Mit gewaltiger Stimme interpretierte Endo Anaconda seine Texte im Chällertheater Wil.Die Lesung von Endo Anaconda ist insofern etwas Spezielles, da Endo bekannter ist als Sänger mit seiner Musikgruppe Stiller Has, was eine Wiler Zeitung prompt falsch ankündigte. Auf der Bühne des Chällertheaters sass also der Künstler und Autor Endo Anaconda aus dem Emmental, aus Auswil, der viel mit dem Auto unterwegs ist zu seinen Auftritten und mit dem Publikum persönlich und über seine Texte den Kontakt aufnahm. Seinen Hut müsse er aufbehalten, sonst gibt’s einen sturmen Grind, erklärt er sein Outfit. Darunter seien viele Haare, im Gegensatz zu Chris von Rohr.

Von Autos, Stau und Lamborghini
Der Stress auf der Autobahn ist schon in der Begrüssung ein zentrales Thema, das regelmässig wieder kommt. Denken die, die so arschknapp hinter mir fahren, dass es im Stau schneller geht? Der Lamborghini mit seinem lauten Auspuffröhren kommt im Gubrist auch nicht schneller vorwärts. Es sind alltägliche Themen, die Endo in seinen Kolumnen in den Büchern «Sofareisen» und «Walterfahren» zusammengetragen hat.

Ab und zu ab- und zunehmen
Das intelligente Spiel mit dem Wort mit viel Fantasie beherrscht die Geschichten und die Gedichte. Was herauskommt ist nicht immer intelligent und nicht immer stubenrein. Es ist nicht jedermanns Sache, wenn Endo mal unflätig und mal unter der Gürtellinie seine Erzählungen ansiedelt. Wenn das Wortspiel ruhig und versöhnlich tönt, so ist es im nächsten Augenblick wild und verwirrend.

Endo spaltet die Gemüter
Zwischen den vorgetragenen Texten bringt Endo handgeschriebene Gedichte und Prosa auf die Bühne. Er unterhält sich mit dem Publikum und nimmt Stellung zu aktuellen Themen wie dem schwelenden Faschismus in Österreich. Immer direkt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, sind die Zusatznotizen für den Abend und seine Kommentare zur Lage der Nation. Manch einer mag das nicht, das zeigt sich an den leeren Plätzen nach der Pause.

Der Greif krallt sich die Häschen, ein geiler Greis, ein alter Knochen
Die Träume alter Männer über junge Frauen ist immer wieder ein Thema, in den Kolumnen und Gedichten. Es sei nicht autobiografisch, versichert Endo Anaconda. Es ist ein alltägliches Thema, vielleicht will man es nicht hören, aber Endo ist kein stiller Has, er schreit heraus, wie es im danach steht, sich darüber zu äussern.

«Gegen unschöne Gedanken helfen nur schöne Gedanken» ist Teil eines Gedichts von Endo Anaconda. Vielleicht sind es Gedanken wie diese Weisheit die zeigen, dass der oft griesgrämig wirkende Künstler einen weichen Kern hat. Der lange Applaus der Besucher des Chällertheaters ist eine eindrücklicher Dank für den unterhaltsamen Abend.

Die Gelegenheit, eines der letzten Bücher zu ergattern oder die neuste CD «Endosaurusrex» mit einer persönlichen Zeichnung des Künstlers, wurde rege genutzt.