Erste Veranstaltung der CVP Wil im neuen Jahr ist der «Bürgerwurst-Anlass». Präsident Franklin Munishi konnte dazu rund 80 Mitglieder im Pfarreizentrum Wil willkommen heissen. Aus aktuellem Anlass – am 10. März findet die Ersatzwahl für die zur Bundesrätin gewählte Ständerätin Karin Keller-Sutter aus Wil statt – stellte sich Beni Würth vor. Der St. Galler Regierungsrat und Finanzchef ist der Kandidat der CVP für die Nachfolge von "KKS".
Amtsausübung verlangt Erfahrung
Das Amt eines Ständerates, die Vertretung des Kantons St. Gallen in der kleinen Kammer in Bern, verlange politische Erfahrung, stellte Regierungsrat Beni Würth fest. Als ehemaliger Stadtammann von Rapperswil-Jona, Regierungsrat und Präsident der Kantonsregierungen verfüge er darüber. Er kenne den Kanton in seinen Regionen und Belangen. Im nördlichen Teil, in Mörschwil, sei er aufgewachsen, im südlichen Teil, in Rapperswil, wohne er mit seiner Frau und den zwei Kindern.
Laufbahn in Zehnerschritten
Seine politische Karriere hat Beni Würth mit 32 Jahren als Gemeindepräsident von Jona gestartet. In die zehnjährige Amtszeit fiel die Fusion von Rapperswil und Jona und die Übernahme der Verantwortung für die bevölkerungsmässig zweitgrösste St. Galler Gemeinde Rapperswil-Jona. Mit 42 Jahren ist er in die St. Galler Regierung gewählt worden. Anfänglich leitete er das Wirtschaftsdepartement, heute steht er dem Finanzdepartement vor. «Mit 52 Jahren würde ich gerne in die Bundespolitik wechseln. Ich fühle mich gut vorbereitet für das Amt eines Ständerates.» So warb Würth für seine Wahl und fügte an: «Es ist nötig, dass eine Bewegung in Gang gebracht wird, die meinen grossen persönlichen Einsatz unterstützt.» Mit Genugtuung stellte er fest, das ihn bereits 450 Personen in einem Komitee unterstützten.
Befristete Doppelbelastung
Beni Würth äusserte sich auch zur kritisierten Doppelbelastung durch das Regierungs- und das Ständeratsmandat. Er fühle sich in der Lage, beide Ämter bis zu den Erneuerungswahlen der Regierung mit vollem Einsatz auszufüllen. Das hätten schon mehrere Vorgänger vor ihm (Rüesch, Gemperli, Keller-Sutter) auch geschafft.
Auf eine Frage aus der Versammlung betonte Würth, dass dieses Doppelmandat nicht für ihn, sondern allenfalls für den Kanton St. Gallen lukrativ wäre. Die Entschädigung aus dem eidgenössischen Mandat würde nämlich bis zur Aufgabe des Regierungsamtes in die St. Galler Staatskasse fliessen.
Ein Rahmenabkommen mit der EU brauche die Schweiz über kurz oder lang, ist Würth überzeugt. Aber nach den Expertenverhandlungen sei jetzt das Gespräch auf der politischen Ebene nötig. Bezüglich der CO2-Steuer bekannte sich der Ständeratskandidat zur Festlegung von Inland-Zielen.
Brauchtum basiert auf Gefühlen
Danach legte Magdalen Bless einleitend die Gründe und die Bedeutung von Bräuchen dar und zeigte dann ausführlich das reiche Brauchtum im Wiler Kirchenjahr auf. Mit Bräuchen gingen wir in die Tiefe der Zeit. Die meisten Bräuche hätten ihren Ursprung Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende früher. Sie seien nicht intellektuell zu begründen. Sie sprächen unser Gemüt und unsere Seele an. Gemäss Definition seien Bräuche bestimmte Haltungen und Handlungen, welche durch Überlieferung und Tradition in der menschlichen Gemeinschaft als richtig und verpflichtend empfunden würden. Bräuche setzten Gemeinschaft voraus. Gerade deshalb seien sie in unserer Zeit der Vereinzelung wieder besonders wichtig.
Viele Bräuche hätten ihre Wurzeln in einem magisch-mystischen Weltbild. Sie stammten aus einer Zeit, in der sich die Menschen die Naturkräfte als beseelt vorgestellt hätten. Damals seien die Menschen viel stärker als heute in den Ablauf des Jahres eingebunden gewesen. Bedeutsam seien auch der Tod und ein Geisterleben nach dem Tod gewesen. Grabbauten seien deshalb grösser als die menschlichen Siedlungen gewesen. In unseren Breiten sei ausserdem die Sonne als göttliches Symbol immer ein wesentlicher Bestandteil des Brauchtums gewesen.
Bräuche im Wiler Jahr
Madgalen Bless begann ihren Rundgang durchs Wiler Jahr im Advent. Als erstes erwähnte sie den Nikolaustag. Dem heiligen Nikolaus ist die Wiler Stadtkirche geweiht. Der Bischof von Myra war im Lauf der Zeit Ursprung für verschiedene Bräuche, beispielweise Schüler-Bischöfe. Zeitweise trieben aber auch wilde Kläuse ihr Unwesen. Als neuen Brauch erwähnte die Referentin das Adventssingen.
Weihnachten sei früher nur in der Kirche gefeiert worden. Am Jahreswechsel gab es das Gut-Jahr-Singen. An Silvester – in der dunklen Jahreszeit – hat sich der Laternenumzug inspiriert. Am Neujahr gab es Brot und allenfalls eine Münze für Patenkinder. Zur Zeit der Äbte wurde anfangs Jahr ein rauschendes Fest nach der Wahl der Räte gefeiert. Am Dreikönigstag gabs für Bräutigame einen Birnenweggen. Maria Lichtmess (2. Februar), der Agathatag (5. Februar), Fasnacht, Funkensonntag, Karwoche, Ostern, Pfingsten, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt und das Steckliträge (Stadtschützen) werden zum Teil noch heute in mehr oder weniger traditionellem Rahmen gefeiert.