Die Ausgangslage schien glasklar. Der Tabellensiebte der zweithöchsten Schweizer Liga traf auf den türkischen Meister und Fixstarter in der Champions League. Selbst ein deutlicher Erfolg der Türken hätte nicht überrascht. Insofern war es als Achtungserfolg für die Ostschweizer zu werten, dass sie die Partie bis zur letzten Sekunde offenhielten und von einem Unentschieden träumen durften. Es war gar zu sagen, das Spiel sei über weite Strecken auf Augenhöhe verlaufen.
Zu einem echten Wiler Erfolgserlebnis reichte es aber schliesslich nicht. Denn der ehemalige Schweizer Nationalspieler Eren Derdiyok machte den Unterschied aus. Ausgerechnet er, der in der vergangenen Saison bei Galatasaray zwar stark und torreich gestartet war, dann aber nicht mehr regelmässig spielte – auch wegen einer Fussverletzung. Eine halbe Stunde war vorbei, als er im Strafraum stehend eine Flanke von der rechten Seite sicher per Kopf verwertete. Es war bereits das Game-winning-Goal.
Drei Bodyguards für Trainer Terim
Zu einem Unentschieden reichte es den Wilern aber auch aus einem anderen Grund nicht: Ihr Auftritt war schlicht zu wenig effizient. Es wurden mehrere gute Möglichkeiten erspielt, aber vergeben. In der ersten Halbzeit hatte Sergio Cortelezzi dreimal ein Tor auf dem Fuss, liess aber die letzte Konsequenz vermissen. Nach dem Seitenwechsel lag der Ausgleich in der Luft, als sich die eingewechselten Wiler Rrezart Hoxha und Ivan Audino einem Tor annäherten. Audino, der an diesem Tag seinen 27. Geburtstag feierte, hätte sich selbst beschenken können. Aus halbrechter Position frei auf das Tor zulaufend, entschied er sich für einen Querpass statt einen Direktschuss. Es war die falsche Entscheidung.
So blieb es beim 0:1 und die türkische Trainerlegende Fatih Terim verschwand nach Abpfiff so schnell, wie sie vor dem Spiel gekommen war – in Begleitung von drei Bodyguards. Wils Trainer Konrad Fünfstück sass noch geraume Zeit nach dem Spiel im Stadion und analysierte mit dem Staff das Spiel und die aktuelle Situation. Zuvor hatte er den Medien gesagt: «Es war von beiden Seiten ein guter, engagiert geführter Test. Die Mannschaften haben sich nichts geschenkt. Man hat aber schon gesehen, dass die Türken mitten in der Vorbereitung stecken und an ihren Dingen arbeiten.» Ihr erstes Pflichtspiel ist erst am 5. August.
Im letzten Vorbereitungsspiel zwei neue Testspieler
Der FC Wil hat nun alle sechs Testspiele dieser Vorbereitungsphase bestritten. Gegen die unterklassigen Mannschaften aus Tägerwilen und Gossau ZH gab es die erwartet deutlichen Siege. Gegen die Grosshoppers resultierte ein beachtliches 0:0, gegen Thun, den FC Zürich und Galatasaray je knappe Niederlagen. Das ist eine ordentliche Ausbeute, zumal man sich von keinem Oberklassigen hat distanzieren lassen. Trotzdem sagte Fünfstück nicht zum ersten Mal in dieser Vorbereitungsphase, dass man schon gesehen habe, wo noch die Schwachstellen seien. Wie bereits in den Wochen zuvor wollte er diese nicht öffentlich benennen. Allerdings ist die Verteidigung noch dünn besetzt und auch im Mittelfeld könnte ein Zuzug nicht schaden. Es erstaunte nicht, dass gegen Galatasaray zwei Testspiel-Verteidiger erstmals das Wiler Dress trugen: Einerseits der 20-jährige Cedric Gasser aus dem Fundus des Förderprogramms Future Champs Ostschweiz. Andererseits der 22-jährige Nicolas Stettler, der beim FC Zürich gross wurde und die vergangene Saison beim Wiler Liga-Konkurrenten Winterthur bestritten hat.
FC Wil 1900 – Galatasaray Istanbul 0:1 (0:1)
Utogrund, Zürich: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. – Sr: San.
FC Wil 1900: Kostadinovic; Rahimi (86. Gülünay), Havenaar (46. Gasser), von Niederhäusern (86. Sadiku); Gonçalves (46. Stettler), Zé Eduardo (73. Beka), Breitenmoser (62. Audino), Schällibaum (83. Savic); Lombardi (62. Scholz); Cortelezzi (77. Hoxha), Silvio (55. Molter).
Galatasaray Istanbul: Cipe; Mariano (62. Gomis), Maicon (86. Sivri), Calik, Carole; Donk; Inan (86. Karnucu), Feghouli (73. Akgün), Yüksel (46. Gelik), Mendes Rodrigues (86. Davas); Derdiyok (58. Linnes).
Bemerkungen: Wil ohne Latifi (verletzt), Eugster, Muslin, Keller und Roesler (alle nicht im Aufgebot), dafür mit den Testspielern Nicolas Stettler und Cedric Gasser. Galatasaray Istanbul ohne Aziz, Belhanda, Gümüs und Reges (alle nicht im Aufgebot). – Verwarnung: 39. Silvio (Reklamieren).
Das Spiel im Hallowil-Liveticker:
Herzlich willkommen aus dem sonnigen Zürich, geschätzte Leserinnen und Leser. In wenigen Minuten beginnt um 15.00 Uhr hier im Stadion Utogrund das Testspiel FC Wil gegen Galatasaray Istanbul. Simon Dudle tickert für Sie durch den Nachmittag.
Es treffen zwei unterschiedliche Kaliber aufeinander. Hier der Vertreter der zweithöchsten Schweizer Spielklasse, der sich in der vergangenen Saison dank einer starken Rückrunde auf Platz sieben in der Schlussrangliste steigerte. Dort der aktuelle türkische Meister, der direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert ist und gewisse Spieler mehr wert haben als der gesamte Kader des FC Wil. Eine klare Sache also? Wir werden sehen.
Der FC Wil hat sich für eine 3-4-1-2-Aufstellung Entschieden. Im Tor steht Kostadinovic. Es verteidigen Rahimi, Neuzuzug Havenaar und von Niederhäusern. Im Mittelfeld spielen. Gonçalves, Zé Edaurdo, Breitenmoser, Schällibaum und Lombari. Den Sturm bilden Cortelezzi und Silvio.
Bei Galatsaray beginnen Cipe, Mariano, Maicon, Yilmaz, Captain Inan, der ehemalige Schweizer Nationalspieler Derdiyok, Donk, Carole, Mendes Rodrigues, Yüksel, und Feghouli.
Geleitet wird das Spiel vom Schweizer Schiedsrichter Fedayi San.
Und los geht's. Der Ball rollt …
Die Wiler laufen übrigens in Rot auf, Galatasaray in mehrheitlich weissen Dressen.
4. Minute: Ein ausgeglichener Start noch ohne nennenswerte Torchancen.
6. Minute: "Gala" ist seit dieser Woche in Zürich im Trainingslager, wird dann am Montag in die Westschweiz dislozieren, um Testspiele gegen den PSV Eindhoven und Valencia zu spielen. Danach geht es zurück in die Türkei. Saisonstart ist am 10. August. Das erste Pflichtspiel ist aber der Supercup am 5. August. Die Wiler starten schon morgen in einer Woche mit einem Heimspiel gegen Winterthur in die neue Saison.
8. Minute: Freistoss für die Türken aus dem Halbfeld. Der Ball segelt aber an Freund und Feind vorbei. Einige Sekunden später fliegt ein nächster Ball über das Wiler Tor, ohne dass mehr Gefahr entstanden wäre.
11. Minute: Zehn Minuten rum. Bis jetzt hält der Underdog aus Wil ganz gut mit und lässt den Ball ansehnlich zirkulieren, ohne aber in die heisse Zone zu kommen.
13. Minute: Erster Corner für Galatasaray …
13. Minute: Der Kopfball bleibt ungefährlich und verfehlt das Tor deutlich. Abstoss Wil.
15. Minute: Erste gute Chance für Galatasaray: Da ging es den Wilern zu schnell. In letzter Sekunde kann aber noch zum Corner geklärt werden. Dieser wird von Captain Inan zur Mitte gebracht. Maicon kommt frei zum Kopfball, setzt diesen aber links neben das Tor. Das war knapp.
17. Minute: Trainerlegende Fatih Termin sieht sich schon zum zweiten Mal gemüssigt, aufzustehen …
19. Minute: Die Türken werden aufsässiger und stören die Wiler nun früher.
21. Riesenchance FC Wil!!! Lombardi tankt sich im Halbfeld zentral durch und schiebt den Ball auf rechts zu Cortelezzi. Dieser scheitert an Goalie Cipe. Das hätte die Führung für Wil sein müssen. Der Corner bringt den Ostschweizern dann nichts ein.
23. Minute: Trinkpause. Oder gar mehr? Der Rasen ist zu trocken und soll bewässert werden. Eine Sprenkleranlage hat es. Aber ob das so schnell geht?
25. Minute: Nö, keine Bewässerung. Und weiter geht's.
27. Minute: Die Wässerung ist auf die Pause verschoben. Vielleicht …
28. Minute: Wils Cortelezzi versucht es aus der zweiten Reihe. Sein Abschluss aus rund 25 Metern ist aber harmlos und eine sichere Beute für Gala-Torhüter Cipe.
30. Minute: Der Wiler Neuzuzug Nikki Havenaar räumt einfach mal Feghouli weg. Sauber und glatt. Kein Foul.
32. Minute: Tooor! FC Wil - Galatasaray Istanbul 0:1. Torschütze ist ausgerechnet Eren Derdiyok. Er verwertet per Kopf eine gefühlvolle Flanke von der rechten Seite von Captain Inan.
33. Minute: Wieder eine gute Chance für Wil, wieder durch Cortelezzi. Er taucht recht frei vor dem Tor der Türken auf. Dem Abschluss fehlt aber erneut die letzte Überzeugung.
35. Minute: Es sind übrigens rund 50 Leute im Utogrund dabei. Ob die alle zum Staff gehören? Wohl irgendwo eine Nische gefunden, um ins Stadion zu kommen.
38. Minute. Fatih Terim wird laut. Das 1:0 gegen den Schweizer Challenge-League-Klub scheint nicht seinen Bedürfnissen zu entsprechen.
39. Minute: Oha, da gibt es Gelb für den Wiler Stürmer Silvio. Das Zwiegespräch mit Schiedsrichter San fand Letzterer nicht angepasst.
40. Minute: Nicht zum ersten Mal heute Nachmittag bringt Magnus Breitenmoser einen Freistoss zur Mitte. Es bleibt beim guten Ansatz.
42. Minute: Das Spiel ist weiterhin recht ausgeglichen, auch wenn die Türken natürlich die feinere Klinge führen.
44. Minute: Breitenmoser traut sich erneut was zu: Er versucht es mit einem Schlenzer, der dann aber doch rund zwei Meter am rechten Pfosten vorbeizischt.
44. Minute: Wieder Chance Wil: Nach einem Corner steigt der 1,98 Meter grosse Havenaar noch oben und kommt zum Kopfball. Dieser ist jedoch zu wenig platziert.
45. Minuten: Und dann ist Pause auf dem Utogrund. Die Wiler halten durchaus gut mit und sind Galatasaray ein würdiger Sparingpartner. Der türkische Meister wird hier durchaus gefordert und die Wiler waren in gleich mehreren Szenen einen Tor nahe. So kann es weitergehen.
Bei beiden Mannschaften machen sich diverse Spieler warm. Ob das bei diesen Temperaturen nötig ist? Die Bewässerungsanlage läuft übrigens - und gleich geht es weiter.
46.Minute: Und weiter geht's …
Zwei Wechsel bei Wil. Die Testspieler Cédric Gasser und Nicolas Stettler kommen. Nicht mehr dabei sind Havenaar und Gonçalves. Auch Galatasaray hat gewechselt. Gelik ersetzte Yüksel.
49. Minute: Die erste Chance der zweiten Halbzeit gehört den Türken. Donk kommt nahe der Strafraumgrenze zum Abschluss, setzt den Ball aber links am Tor vorbei.
52. Minute: Weitere Chance für "Gala": Ein Abschluss von Feghouli verfehlt das Tor nur knapp.
53. Minute: Und dann müsste es eigentlich Penalty geben für den FC Wil. Der durchgebrochene Silvio wird von Goalie Cipe umgemäht. Doch die Pfeife von Schiedsrichter San bleibt stumm.
55. Minute: "Brasilianischer" Wechsel beim FC Wil: Silvio verlässt das Feld und wird durch Molter ersetzt.
57. Minute: Es ist erstaunlich, wie gut die Wiler mithalten. Ein Ausgleich wäre in dieser Phase nicht einmal unverdient.
58. Minute: Und dann mal wieder Galatasaray: Ein Abschlus von Mendes Rodrigues landet im Aussennetz.
58. Minute: Ein Wechsel bei den Türken. Der Arbeitstag von Derdiyok ist beendet. Linnes ersetzt ihn.
60. Minute: Wieder eine gute Chance für Wil. Cortelezzi dringt von ganz rechts in den Strafraum ein. Sein Pass findet dann aber keinen Abnehmer. Weiterhin 0:1.
62. Minute: Zwei weitere Wechsel bei Wil. Scholz ersetzt Lombardi und Breitenmoser macht für Geburtstagskind Audino Platz. Audino wird heute 27 Jahre alt/jung. Happy Birthday. Wie wäre es mit einem Tor als Geburtstagsgeschenk an sich selber?
62. Minute: Auch Galatasaray wechselt: Gomis ersetzt Mariano.
62. Minute: Gomis? Tatsächlich. Der Gomis von "Gala" ist verwandt mit jenem Gomis, der mal in Wil gespielt hat - unter türkischer Herrschaft.
66. Minute: Eine nächste Trinkpause ist fällig.
67. Minute: Die Türken chippen einen Ball in den Wiler Strafraum. Doch dort kann der eingewechselte Scholz klären.
68. Minute: Eine Flanke von Schällibaum findet im Strafraum den Kopf von Molter. Dessen Abschluss ist aber zu wenig wuchtig, um Cipe ernsthaft zu beunruhigen.
70. Und schon bricht Gomis durch. Er kann im letzten Moment noch am Abschluss gehindert werden.
70. Es gibt Corner für Galatasaray. Der Ball fliegt auf Caliks Kopf, der den Ball über das Tor setzt.
72. Minute: Es bleibt dabei: Die Wiler sind gut im Spiel. Geht da noch was?
73. Minute: Beide Teams wechseln nochmals. Bei Wil kommt Beka für Zé Eduardo. Bei Galatasaray macht Feghouli platz für Akgün.
75. Minute: Wieder eine Flanke in den "Gala"-Strafraum. Es fehlt immer nur wenig, aber eben doch was.
77. Minute: Wil wechselt munter weiter: Cortelezzi kommt runter und wird durch den neulich verpflichteten Hoxha ersetzt.
79. Minute: Es geht in die heisse Schlussphase - zumindest von den Temperaturen her. Wem gelingt noch ein Treffer?
81. Minute: Beinahe hätte Gomis hier den Sack zugemacht. Aus dem Gewühl heraus kommt der Ball zu ihm. Doch Goalie Kostadinovic kann in Extremis mit den Füssen klären.
83. Wil wittert seine Chance: Eine Links-Flanke von Audino kommt zum frisch eingewechselten Hoxha. Doch zu harmlos.
83. Minute: Nächster Wechsel bei Wil. Auch Savic darf noch ein paar Minuten ran. Er ersetzt Schällibaum.
85. Minute. Da muss doch einfach das 1:1 fallen: Audino läuft von rechts alleine auf das Tor zu. Statt selber abzuschliessen spielt er quer. Dort verstolpert Rahimi.
86. Minute: Noch eine Wechselflut: Bei Wil verlassen die beiden Verteidiger Rahimi und von Niederhäusern das Feld und werden durch die Youngsters Gülünay und Sadiku ersetzt. Bei Galatasaray haben Mendes Rodrigues, Maicon und Inan das Feld verlassen. Für sie kamen Sivri, Karnucu und Can Davas rein.
90. Minute: Galatasaray versucht es nochmals. Doch Kostadinovic klärt die Szene.
Schlusspfiff: Galatasaray Istanbul gewinnt das "Geisterspiel" gegen den FC Wil mit 1:0.
Es war eine minimalistische Leistung der Türken, die ihnen einen Mini-Erfolg einbringt. Die Wiler dürfen das Feld erhobenen Hauptes verlassen, obwohl sie mit 0:1 verloren haben. Wären sie etwas effizienter aufgetreten, hätte es durchaus zu einem Unentschieden reichen können. Verdient gewesen wäre es allemal.
Während die türkischen Stars von dannen trotten, bilden die Wiler einen Kreis und besprechen das Spiel. Treten sie auch in der Meisterschaft so auf, darf man sich auf das Startspiel gegen Winterthur freuen. Dieses findet morgen in einer Woche am 21. Juli um 17.30 Uhr in der IGP-Arena statt.
Wils Trainer Konrad Fünfstück sagt in einer ersten Stellungnahme: "Man hat schon gesehen, dass Galatasaray in der Saisonvorbereitung steckt. Es war von beiden Seiten ein gut geführter, engagierter Test. Die beiden Mannschaften haben sich nichts geschenkt."
Den ausführlichen Matchbericht gibt es noch heute Freitagabend an dieser Stelle.
Somit verabschiede ich mich aus dem Stadion Utogrund. Schön, dass Sie bei der Premiere des Hallowil-Livetickers dabei waren. Bis bald auf www.hallowil.ch.