Die Feuertaufe hat das neue Uzwiler Gemeindehaus bereits bestanden. Kurz vor Ende des letzten Jahres ist es bezogen worden. In einem wöchigen Kraftakt sind die Abteilungen aus verschieden Standorten in den Neubau am Stickereiplatz 1 verlegt worden. Am Donnerstag, 3. Mai hat für das «Haus für ein Jahrhundert» eine offizielle Einweihungsfeier stattgefunden. Eingeladen waren Personen, welche sich direkt oder indirekt für den Neubau eingesetzt haben.Verwaltungsleiter Thomas Stricker machte sich einleitend Gedanken zur Fertigstellung des Bauwerks. Seit gut vier Monaten arbeite die Verwaltung bereits im neuen Haus und spüre den Zauber, der jedem Anfang gemäss der Erkenntnis des Dichters Hermann Hesse innewohne. Jeder Anfang stelle aber auch ein Ende dar. Für die Gemeindeverwaltung Uzwil sei eine Zeit mit zahlreichen Provisorien zu Ende gegangen.

Der lange Weg zum Ziel
1991 habe er die Stelle des Gemeindeschreibers in Uzwil angetreten, blickte Thomas Stricker zurück. Und schon ein Jahr später sei das Dossier Neubau für die Verwaltung auf seinem Tisch gelegen. Darüber, dass es nicht wie gewünscht vorwärts gegangen sei, zeigte sich der Verwaltungsleiter im Nachhinein ganz froh. So habe sich schliesslich die Chance ergeben, an einem zukunftsgerichteten Werk mitzuwirken und mitzugestalten.

Jetzt blühten «neue Gärten», gebe es neue «Spielwiesen» in der Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung und mit der Bevölkerung. Besonders wies Thomas Stricker auf die Réception hin, den Dreh- und Angelpunkt des Hauses. Die Recéption und vieles im neuen Haus sei bewusst anders als in anderen Gemeinden des Kantons.

Man habe die einmalige Chance genutzt und das Haus auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte ausgerichtet. Mit speziellen Massnahmen, beispielweise konsequenter Trennung von Mitarbeiter- und Kundenbereichen, werde die Sicherheit der Mitarbeitenden erhöht. Die neuen Konzepte hätten ihm oft schlaflose Nächte bereitet. Mittlerweile habe sich aber vieles bereits als richtig erwiesen.

Keine Kunst um der Kunst willen
Thomas Stricker betonte, dass die Gemeinde als Bauherrschaft dem Architekten nicht einfach freie Hand gegeben habe. Architektur und Betriebsabläufe hätten in Übereinstimmung gebracht werden müssen. Die Verwaltung habe sich intensiv dafür eingesetzt, dass ihren Bedürfnissen Rechnung getragen worden sei. Man habe erreicht, dass Bau und Betrieb verzahnt seien.

Ohne Herkunft keine Zukunft
Ein robuster Zweckbau sei entstanden, führte Thomas Stricker aus, ein Haus, das Akzente, einen Anker setze. Mit Fug und Recht könne das Bauwerk als Uzwiler Gemeindehaus bezeichnet werden. Bereits die Frontscheibe zeige dies mit der Auflistung von historischen Flurnamen. In der spannendsten und herausforderndsten Arbeit seines ganzen Berufslebens hat Thomas Stricker auch zahlreichen Uzwiler Persönlichkeiten zu einer Ehrung in den neuen Räumlichkeiten verholfen.

Attraktiv aufgemacht sind die Besprechungsräume und Sitzungszimmer. Jeder Raum ist einem Thema und einer Uzwiler Persönlichkeit gewidmet. Dabei steht nicht einfach ihr Name an der Türe. Leben und Werk der Persönlichkeit gewinnen Konturen. Dies geschieht einerseits durch einen gerafften Überblick über ihr Leben und Wirken. Ausserdem ist sie auf Porträtfotos zu sehen. Auch werden ausgewählte Werke aus ihrem Schaffen gezeigt.

Die porträtierten Persönlichkeiten
Es sind noch lebende, aber auch einige bereits verstorbene Persönlichkeiten, die im neuen Gemeindehaus gewürdigt werden. Landschaftsfotos von Stefan Forster gibt es im Erdgeschoss. Im ersten Stock werden die Schauspielerin Heidi Maria Glössner, der Kunstmaler Leo Rimensberger und der Fotograf und Musiker Jack Tanner geehrt. Die Malerin Pia Roshardt-Meinherz und die erste Bundesrichterin Margrith Bigler-Eggenberger sowie die Flüsse Thur, Glatt und Uze werden im 2. Stock thematisiert. Um den Kunstmaler Ferdinand Gehr und die Pioniere Bühler, Benninger und Naef geht es im 3. Stock. Im 4. Stock befindet sich das Stickereizimmer.

Arbeits- und Begegnungsort
Architekt Beat Loosli griff Merkpunkte aus den sieben Jahren Arbeit seit dem Gewinn des Wettbewerbs heraus. Der Ausgangspunkt, das Raumbedürfnis der Gemeinde, habe eine doppelte Anforderung dargestellt. Es hätten nicht nur Arbeitsplätze, sondern es habe auch ein Begegnungsort geschaffen werden müssen. Weil ein Gemeindehaus identitätsstiftend für Jahrzehnte sei, hätten auch die Bedürfnisse der Zukunft einbezogen werden müssen. Nach dem Entwurf hätten die Arbeit und die Auseinandersetzungen erst richtig begonnen. Heute stehe keine einzige Wand mehr dort, wo sie beim Wettbewerbsprojekt vorgesehen gewesen sei. Ein geglückter Prozess habe zu einem guten Ende geführt werden können.

Grosse Zustimmung zum Projekt
Gemeindepräsident Lucas Keel zeigte als Vorzüge des Neubaus unter anderem den Lichthof und die Beschränkung auf ein Treppenhaus auf. Im Rückblick auf den Werdegang erwähnte er die Ablehnung einer Mietlösung durch die Bürgerschaft im Jahre 2007, den Landerwerb an der Lindenstrasse im Jahre 2009 und die Zustimmung mit Zweidrittelsmehrheit zum Baukredit von fast 20 Millionen Franken vor fünf Jahren.

Das Haus müsse durch die Abnützung in sieben Jahren besser werden, war die eine seiner Forderungen. Die andere: Es müsse darin auch für Humor und ein Augenzwinkern Platz haben.

Hausgeist maximal vervielfältigen
Am Samstag, 5. Mai stehen die Türen des neuen Gemeindehauses am Stickereiplatz 1 von 10.15 Uhr bis 16 Uhr für die interessierte Bevölkerung offen. An der offiziellen Einweihungsfeier hat Gemeindepräsident Lucas Keel mit Genugtuung festgestellt, dass die Reaktionen auf den Neubau sowohl von Mitarbeitern als auch aus der Bevölkerung mehrheitlich positiv seien. Für Samstag wünscht er sich, dass sich der gute Hausgeist am Tag der offenen Türen maximal vervielfältige.