Flawil hat mit nahezu vier Prozent den höchsten Leerwohnungsbestand im Wahlkreis Wil. Zudem hat Flawil viele alte Häuser. Sie prägen zwar das Ortsbild, einige von ihnen sind aber zu Schandflecken geworden oder drohen welche zu werden. Ist es unter diesen Rahmenbedingungen angezeigt, mitten im Dorf eine Überbauung für 78 Bewohner zu bauen? Die klare Antwort lautet: Ja. Industrie im Zentrum einer 11’000-Einwohner-Gemeinde ist nicht mehr zeitgemäss. Flawil hat auf dem Flawa-Areal die Möglichkeit, zu zeigen, dass der Volkswillen umgesetzt wird. Denn die Schweizer Stimmbürger haben sich 2013 mit deutlichem Mehr gegen die weitere Verschandelung der Landschaft ausgesprochen – und somit für Innenverdichtung. In die Höhe statt Breite soll gebaut werden. Darum braucht es auch mitten in Flawil nichts anderes als viergeschossige Häuser mit Attika-Wohnungen obendrauf.
Zum Thema Leerwohnungsbestand sei angemerkt: Wohnraum ist in Flawil durchaus gesucht. Aber hochwertiger. Das zeigt das Beispiel «Neues Wohnen in der Alten Post». Für die 30 Wohnungen gibt es rund 100 Bewerber. Einige von ihnen wollen wohl nicht explizit nach Flawil, sondern suchen schöne und bezahlbare Wohnungen in der Region. In Uzwil und Gossau sagen sie danke, wenn das Flawa-Areal nicht überbaut wird.
Auf dem von der Firma nicht mehr benötigten Land nichts zu machen, würde auch das Problem mit den alten Häusern nicht lösen. Diesbezüglich stehen die Grundstückbesitzer in der Pflicht. Der Gemeinderat kann niemanden zwingen, ein altes Haus aufzuwerten. Womöglich motivieren neue Wohnungen, wie sie auf dem Flawa-Areal geplant sind, den einen oder anderen Hausbesitzer dazu, ein Renovationsprojekt zu starten, um ebenfalls moderne Wohnungen anzubieten.
Auch der Infoanlass am Dienstagabend hat gezeigt: Es spricht nichts gegen eine Umzonung des Flawa-Areals in eine Wohn- und Gewerbezone, auch wenn die Anwohner – wie immer bei grösseren Bauprojekten – keine Freude haben. Die Gesamtschau überwiegt in diesem Fall, zumal der Gemeinderat die meisten Einwände der Referendumsgegner plausibel entkräften konnte. Eine Industriebrache, welche im Falle einer Ablehnung der Umzonung droht, bringt niemanden weiter.
Lesen Sie hier den Artikel zur Informationsveranstaltung vor der Urnenabstimmung.