Am Donnerstagabend empfängt die Stadt Wil mit Pauken und Trompeten seine erste Bundesrätin Karin Keller-Sutter – und somit auch ein ehemaliges Mitglied der Wiler Stadtparlaments. Es empfiehlt sich aber, mit der bekanntesten Wiler Politikerin nicht zu vertieft über die Parlamentssitzung von Mittwochabend zu reden. Dies ist zu sagen, obwohl bei ebendieser just die FDP, welcher KKS angehört, mit einem aus Parteisicht geschickten Schachzug und Schulterschluss im rechten Lager mitverantwortlich war, dass eine zweite Steuerfuss-Reduktion hintereinander trotz fehlender Rats-Mehrheit weiterhin Thema ist. Aber es war kein Abend, auf den das Stadtparlament stolz sein kann. Einerseits verlief die Debatte phasenweise konfus und war mit sieben Stunden überlang. Andererseits steht die Stadt Wil Mitte Dezember ohne Steuerfuss für das kommende Jahr da, was gewiss kein Ruhmesblatt ist.
Nun wird das Volk bemüht, eine Entscheidung zu treffen, welche aus seiner Sicht nicht allzu nachhaltig ist. Ob der Steuerfuss bei 118 oder 120 Prozent zu liegen kommt, wird Ottonormalverbraucher kaum merken. In seinem Portemonnaie macht das höchsten ein paar Franken aus. Wird die Steuerfuss-Reduktion an der Urne gutgeheissen, bekommt der Stadtrat zudem einen ziemlich diffusen Auftrag. Die Geschäftsprüfungs-Kommission verlangt von der Exekutive, «bei den Ausgaben äusserst zurückhaltend zu agieren». Das ist ein Fingerzeig, mehr aber nicht.
Die Ausgangslage bietet dem Stadtrat zudem einige Argumente, um im Abstimmungskampf beim Volk zu punkten. Von einem gesenkten Steuerfuss von 118 Prozent ausgehend, würde sich das Defizit für das Jahr 2019 auf rund vier Millionen Franken erhöhen. Ohne klare Vorgabe, wo gespart werden muss, kann sich die Exekutive jene Themen aussuchen, bei denen das Volk keineswegs sparen will.
Alles in allem ist es etwas gar viel Wirbel um ein Thema, welches die Stadt nicht entscheidend prägen wird.
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