Holz aus den hiesigen Wäldern hat es schwer. Der internationale Preiswettbewerb führt unter anderem dazu, dass Schweizer Sägereien importiertes Holz verarbeiten und es generell immer schwieriger wird, Wälder rentabel zu bewirtschaften. Dabei wäre Waldholz eine nachwachsende Ressource mit neutraler Klimabilanz. In diesem Themenkomplex bewegt sich ein Postulat, welches Sebastian Koller (Grüne prowil) am 4. Juni im Stadtparlament eingebracht hat.

Unter anderem will Koller wissen, was gegen Schädlinge unternommen, wie der Bodenverdichtung durch schwere Fahrzeuge begegnet und ob in Betracht gezogen wird, beim Bau von städtischen Bauten Holz zu verwenden und sie auch mit Holz zu beheizen. Koller kommt zum Schluss: «Eine verstärkte Förderung der regionalen Wald- und Holzwirtschaft durch die Stadt Wil ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll.»

«Altholzinseln» für die Tiere

Die wichtigste Waldeigentümerin in Wil ist die Ortsgemeinde (OG). Hallowil.ch hat bei Revierförster Renaldo Vanzo nachgefragt, wie dieser Wald genutzt wird. Von den insgesamt 428 Hektaren Wald in OG-Besitz, befinden sich 190 Hektaren auf Wiler Stadtgebiet, schreibt Vanzo. Weitere 159 Hektaren Wald seien in Privatbesitz. Von den 428 Hektaren Wald der Ortsgemeinde haben 14 Prozent eine «Vorrangfunktion»; 3 Prozent werden der «Erholung», 7 Prozent «Natur und Landschaft» und 4 Prozent dem «Schutz vor Naturgefahren» zugerechnet.

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Stadtparlamentarier Sebastian Koller will auch wissen, ob in Stadtgebäuden künftig mehr Holz verbaut werden kann. (Archivbild: pd)

In der Thurau befindet sich ein Sonderwaldreservat mit Naturreservat, wo nur Sicherheitsholzerei betrieben werden darf. Hinzu kommen gemäss Vanzo 8,4 Hektaren ökologisch aufgewerteter Waldrand und rund 5 Hektaren «Altholzinseln», in denen gar keine Nutzung stattfindet. Viele Tiere, darunter verschiedene Vogelarten, sind auf Alt- und Totholz als Lebensraum angewiesen, aber auch Flechten und Pilze. Ein enges Netz aus Altholzinseln fördert die Vernetzung und die Stabilität der Tierpopulationen. Zudem würden auf dem Gebiet verschiedene Biotope und spezielle Wiesen gepflegt und seltene Baumarten wie Traubeneichen, Speierlinge oder Kirschbaum gepflanzt, so Vanzo.

Je nach Holzart mehr Energie- oder Bauholz

In allen Waldteilen wird gemäss dem Revierförster Holz genutzt; «Eine Nutzung des Waldes ist bei allen Funktionen essentiell.» Beim Schutzwald müsse dafür gesorgt werden, dass genügend Licht auf den Waldboden fällt, so dass junge Bäume nachwachsen können. Dazu müssen alte Bäume gefällt werden. Im als Erholungsgebiet priorisierten Wald würden hingegen vor allem umsturzgefährdete Bäume gefällt. Auf den gut 30 Hektaren Wald mit Vorrang «Natur und Landschaft» würden sogenannt «lichte Wälder» mit wenig Holzvorrat und Arten wie Eiche und Föhre angestrebt. Diese beiden Bäume stehen auch im Ruf mit dem Klimawandel besser zurechtzukommen als zum Beispiel Fichten.

Jährlich nutzt die OG gemäss Vanzo rund 4200 Festmeter. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse, also ohne Zwischenräume in der Schichtung. Der Privatwald kommt auf 1000 bis 1500 Festmeter. Das im Wald der OG geschlagene Nadelholz werde zu 70 Prozent als Bauholz, zu 27 Prozent als Energieholz und zu 3 Prozent für die Herstellung von Papier verwendet. Beim Laubholz sind die Verhältnisse etwas anders. Hier werden 70 Prozent zu Hackschnitzel (Energieholz) und je 15 Prozent zu Brennholz und Bauholz. Das Nadelholz wird gemäss Vanzo nicht für Brennholz genutzt.