Rektorin Doris Dietler Schuppli erinnerte in ihrer Begrüssung an ihre Studienzeit, wo sie an einem «Commodore 64» erste Computerkontakte erlebte. Damals habe sie die gemachten Erfahrungen als Spinnerei abgetan, niemals für eine praktische Anwendung tauglich. Heute gehöre der Laptop an der Kanti zum Arbeitsinstrument und seit diesem Jahr sei der Informatik-Kurs obligatorisch.

Die Information galt zeitgleich der Präsentation der kantonalen Abstimmungsvorlage vom Februar, wo die Stimmbürgerschaft über 75 Mio., verteilt auf acht Jahre, für das Projekt Bildungsoffensive entscheidet. Die breit angelegte Zuhörerschaft aus Kanti-Studierenden und weiteren Wirtschaftsinteressierten erhielt einen Einblick, worum es bei der Bildungsoffensive des Kantons St. Gallen geht.

Eine St. Galler Pionierleistung

Regierungspräsident und Bildungsdirektor Stefan Kölliker wies eingangs seiner Ausführungen darauf hin, dass das Projekt aus Erkenntnissen der letzten Jahre entstanden sei. Die Bildungsoffensive bilde eine Pionierleistung des Kantons, weil schweizweit nichts Ähnliches im Gang sei. Das Projekt, es gehe um die Vermittlung von digitalen Kompetenzen, werde über alle Schulstufen breit abgestützt. Die Gewinner seien die Wirtschaft und die Menschen auf allen Stufen.

Nach Kölliker stehen die 75 Mio. Franken den aktuell ausbleibenden 200 Mio. Steuereinnahmen gegenüber, weil der Kanton St. Gallen über eine unterdurchschnittliche Steuerkraft verfüge. Es fehle an hochqualifizierten Fachkräften, welche über hohe Einkommen entsprechend Steuersubstrat bildeten. Kölliker erinnerte an die Abstimmung vom Vorjahr, wo man mit einem Millionenbetrag für die Ärzteausbildung an der Uni St. Gallen entschieden habe. Unterdessen ständen bereits 80 Ärzte in Ausbildung.

Digitalisierung passt zur Bildung

Nach Kölliker geht es bei der Bildungsoffensive nicht allein um technische Kompetenzen bei digitalen Anwendungen, sondern um deren Abstimmung auf den Nutzen im menschlichen Alltag. Die Bildungsoffensive verlange Offenheit gegenüber Neuem, Neugier, Kreativität und Mut im Fortschreiten.

Das Projekt beinhaltet fünf Schwerpunkte. Bereits in den Volks- und Mittelschulen werden Schwerpunkte gesetzt, damit die jungen Menschen beim Eintritt in die Berufsbildung, dem zweiten Schwerpunkt im Besitz der Grundlagen seien. Die Digitalisierung ermöglicht an Fachhochschulen ortsunabhängiges Lernen, was für entferntere Regionen Vorteile ergibt. Der vierte Schwerpunkt gilt der UNI St. Gallen, wo eine «School of Information and Computing» mit einem Bachelor- und Masterstudiengang eingerichtet wird. Wirtschaftspraktika und MINT-Förderung (Förderung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) werden kantonsweit als Vernetzungsplattform eingerichtet.

Eine digital vernetzte Welt

Ralph Kugler, Co-Leiter Institut ICT & Medien an der PHSG, referierte zum Schwerpunkt 1, der Bildung von Modellschulen mit digitalem Unterricht. Kugler wies darauf hin, dass dies nicht nur für die Lernenden, sondern auch die Lehrkräfte eine Herausforderung darstellen werde. Es gehe um die Wirkung der Digitalisierung, in der Anwendung beim Computereinsatz. Der Lehrplan 21 habe bekanntlich das Fach Medien bereits im Programm.

Nach Kugler ist es beim bisherigen Verständnis für Informatik um Infrastruktur und Dienstleistungen gegangen. Bei der Bildungsoffensive werden das Personal, die Medien und Lerninhalte wichtig genommen. Es gehe bei der Bildungsoffensive nicht um ein Infrastruktur-Projekt.

Bei der Vorstellung von «SMARTFELD» durch Prof. Nicolas Robin ging es um das Aufzeigen wie Wirtschaft und Bildung einander näherkommen können. Bereits im September 2018 habe man mit «Smarten Textilien» erste Workshops gestartet. Im Jahr 2019 werde «Photonik» zum Thema gemacht. Mit Smartfeld wolle man Kompetenzen mit Blick auf das 21. Jahrhundert schaffen.

Ängste nicht aufkommen lassen

Die Podiumsdiskussion bot Gelegenheit, die ersten Erfahrungen seitens anwesender Studierenden in Erfahrung zu bringen. Tina Kesseli, ausbildungsverantwortlich, informierte über die Vorbereitung von Lehrpersonen für digitalen Lehrstoff. Dr. Jochen Müller wies auf die notwendige Verbreitung verständlicher Informationen, um Ängste in der Bevölkerung abzubauen oder nicht aufkommen zu lassen. Weil der Start schon in den Volksschulen angesetzt sei, biete sich ein basisorientierter Aufstieg.