«Wir haben erwartet, dass das Interesse der Bevölkerung gross ist – die Anzahl der Rückmeldungen hat uns dann aber doch überrascht», bringt es Marcel Frei, Leiter Tiefbau, auf den Punkt. «Aber wir freuen uns, dass die Mitwirkung so rege genutzt wurde.» 76 Einwohnerinnen und Einwohner kamen der Aufforderung nach, ihre Anliegen und Wünsche für die künftige Bahnhofplatzgestaltung zu deponieren.

So bunt wie die Anliegen selber ist auch der Mix der Bevölkerung, welche sie eingereicht haben. Von politisch motivierten Schreiben bis hin zu Privaten ist alles mit dabei. Als «gut durchmischt» fasst es Frei demnach zusammen. Einige Beispiele kann er bereits nennen, welche ihm bei der Durchsicht der Akten aufgefallen sind. «Ein Anliegen war, dass die Frauenfeld-Wil-Bahn auf das Gleis 1 verlegt werden soll, um optimalere Umstiegsmöglichkeiten zu erzielen.» Zudem wurde gewünscht, dass sich die Verantwortlichen mit der Migros-Entwicklung abstimmen. Oder ein Grosskreisel ins Auge gefasst, die Lichtverschmutzung berücksichtigt oder ein Einbahnsystem realisiert wird.

Viele Fragestellungen

Laut Frei seien aber auch kritische Rückmeldungen eingegangen – beispielsweise, ob der Bushof nicht zu gross geplant sei. «Andere wiederum fragten sich, ob er nicht zu klein ausfalle, wenn man an die künftigen Reserven denke.» Genau diese Fragestellungen würden aufzeigen, wie gross das Spannungsfeld rund um das Projekt sei.

Auch die Baumreihe, die gefällt werden muss, ist der Bevölkerung ein Anliegen. Ein Experte untersuchte die Bäume im Vorfeld, und kam zum Schluss, dass es um die Vitalität schlecht bestellt sei. Da auf der Ost-Seite des Projekts aber bereits eine neue Baumreihe geplant sei, könne so auch der Fussgänger-Bereich optimiert werden.

Stadtrat, Parlament, Volksabstimmung

Ein Vorwurf möchte Frei aber nicht gelten lassen. Einige Schreiben bemängelten nämlich die ungenügende Qualität der Unterlagen. «Da wir uns jedoch in der Planungsphase befinden, kann das Projekt noch gar nicht bis zum Schluss durchgeplant sein. Dann wären die Anliegen und Ideen seitens der Bevölkerung nämlich hinfällig, weil diese bei einem vollständig ausgereiften Projekt gar nicht mehr mit einfliessen könnten.» Andere zeigten sich über die Aussage irritiert, dass Autos willkommen seien. Doch man möchte bewusst festhalten, dass diese nicht verbannt werden, sondern weiterhin ins Zentrum fahren dürfen.

In den nächsten Wochen wird ein Mitwirkungsbericht veröffentlicht. Bis Ende Jahr soll dann das Projekt ausgearbeitet werden. Und schliesslich sollen alle 76 Einwohnerinnen und Einwohner eine persönliche Antwort auf ihr Anliegen erhalten. «Es ist nicht selbstverständlich, dass sich die Menschen Zeit nehmen und sich über ein solches Projekt Gedanken machen», sagt Frei. «Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir dies mit einer persönlichen Antwort auch würdigen.» Nach dem Stadtrat und Parlament geht die Vorlage vors Volk. Eine Abstimmung ist auf Ende 2024 geplant.