Unerwartet erschienen die Grussworte von Diakon Franz Wagner, indem er neben den Teilnehmern aus den beiden Landeskirchen, Katholiken und Reformierten, auch Menschen anderer Religionsgemeinschaften oder ohne Religionszugehörigkeit begrüsste. Er nannte den Bettag als Tag der Geschwisterlichkeit. Pfarrer Thomas Rau betonte, dass wir aus der liberalen Haltung gegenüber anders Denkenden viel gelernt hätten.

«Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan, oder nicht getan…»
Das Thema war mit dem gewählten Evangelium gesetzt mit der Botschaft Jesu, was einmal geschehen werde, wenn er wiederkommt. Da werde es um die Frage gehen, was wir unseren Mitmenschen haben zukommen lassen oder nicht, weil dies immer gegenüber Gott geschehen ist.

Die Gedanken dazu nahm EVP-Politiker Roman Rutz in seiner Predigt auf mit den Fragestellungen, was wir heute zu danken, zu Büssen und zu beten hätten. Dazu blickte er eingangs auf das Jahr 1847 zurück, dass seit diesem Jahr in der Schweiz nach Beendigung der Konflikte zwischen liberalen und konservativen Kantonen keine Kriege mehr stattgefunden hätten. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag gehe auf das Jahr 1848, der Gründung der Bundesverfassung zurück. 

Bettagsbegriffe sind top aktuell
Danken: Nach Rutz befreit Dankbarkeit, mach fröhlich und lenkt den Blick auf das Wesentliche und nicht zuletzt dahin, seit 170 Jahren keinen Krieg mehr zu verzeichnen. Dankbarkeit sei angezeigt, in einem Land zu leben, wo man genügend Nahrung hat, lesen und schreiben lernt, Ferien geniessen kann, was viele Menschen von sich nicht sagen können. Etwas Besonderes seien wir ja nicht, dass wir hier geboren seien. Schämen müssten wir uns dafür nicht, aber dankbar sein. Darin zeige sich Nächstenliebe wie im Evangelium, …, das habt ihr mir getan. Gott suche nicht wichtiges Getue, statt horten besser Teilen, statt Verurteilen, mehr Grossherzigkeit.

Busse hat nach Roman Rutz mit Verantwortung zu tun im Umgang miteinander. Nicht alle Fehler und Nachlässigkeiten seien mit Reue und Vergebung erledigt. Wenn der Bundesrat den Export von Kriegsmaterial lockere, machten wir uns mitschuldig was daraus werde, Tod und Verderben. Auch der Menschenhandel, Ausbeutung aus Notlagen von Menschen könnten wir nicht mit einem Achselzucken abtun. Bezüglich Umweltbewusstseins laden wir uns Schuld auf, wenn wir Kleider und Smartphones aus Billiglohn-Ländern kaufen. Es gehe nicht darum, Schuld aus der Welt zu schaffen, sondern um die Umkehr im Verhalten.

Das Beten beinhalte ebenfalls das Danken. Die Frage stelle sich vielmals, wo den unser Gott sei. Finden wir Gott als guten Freund oder in der Macht der Natur? Gott sei für uns in dem Sinne wie das Wasser für den Fisch, so nah könne er uns sein. Vielleicht guten Grund, einen neuen Weg einzuschlagen, schloss Roman Rutz seine Gedanken zum Bettag.

Gemeinsam unterwegs in Gottes Schöpfung
Die Gestaltung des Gebetsteils galt gleichfalls dem Nachsinnen, wie wir uns in Gottes Schöpfung zurechtfinden können. Im Anerkennen von Gott als den Ewigen, den Schützenden und Bewahrenden, lasse sich auch in Notlagen befreiende Kraft finden. 

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Die Trachtenfrauen hatten für einen ansprechenden Apéro gesorgt. 

Mit der Landeshymne schloss der Gottesdienst und nachfolgend einem ermunternden Spiel der Musikantinnen und Musikanten der Stadtharmonie. Im Anschluss waren die Anwesenden zum Apéro mit einem Schmackhaften Brötli geladen, ausgeschenkt von den Wiler Trachtenfrauen.