Im Oktober lädt der Wiler Chor «Cantores Corde» bereits zur 27. Aufführung ein. Präsident Silvan Isenring, seit sieben Jahren im Amt, blickte an der Jahresversammlung auf ein erfolgreiches Konzertjahr 2017 zurück. Es war der damalige wie auch heutige Leiter Karl Paller aus Züberwangen, der im 1990 «Cantores Corde» ins Leben rief. Im Grusswort des Programms 2018 weist Chorpräsident Silvan Isenring auf das Zitat von Carl Philipp Emanuel Bach über seinen Vater Johann Sebastian Bach hin das heisst: «Die Musik meines Vaters hat höhere Absichten. Sie soll nicht das Ohr füllen, sondern das Herz in Bewegung setzen.»

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Im Anschluss an die Hauptversammlung waren die Sponsoren im Garten des "Rössli" zum Apéro riche geladen. 

41 Mitglieder prägen die Chorgeschichte
Der im Jahr 1990 von Karl Paller ins Leben gerufene Chor bestand über 16 Jahre lang ohne Vereinscharakter. Die damals 26 Mitglieder ermöglichten dennoch eine jährliche Aufführung mit Chor und Orchester. Um den Zugang zu Sponsoren zu verbessern, habe sie zur Vereinsgründung veranlasst, informierte Präsident Silvan Isenring im Gespräch. Erfreulich nannte Isenring den Zusammenhalt im Chor. Auch heute seien noch rund 15 Gründungsmitglieder im Chor dabei. Auch bei den Sponsoren dürften sie auf langjährige Spender zählen.

Das Konzertjahr 2017 mit dem Werk «Missa Salisburgensis von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704)» schloss mit einem kleinen Defizit ab, das sie mit Reserven früherer Jahre ausgleichen konnten. Isenring betonte, dass es der Solidarität von Freunden und Mitgliedern bedürfe, welche vielmals ohne Gage oder mit Spenden die Finanzierung sicherten. Solidarität dürften sie auch seitens der Besucher der Konzerte erfahren, welche sich bei freier Kollekte überaus wohlwollend zeigten. 

314 Magnificate harren der Aufführung
Im bereits vorliegenden Programmheft weist Pilipp Stoffel zur Aufführung darauf hin, dass gemäss Internetsuche 314 Magnificate der Bachs einer Aufführung harren. Es sei also höchste Zeit, dass auch Cantores Corde sich dieser äusserst beliebten Form der Kirchenmusik annehme.

«Magnificat anima mea Dominum››: 
So beginnt der Lobgesang aus dem Lukasevangelium, gesprochen von Maria, kurz nach dem Besuch des Erzengels Gabriel, und gerichtet an ihre Cousine Elisabeth, selber schwanger mit Johannes dem Täufer. Das Magnificat ist nach Stoffel ein wahrlich leidenschaftliches «Weihnachtslied›› Marias, in welchem sie ihren Glauben an Gott kundtut.

Inspiration für Komponisten
Dass diese Passion der Worte Marias Komponisten aller Couleur zu ihren Werken inspirierte, ist somit nicht weiter erstaunlich. Weitaus überraschender ist es, dass zwischen dem Entstehen der Magnificate von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und seinem ältesten Sohn Carl Philipp Emanuel (1714-1788) gerade mal 26 Jahre liegen, dass aber ihr musikalischer Stil weiter entfernt kaum sein könnte. Eine wahrhaft grosse emanzipatorische Leistung, ohne gegenseitiges Zutun oder Beeinflussung, beschreibt Philipp Stoffel den Unterschied von Vater und Sohn Bach im musikalischen Schaffen.

Unverkennbar
Das Werk des Vaters (1723) ist von der ersten Sekunde als seines erkennbar. Festlichkeit, Besinnung, Verklärung, Triumph und Stärke, alles ist in vokaler und instrumentaler Besetzung, Agogik und Polyphonie eingebettet. Johann Sebastian gelinge ein ungemein sublimes Gesamtkunstwerk, welches den Inhalt von Marias Lobgesang Gottes in all seinen Teilen berückend darstellt.

Seinen ganz persönlichen Favorit - höchst erstaunlich – nennt Stoffel den Cantus Firmus der Oboen im «Suscepit lsrael››. Mit der Reprise im «Gloria›› werde der Zuhörer freudig und beseelt entlassen.

Sportive Art des Sohnes
Das Werk des Sohns (1749), ebenfalls in D-Dur gehalten, weist praktisch dieselbe Besetzung auf (einziger Unterschied sind die beiden Hörner, die bei Vater Bach fehlen) und konfrontiert das Publikum mit seinen typischen kompositorischen Charakterzügen: Die Macht des Unisonos, der Sequenz und der harmonischen Überraschung. Mit diesen drei Elementen sowie ebenfalls wechselnden Besetzungen der Stimmen und Instrumente gelingen ihm unerwartete Spannungsbögen. Es ist spürbar, dass die Musik von Carl Philipp Emanuel eine sportive Ader aufweist. Das Werk schliesst in einer besonders reizvollen Schlussfuge, wo ein polyphones Koloraturfeuerwerk gezündet wird. 

Siehe auch Bericht der Aufführung 2017: https://hallowil.ch/umarmt-von-musik.html

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Magnificate von J.S. Bach 

und C.P.E.Bach

Was Karl Paller 1990 als kreative Idee ins Leben gerufen hat, ist heute aus der Ostschweizer Konzertszene nicht mehr wegzudenken. Die Sängerinnen und Sänger mit Herz: Cantores Corde! Seit mehr als 25 Jahren werden alljährlich zusammen mit dem Cantores-Corde-Orchester besondere Werke der Musikliteratur einstudiert und an mehreren Konzertorten in der Ostschweiz aufgeführt.

Am Samstag 27. Oktober 2018, 19:30 Uhr, in der Kreuzkirche Will
Magnificat anima mea Dominum – mit diesen Worten beginnt der Lobgesang

der Heiligen Maria. Sie antwortet damit auf die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel. Chor und Orchester Cantores Corde stellen in ihren diesjährigen Konzerten das 1723 geschriebene "Magnificat" von Johann Sebastian Bach dem 26 Jahre später komponierten Lobgesang seines zweit-ältesten Sohnes Carl Philipp Emanuel gegenüber.

Konzertorte 2018:
Sa, 20. Oktober 2018, 19:30 Uhr, Laurenzenkirche St. Gallen
So, 21. Oktober 2018, 17:00 Uhr, evangelische Kirche Romanshorn
Sa, 27. Oktober 2018, 19:30 Uhr, Kreuzkirche Wil
So, 28. Oktober 2018, 17:15 Uhr, katholische Kirche Weinfelden

Solisten:
Stefanie Steger, Sopran
Astrid Pfarrer, Alt/Mezzosopran
Jörg Dürmüller, Tenor
Peter Brechbühler, Bass
Chor und Orchester Cantores Corde
Karl Paller, Leitung

siehe auch: www.cantorescorde.ch