Arber Bullakaj, Wiler Parlamentsmitglied und SP-Nationalratskandidat, ist sich sicher, dass die Stadt Wil «ein vielfältiges Gefüge» ist. Ein Gefüge aus verschiedenen Menschen, welche die Äbtestadt bewohnen, beeinflussen, prägen und sich in ihr in den unterschiedlichsten Belangen einbringen. «Wil hat in den letzten Jahren Pioniergeist gezeigt, etwa bei der Förderung der Einbürgerung und der Partizipation», schreibt Bullakaj in der Interpellation, die er erst kürzlich im Wiler Parlament eingereicht hat. Die Förderung der Vielfalt und die Pflege einer freundlichen Willkommenskultur sei zudem das Legislaturziel Nr. 1 des Stadtrats. Weiter: «Dennoch ist die Vielfalt der städtischen Bevölkerung in der Stadtverwaltung – einschliesslich der Technischen Betriebe Wil (TBW) und Schulen – auch im Jahr 2019 noch kaum repräsentiert», ist Bullakaj überzeugt. So gebe es beispielsweise nur auffallend wenige städtische Angestellte mit Migrationshintergrund – sei das mit oder ohne Schweizer Pass. 

«Die Stadt Wil könnte ihren Bekenntnissen zur Förderung der Vielfalt und zu einer zeitgemässen und verantwortungsvollen Personalpolitik Taten folgen lassen, indem sie eine Diversity-Strategie erarbeitet», meint Bullakaj in seiner schriftlichen Interpellation. Als gutes Beispiel nennt der Nationalratskandidat die Stadt Winterthur. Dass sich der Parlamentarier so für eine Diversity-Strategie einsetzt, hat verschiedene Gründe. «Heute gibt es unzählige Studien, die zeigen je vielfältiger eine Gruppe ist, desto besser sind die Arbeitsresultate», antwortet Bullakaj auf Anfrage der «hallowil.ch»-Redaktion. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Menschen bringen vielfältige Ideen und eine andere Dynamik in die Arbeitswelt ein. «So können neue und kreativere Ansätze entstehen», sagt Bullakaj, der davon überzeugt ist, dass Schulen und Verwaltungen viel von einer breiteren Vielfältigkeit profitieren würden. Hinzukomme, dass die städtischen Verwaltungen durch die Steuerzahler finanziert werden. «Zudem zählen zu den Steuerzahlern alle möglichen Bevölkerungsgruppen. Hier gibt es beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund, die in der städtischen Verwaltung nicht vertreten sind. Zu den Steuerzahlern gehört aber auch das weibliche Geschlecht, Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Menschen mit einer Behinderung», erklärt Bullakaj. 

«Vorurteilsfreie Personalprozesse gewährleisten»

Doch was sind überhaupt die Gründe für die derzeitige mangelhafte Repräsentation, die Bullakaj feststellt? «Das muss die Stadt nun analysieren, denn ich kann nur Vermutungen aufstellen», antwortet er. So vermutet er: Wenn eine freie Stelle ausgeschrieben wird, dann wird diese von verschiedenen Menschen weitergeleitet und verteilt. «Ich denke nun, dass solche Ausschreibungen von Menschen verteilt wird, die sich immer im gleichen Umfeld bewegen.» So würden gewisse kulturelle Kreise eine solche ausgeschriebene Stelle kaum sehen. «Deshalb denke ich, dass die städtische Verwaltung nicht genügend sensibilisiert ist, dass sie auch auf die Vielfalt innerhalb ihrer Arbeitsstellen achten sollte», so Bullakaj. 

In der schriftlichen Interpellation erklärt der Wiler: Durch eine ausgewogene Vertretung der Vielfalt bei den städtischen Mitarbeitern – und das auf allen Stufen – könne sichergestellt werden, dass unterschiedliche Blickwinkel eingenommen und Dienstleistungen zielgruppengerecht erbracht werden. Das Bewusstsein um die Vielfalt sollte die Stadt auch im Verwaltungsalltag und in den Schulen begleiten. «Dies erfordert, vielfältige Fähigkeiten und Talente zu erkennen, zu fördern und vorurteilsfreie Personalprozesse zu gewährleisten», heisst es in Bullakajs Interpellation weiter. Eine konsequente Diversity-Strategie würde nicht zuletzt auch dazu beitragen, dass sich in der Stadt Wil alle Menschen noch besser willkommen fühlen würden. (sp/mac)