Wenn man dem Wiler Willy Hollenstein gegenüber sitzt und er über die Aufführungen spricht, leuchten seine Augen. Der Unternehmensberater, der als junger Mensch die Schauspielschule besuchte, ist auch heute noch vom Theater „angefressen“, wie er sagt. Seine bisherigen Inszenierungen, mit den aktuellen sind es inzwischen sechs geworden, waren fast ausnahmslos ein Erfolg. Am wenigsten vielleicht „Der Besuch der Alten Dame“ von Dürrenmatt, sagt Hollenstein. Aber der Erstling „Idda von Toggenburg“ und die sich anschliessenden Titel waren starke Publikumsmagnete.

Anspruchsvolle Projekte für nächstes Jahr
Bereits bestehen für nächstes Jahr nicht nur Pläne, konkrete Vorbereitungsarbeiten sind schon angelaufen. Es sind auch wieder zwei Stücke in der gleichen Spielsaison geplant, diesmal sogar an zwei verschiedenen Spielorten. Als Beitrag zum 500 Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation steht bei der einen Aufführung die Person von Huldrych Zwingli im Vordergrund. Der Schweizer Reformator, aufgewachsen in Wildhaus, hat eine grosse Wirksamkeit weit über Zürich hinaus entfaltet. Sein Weitblick, sein Verantwortungsgefühl fürs Ganze, aber auch seine Prinzipienfestigkeit machten ihn zu einem Pfeiler der europäischen Reformationsgeschichte.

Zwingli und Maria
Einem religiösen Jubiläum ist auch die zweite Aufführung gewidmet. Sie findet an einer ganz anderen Örtlichkeit statt als das Zwingli-Stück: vor der Wallfahrtskirche Maria Bildstein in Benken. Thematisch ist diese Aufführung auch an ein Jubiläum gebunden, sie erinnert ebenfalls an ein Ereignis, das vor 500 Jahren stattgefunden hat: Das Heiligtum mit dem Bildnis der Muttergottes wurde 1519 begründet, im gleichen Jahr, als Zwingli am Grossmünster seine viel beachteten Predigten im neuen Geiste hielt. Autor des vor Maria Bildstein aufgeführten Stücks ist Paul Steinmann, Regisseurin ist Monika Wild, welche schon bei früheren Produktionen der Bühne Thurtal Regie führte.

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Willy Hollenstein, Produktionsleiter, antwortet auf Fragen von Hallowil:
„Den Theatervirus habe ich schon seit über 50 Jahren“

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Geschafft: Ein glücklicher Willy Hollenstein begrüsst das Publikum zur letzten Darbietung auf Dreyschlatt: das Schlusskonzeert


Die aktuellen Aufführungen, Ueli Bräker und Krabat, gehören der Geschichte an. Das Schlusskonzert der Paldauer zog noch einmal viele Leute herauf an den Spielort weit oben in den Hügeln. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Hollenstein: Durchaus positiv, in allen Belangen. Zusammen mit Krabat sind fast 10‘000 Besucher gekommen, und bis auf einmal konnten wir bei besten Wetterbedingungen spielen. Es war zugegeben ein Risiko, so weit oben zu spielen, doch es hätte keinen passenderen Standort für Ueli Bräker gegeben. Ebenfalls für Krabat war die Atmosphäre sehr speziell, und für den Bühnenumbau waren die Bedingungen ebenfalls sehr ideal, natürlich auch unsere Spezialisten.

Hat sich die Doppelaufführung bewährt? 
Hollenstein: Das Experiment hat sich sehr positiv ausgewirkt. Wir wussten auch nicht, ob das klappen würde, zwei so unterschiedliche Spiele am gleichen Ort zu inszenieren. Doch es hat ebenfalls bestens funktioniert. Die vielen Synergien sind ebenfalls ein echter Gewinn, da beide Produktionen voneinander profitieren konnten, nicht nur zuschauermässig, sondern auch personell. Für mich persönlich ist es ein grosser Gewinn, Simon Keller kennen gelernt zu haben. Er arbeitet sehr professionell, und ich wünsche mir mit ihm noch weiteres zu realisieren. Seine Jugendlichkeit sowie seine hohe Professionalität sind sehr beeindruckend.

Für nächstes Jahr planen Sie wieder zwei Aufführungen. Eine vor der Wallfahrtskirche Maria Bildstein, die andere mit Zentrum Huldrych Zwingli, für die der Spielort noch nicht feststeht. Wo liegen für Sie die Hauptherausforderungen?
Hollenstein: Zugegeben, das ist erneut eine etwas verrückte Idee, doch vor dem Hintergrund der Erfahrungen in diesem Sommer bin ich sehr zuversichtlich. Es sind zwei völlig unterschiedliche Organisationen, mit ebenfalls zwei unterschiedlichen Ensembles. Es spielen keine Leute von uns in Benken, und auch nicht umgekehrt. Was mich sehr freut: Monika Wild, die für uns viermal für die Regie verantwortlich war, wird auch in Benken wieder Regie führen.

Stellt sich da nicht die Gefahr der Überforderung?
Hollenstein: Ich bin auch jetzt, nach einem anstrengenden Sommer mit zwei Inszenierungen, weit von einem Burnout entfernt. Es gibt nichts Schöneres als das zu machen, was man tief innen spürt, machen zu wollen. Den Theatervirus habe ich schon seit über 50 Jahren. Dass ich ihn jetzt auf diese Art und Weise ausleben darf, ist eine enorme Bereicherung. Wichtig ist natürlich gute Leute im Umfeld zu haben, sonst geht so etwas nicht, und die haben wir, allen voran meine Frau, die mich grossartig unterstützt.