Das Interesse war gross. Viele liessen sich die Möglichkeit nicht entgehen, Einblick in (noch) nicht öffentlich zugängliche Räume zu nehmen und sich von Stiftungsrätinnen und Stiftungsräten und dem Architekten informieren zu lassen. Von der Stiftungsratspräsidentin und Stadtpräsidentin Susanne Hartmann erfuhren sie, dass es sowohl dem Stiftungsrat wie dem Stadtrat ein vorrangiges Anliegen sei, «mehr Wiler in den Hof zu bringen». Als Voraussetzung dazu dient ein neues Nutzungskonzept.
Vor dem Abschluss der Gesamtrenovation
Seit 1978 steht der Hof unter dem Denkmalschutz des Bundes und seit 1990 ist er durch die Stiftung Hof zu Wil in Etappen einer durchmischten und öffentlich wirksamen Nutzung zugeführt worden. In der ersten Renovationsetappe von 1994 bis 1998 sind das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss mit Schwerpunkt Gastronomie renoviert worden. In dieser Etappe ist zudem die Vertikalerschliessung vom Gewölbekeller bis zum Dachstock realisiert worden. Die zweite Bauetappe von 2008 bis 2010 hat sich auf die ehemalige Pfisterei konzentriert und darin die Stadtbibliothek eingerichtet.

Arbeits- und Museumsräume
Die Schwerpunkte der geplanten dritten Etappe liegen im zweiten und dritten Stock des Bauwerks und im Dachstock. Einbezogen ist auch das Haus Roter Gatter. Hier soll der Schwerpunkt beim Wohnen bleiben, allenfalls mit einer touristischen Komponente.
Die Besucher am Tag der offenen Türen konnten sich überzeugen, dass die für das Arbeiten (2. Stock) und für die Geschichtsvermittlung (3. Stock und Dachgeschoss) vorgesehenen Räume zwar von historischem Reiz, aber bei weitem noch nicht publikumstauglich ausgestaltet sind.
Der aufwendige Weg zur Realisierung
Die dritte Etappe sieht Kosten in der Höhe von 24 Millionen Franken vor. Daran sollen die Stiftung und die Stadt Wil je 9,3 Millionen Franken beisteuern, vom Kanton St. Gallen werden 5,4 Millionen Franken erwartet. Die Gelder von den öffentlichen Institutionen müssen nach parlamentarischen Beratungen durch den Kantonsrat und das Wiler Gemeindeparlament bewilligt werden. Falls das alles rund läuft, werden die Wiler Stimmbürger am 7. März 2021 an der Urne mit einem Ja sozusagen das letzte Wort haben. Aber auch dann muss das Projekt noch das ordentliche Baubewilligungsverfahren durchlaufen. Frühester Baubeginn wird also im Herbst 2021 sein.
Verständnis der Bevölkerung erwartet
Der Hof zu Wil mit seiner über 800jährigen Geschichte zählt zu den wichtigsten Kulturgütern der Region. 500 Jahre Äbtezeit und 200 Jahre Bierbrauerzeit haben ihre Spuren hinterlassen. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, den Hof als Treffpunkt für gesellschaftliche und kulturelle Begegnungen zur Verfügung zu stellen.
Nachdem bisher alle Begehren reibungslos über die Bühne gegangen sind, zählt Susanne Hartmann auch diesmal auf das Verständnis der Entscheidungsträger in den Parlamenten und der Bevölkerung.