Das Theater Kanton Zürich feierte im Jahr 2021 ihr 50-jähriges Jubiläum. Mit «Der zerbrochne Krug» begann 1971 seine Geschichte. In jeder der drei Intendanzen wurde das Stück aufgeführt. Nun kommt das Stück zum Jubiläum mit dem gesamten Ensemble wieder auf die Bühne.

Dorfrichter Adam sucht Sündenbock

In einer kleinen Gemeinde sitzt Dorfrichter Adam über sich selbst zu Gericht und versucht mit allen Mitteln, den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und einen Sündenbock zu finden. Der Schadenswert mag klein scheinen: ein zerbrochener Krug, der Marthe Rull gehört. Doch in Wirklichkeit geht es um den Ruf von Marthes Tochter Eve, ihre Verlobung mit Ruprecht und einen üblen Erpressungsversuch des Dorfrichters Adam. Denn nicht der beklagte Ruprecht hat den Krug zerbrochen, sondern der Dorfrichter. Aber was hatte Adam bei Eve zu suchen? Der Krug bringt einen Gerichtsfall ins Rollen, der es in sich hat. Das Publikum ist in dieser Komödie den Figuren immer einen Schritt voraus, wie in einem guten Hitchcock-Film und die Komik entsteht aus den Versuchen des Dorfrichters mit viel «Fake news» seine Schuld zu vertuschen.

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Dichterischer Wettstreit

Die Idee zum Stück «Der zerbrochne Krug» hatte Heinrich von Kleist auf einer Reise in der Schweiz mit Dichterkollegen, unter anderem Ludwig Weiland. In einem Zimmer hing ein französischer Kupferstich, La cruche cassée. In den Figuren desselben glaubten sie ein trauriges Liebespärchen, eine keifende Mutter mit einem zerbrochenen Krug und einen grossnasigen Richter zu erkennen. Das Bild war eine Grundlage für einen dichterischen Wettstreit. Kleists Werk trug den ersten Preis davon. Die Uraufführung durch Goethe in Weimar 1808 war dennoch ein Misserfolg. Erst zehn Jahre später setzte sich das Stück durch und wurde zu einem der meistgespielten Stücke deutscher Sprache.

Ann-Marie Arioli, Dramaturgin, gibt am Freitag, 11.2.22, um 19.15 Uhr im Kleinen Saal eine Einführung in das Stück.