«Nein, es gibt kein explizites Schlechtwetterkonzept», sagt Olivia Hug. Dann lachte sie. «Früher munkelte man sogar, dass es am Openair Bütschwil immer regnet.» Als Mitglied des Organisationskomitees hat Hug schon alles gesehen: Hitze, Sturm, Gewitter. «Wir ziehen bei Regen durch», sagt sie. Und so sollte es am Samstagabend auch kommen: Das 16. Openair Bütschwil stellte sich dem Starkregen – und wurde dann doch noch zum gelungenen Sommerfest in den Hügeln des unteren Toggenburgs.

Bluesige Zugabe stimmt Petrus mild

Das Gelände des Openairs liegt im «Sal» hoch über Bütschwil. Man wandert entweder zu Fuss hin oder nimmt einen der viertelstündlichen Shuttlebusse. Am Samstagabend marschierten die erfahrenen Festivalgänger in schweren Gummistiefeln den Hügel hoch, Regenschirme und Umhänge dominierten das Publikumsbild. Die Zürcher von «Rival Empire», die den Samstag eröffneten, nahmen das Wetter mit Humor. «Egal, dann trinkt noch ein Bier», spornte Gitarrist und Sänger Reto Wohlgensinger die Fans an. Mit druckvollem Rock erzeugte Rival Empire echtes Festival-Feeling. Mehr und mehr Gäste verliessen das grosse Partyzelt und tanzten im strömenden Regen. Und kaum war die bluesige Zugabe verklungen, wurde auch das Wetter freundlicher: Der Regen liess nach, die verbliebenen Wolken sorgten für eine dramatisch-schöne Openair-Kulisse.

Qualität wichtiger als stilistische Ausrichtung

Mit «Les Touristes» aus Basel, dem Reggae-Pop von «Pedestrians» und dem Berner Hiphop-Kollektiv «Chlyklass» ging es dann weniger rockig, aber nicht minder energiegeladen weiter. Eine strikte stilistische Ausrichtung sei dem Organisationskomitee weniger wichtig als eine möglichst hohe musikalische Qualität, sagte Olivia Hug. Während andere Toggenburger Openairs wie das «Factory in Concert» in Ebnat-Kappel in zwei Festivaltagen bis zu einem Dutzend Bands auf die Bühne bringen, beschränke sich das Openair Bütschwil mit Bedacht auf vier bis fünf Acts – aber hochkarätig müssen sie sein.

Dem Publikum hat das 16. Openair Bütschwil ganz offensichtlich gefallen. Von alt bis jung, Landwirt bis Stadt-Hipster, feierten sie zu Hunderten ausgelassen und friedlich, liessen sich weder von Wind noch Wetter die Partystimmung vermiesen. Und der letzte Shuttlebus? Der machte sich dann auch erst um drei Uhr morgens auf den Rückweg nach Bütschwil.