Finanzverwalter Reto Stuppan kann die Stadt Wil Ende November erhobenen Hauptes Richtung Winterthur verlassen. Denn auch sein letztes Budget ist gelungen. Zwar ist der prognostizierte Verlust mit 2,9 Millionen Franken um 1,2 Millionen höher als im Budget für das laufende Jahr. Bei einem Gesamtaufwand von fast 172 Millionen Franken ist das aber allemal im Rahmen. Zumal der Rechnungsabschluss oftmals besser ausfällt als das Budget. Selbst die Stadt rechnet damit, dass der Verlust nächstes Jahr «nur» 1,2 Millionen Franken beträgt. Sie nimmt aber die höhere Zahl ins Budget, um sich bei der Vergabe von Krediten nicht selber einzuschränken. Es würde nicht erstaunen, wenn für 2019 schliesslich ein Gewinn resultierte.
Und trotzdem ist das letzte Wort in der Budgetierung noch längst nicht gesprochen. Vor allem die zusätzlichen Stellen werden für Gesprächsstoff sorgen. Dabei dürften vor allem die Departemente «Soziales, Jugend und Alter» (SJA) sowie «Bau, Umwelt und Verkehr» (BUV) abermals ins Schussfeld geraten. Im BUV unter der Leitung von Stadtrat Daniel Stutz (Grüne Prowil) war schon vergangenes Jahr eine Stelle für einen Projektleiter Hochbau beantragt, aber vom Parlament wieder herausgestrichen worden. Dieses Jahr mutet es befremdlich an, dass bei der Budget-Pressekonferenz noch nicht kommuniziert wurde, welche Stellen für das nächste Jahr beantragt werden – Reorganisation des Departements hin oder her. Es dürfte sich wieder um einen Leiter Hochbau handeln. Mindestens.
Auch Dario Sulzer (SP), Leiter des SJA, wird zu kämpfen haben, um die 250 zusätzlichen Stellenprozente durchzubringen. Es war für ihn bereits an der Budgetsitzung im vergangenen Dezember eine enge Kiste. Damals wurden aber schliesslich alle Stellen genehmigt beziehungsweise nicht gestrichen. Doch der Gegenwind ist bereits wieder aufgefrischt und das SJA steht unter Druck. Parlamentarierin Erika Häuseermann (GLP) hat an der letzten Parlamentssitzung im September in dieser Thematik kritisch nachgefragt – und im Nachgang die Wiler Lokalmedien mit einer pikanten Stellungnahme bedient. Dabei forderte sie gar einen Führungswechsel im SJA bei den nächsten Wahlen – weg von der SP, hin ins bürgerliche Lager. Gegenüber vergleichbaren Städten und Gemeinden im Kanton stehe Wil mit einer hohen und ansteigenden Sozialhilfequote schlecht da. Während diese in Gossau und Rapperswil-Jona bei unter zwei Prozent lägen, sei sie in Wil bei über vier Prozent und somit etwa doppelt so hoch wie im kantonalen Durchschnitt.
Kurzum: Die Genehmigung der zusätzlichen Stellen ist noch längst nicht in Stein gemeisselt. Zumal es in einem bürgerlich dominierten Parlament, wie es Wil hat, ganz grundsätzlich schwierig ist, neue Stellen zu schaffen.