen Reserven in der Höhe von 42,7 Millionen Franken und stillen Reserven von 40,2 Millionen Franken geführt. Damit übersteigen die Reserven mit 21 Prozent die geforderte Quote von 15,6 Prozent beträchtlich. Als starke lokale Bank, so Verwaltungsratspräsident Christof Oswald, wolle man künftig das statutarisch maximale Kapital zu einer bevorzugten Verzinsung ausschreiben. Wenn ein Mitglied die maximal möglichen 10'000 Franken zeichne, so erhalte es statt der 12 Franken beim 200-Franken-Anteilschein 200 bis 300 Franken Zins.
«Raiffi» verdeutlicht Digitalisierung
Wie gewohnt führte Moderatorin Regula Elsener charmant durch den Abend. Schon vor ihrem Auftritt stand jedoch «Raiffi», ein Roboter, auf der Bühne. Als Christof Oswald auf die Digitalisierung zu sprechen kam, trat er in Aktion. Dies geschah bei dem an sich ernsten Thema humorvoll. Humor hat die regionale Raiffeisenbank auch zum Jahresthema gemacht. «Raiffi» zeigte sich ziemlich menschlich, versuchte die Moderatorin auszustechen und mit dem Verwaltungsratspräsidenten zu flirten.
Bei allen rasanten technischen Fortschritten – in Niederbüren wird demnächst der modernste Bancomat mit Einzahlungsmöglichkeit und Gesichtserkennung installiert – werden auch im Bankgeschäft der Zukunft Kontakte und Gespräche unerlässlich sein.
Über 10'000 Mitglieder
Über die Art und Notwendigkeit von Fragen bei einem Beratungsgespräch gab Albert Waser, Leiter der Vermögensberatung, Auskunft. Bankleiter Aldo Kopp wies auf die gute Durchmischung der mittlerweile über 10'000 Mitglieder hin. Der Altersdurchschnitt beträgt 51 ½ Jahre. Die 154 im letzten Jahr neu dazugekommenen Mitglieder sind im Schnitt 37 Jahre alt.
Die Mitglieder können nicht nur von den Bankdienstleistungen, sondern auch von einem abwechslungsreichen weiteren Angebot profitieren. Marketingleiterin Sabine Willi erwähnte unter anderem die vielen Veranstaltungen auf dem Raiffeisenplatz in Niederuzwil. Als nächste findet am 24. März der Ostermarkt statt. Passend zum Jahresthema Humor wird dort Guschti Brösmeli auftreten.
Der werfe den ersten Stein …
Es gibt momentan wohl keine Versammlung von Raiffeisen-Genossenschaftern, an der Pierin Vincenz nicht thematisiert wird. Und das, bevor seine allfälligen Verfehlungen beziffert sind.
Die Verdienste des ehemaligen Chefs um den Verband der Raiffeisenbanken sind unbestritten gross. Er wurde dafür gelobt und bewundert. Nun wird er von allen Seiten kritisiert und sieht sich am Boden zerstört.
Mir scheinen zwei Dinge bemerkenswert. Zum einen stilisieren Medien Menschen aufgrund von Erfolgen, auch von kurzfristigen, rasch zu Stars und Idolen hoch. Ebenso rasch lassen sie sie bei Ungenügen wie heisse Kartoffeln fallen. Oder weiden sich gar an ihrem Versagen.
Aber auch für den kleinen Mann – für mich und vielleicht auch für Sie – ist die Situation von Vincenz bedenkenswert. Haben wir der Möglichkeit immer widerstanden, uns einen Vorteil zu verschaffen? Leider – oder vielleicht glücklicherweise – sind wir nie an die grossen Honigtöpfe gelangt …
Josef Bischof










