Gemeindepräsident Niklaus Hollenstein hätte sich für seine letzte Bürgerversammlung wohl eine einvernehmlichere Geschäftsabwicklung gewünscht. Bis auf einen Budgetposten lief alles glatt und ohne Wortmeldungen ab. Die Rechnung mit einem Gewinn von fast 390'000 Franken wurde ebenso gutgeheissen wie das Budget, welches bei einem um 6 Prozent auf 129 Prozent gesenkten Steuerfuss mit einem Fehlbetrag von rund 162'000 Franken abschliesst.
«Missachtung des Volkswillens»
Der im Budget enthaltene Beitrag von 100'000 Franken als Startbeitrag an den Verein Textilmuseum Sorntal rief die Sieger der Abstimmung vom vergangenem Jahr noch einmal auf den Plan. Sie hatten gegen den geplanten Kauf des Textilmuseums durch die Gemeinde das Referendum ergriffen. An der Urnenabstimmung war die Vorlage mit 418 Nein gegen 338 Ja verworfen worden. Pius Wagner bezeichnete den Gemeindebeitrag von 100'000 Franken an den nach der Abstimmung gegründeten Trägerverein des Museums als Missachtung des Volkswillens. Dann holte er zu einem fast abendfüllenden Votum gegen den Beitrag aus.
Kürzung um 90'000 Franken
Der Behörde sei es offensichtlich egal, was die Bürger wollten, stellte Wagner fest und äusserte die Befürchtung, der Startbeitrag werde weitere Begehrlichkeiten nach sich ziehen. Sicher werde erwartet, dass sich die Gemeinde auch an einer Renovation des Gebäudes und an weiteren Folgeprojekten beteiligen werde. Der grosse Beitrag stelle eine Ungleichbehandlung der Vereine dar. Das Museum werde mit den Problemen aller Museen zu kämpfen haben: Mangel an Geld und Mangel an Besuchern. Die vorgesehenen Unterhaltskosten seien zu tief voranschlagt. Wenn ihm das Geld fehle, könne der Verein ja auf den Erwerb der Liegenschaft verzichten, im Grundbuch sei noch nichts eingetragen. Schliesslich forderte Pius Wagner in seinem Antrag nicht den vollständigen Verzicht auf den Gemeindebeitrag, aber dessen Kürzung um 90'000 auf 10'000 Franken.
Uneigennützigen Einsatz belohnen
Als erster Votant widersprach Richard Holenstein, Präsident des Vereins Textilmuseum Sorntal, seinem Vorredner. Vor allem machte er darauf aufmerksam, dass es sich nicht mehr um den Kauf des Museums handle, sondern um eine neue Vorlage, welche zum Erhalt des wertvollen Kulturguts auf Vereinsbasis beitragen wolle. Der Verein werde den Beitrag nicht für den Betrieb einsetzen. Diese Kosten seien sorgfältig abgeklärt worden und könnten durch die Mitgliederbeiträge und die Eintritte bezahlt werden. Unterstützt wurde der gemeinderätliche Antrag auch durch Reto Städler, den Dirigenten der Musikgesellschaft. Er bat die Stimmbürger, ein Zeichen zu setzen und das freiwillige und uneigennützige Engagement des neu gegründeten Vereins zu unterstützen und ihm keine Steine in den Weg zu legen. Für den Beitrag setzte sich auch Roland Grossenbacher ein, welcher das dem Textilmuseum benachbarte Rock- und Pop-Museum führt.
Der Lüge bezichtigt
Weitere Votanten machten sich Sorgen über die Gräben, welche die Muesums-Vorlagen aufgerissen hätten. Diese wurden an der Versammlung insofern spürbar, als sich beide Seiten in verschiedenen Punkten der Lüge bezichtigten. Allerdings war auch das Bemühen mehrerer Votanten spürbar, Gräben zuzuschütten und sich für einen sachlichen Diskurs und Respekt gegenüber anderen Meinungen einzusetzen.
Weil nach langer Diskussion das Abstimmungsergebnis angezweifelt wurde, musste ausgezählt werden. Auf den Gemeindebeitrag 100'000 Franken entfielen 174 Stimmen, für 10'000 Franken sprachen sich 129 Stimmberechtigte aus.
Die Schüler lernen es
Die einleitenden Worte von Cornelia Rusch, Präsidentin der Primarschulgemeinde Niederbüren, lieferten in gewisser Weise «Anschauungsunterricht» zur Diskussion um den Museums-Beitrag: «Gestaltung des Lebensraumes, gegenseitige Wertschätzung, Beziehungsfähigkeit fördern: Wir leben das in der Schule Niederbüren», sagte Cornelia Rusch und zeigte an Beispielen aus dem Schulalltag auf, wie Gemeinschaft gefördert wird. Die ordentlichen Versammlungsgeschäfte brachte sie schnell über die Runden. Die Rechnung mit einer Besserstellung um rund 150'000 Franken und das Budget mit einem Finanzbedarf von 3 Millionen Franken wurden diskussionslos gutgeheissen. Auch dem Beitritt zum Zweckverband Musikschule Thurland wurde zugestimmt.
Neuer Zweckverband
Die Kirchbürgerversammlung, geleitet durch Präsident Richard Holenstein, beendete den Reigen der Jahresversammlungen. Der Präsident wies auf die Gründung des Zweckverbandes Seelsorgeeinheit Oberbüren-Niederbüren- Niederwil hin. Er hiess Sybille Spychiger in der Seelsorgeeinheit willkommen. Der Steuerfuss wurde auf 25 Prozent belassen. Das Ergebnis der Spezialsteuer von 1 Prozent wird für die sanfte Innenrenovation der Kirche im Jahre 2021 beiseite gelegt. Am 8. September 2019 finden die Gesamterneuerungswahlen der kirchlichen Behörden statt. Dann wird Präsident Richard Holenstein nach 16 Jahren Amtsführung abzulösen sein.