«Chancen und Risiken auf dem Immobilienmarkt» war das Thema des 12. Finanzforums der Clientis-Bank Oberuzwil. Referent war Professor Donato Scognamiglio, CEO eines Unternehmens, das 40 Mitarbeitende beschäftigt und auf Analysen im Immobilienbereich spezialisiert ist. Seine humorvoll gewürzten Ausführungen hörten sich recht vergnüglich an. Im Kern aber zeichnete er ein düsteres Bild des Immobilienmarktes, auf dem er die Risiken grösser als die Chancen einschätzt. Ein kleiner Lichtblick: Unsere Region ist in manchen Belangen privilegiert.«Wenn Sie eine Idee haben und alle raten Ihnen von der Verwirklichung ab, dann bleiben Sie dran!» So holte Donato Scognamiglio zu Beginn seines Vortrags die Aufmerksamkeit der Kantonsschüler aus Wil, die sich ausser den Clientis-Kunden über den Zustand des Immobilienmarktes in Bild setzen lassen wollten. Der Referent deutete damit gleich zu Beginn an, dass es nicht immer klug ist, aktuellen Trends zu folgen.

Ansprüche steigen laufend
Donato Scognamiglio blieb nicht an der Oberfläche. Er beleuchtete das Thema gründlich und vernetzt. Als Ausgangspunkt wies er auf die Tatsache hin, dass wir immer älter, aber auch immer anspruchsvoller werden. Beanspruchte 1970 eine Person noch 27 Quadratmeter Wohnfläche, so ist es heute mit 50 Quadratmetern fast das Doppelte. Je weiter oben auf der Pyramide ein Bedürfnis steht, umso weniger Menschen können es befriedigen. Das gilt für eine Eigentumswohnung, dann für ein Eigenheim und in noch stärkerem Mass für eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus.

Der Referent zeigt aber auch auf, dass für manche alles zu erreichen kein Segen ist. Wer sein ganzes Streben nach Reichtum und Anerkennung ausrichtet, läuft Gefahr, am Leben vorbei zu leben. «Wir kommen nackt auf die Welt, und wir verlassen sie nackt», mahnte Donato Scognamiglio.

Krise im Luxussegment
Wenn sich die wirtschaftliche Situation verschlechtere, dann bröckle die Pyramide zuerst zuoberst. Im Luxussegment sei die Krise schon längst angekommen. Schlösser und Villen würden zu fantasiehohen Millionenbeträgen zum Verkauf angeboten. Erreichen würden sie diese jedoch bei weitem nicht.

Auch für den Bereich der Eigenheime sieht der Referent nicht rosig. Der Zug für ein Eigenheim sei abgefahren. Die Löhne seien in den beiden letzten Jahrzehnten um 14 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum seien die Eigenheimpreise um das Fünffache explodiert. Mit 60, wenn man das Geld vielleicht beisammenhätte, sei es nicht mehr sinnvoll ein Einfamilienhaus zu bauen. Im Alter, wo der Wunsch aktuell und berechtigt wäre, aber fehle das Geld.

Einsatz von eigenem und fremdem Geld
In Oberuzwil bekomme man für sein Geld noch verhältnismässig viel. So sollte es möglich sein, ein nicht mehr ganz neues Einfamilienhaus zum Preis von 850'000 Franken erwerben. Von diesem Beispiel ausgehend, berechnete der Referent den Finanzbedarf. Nötig sind Eigenmittel von 180'000 Franken und ein Monatseinkommen von 10'000 Franken. Für junge Ehepaare sei beides nicht ohne weiteres erreichbar.

Sehr gefragt seien dagegen Mehrfamilienhäuser. Pensionskassen suchten sie als Geldanlagen. Dabei würden oft überteuerte Preise bezahlt. Mit fremdem Geld zu spielen sei gefährlich. Zu den zu hohen Kaufpreisen komme das Risiko leerstehender Wohnungen und sinkender Mietpreise. Der steigende Leerwohnungsbestand und die Abnahme der Zuwanderung wirkten sich negativ auf Altwohnungen aus. Wenn neue Wohnungen zu günstigeren Mietpreisen zu haben seien, leerten sich bestehende, weniger komfortable Wohnungen.

Mut zum Risiko
Zu Beginn des Vortrags hatte Donato Scognamiglio ein düsteres Bild der Weltlage mit einigen «Verrückten» an der Spitze von Staaten gemalt. Die Verhältnisse in der Schweiz aber bezeichnete er als diametral entgegengesetzt. Unser Land sei eine «Insel der Seligen». Aber auch wenn wir uns glücklich schätzen dürfen, in diesem Land und in der in manchen Belangen bevorzugten Ostschweiz zu leben, ist die Zukunft nicht voraussehbar. Auch hier setzen Entscheide – im Immobilienbereich und anderswo – Mut voraus.