Am 24. Dezember um 17 Uhr, spielen 22 Kinder im Familienweihnachtsgottesdienst in Henau das Weihnachtsspiel «Mir Chinde vo Bethlehem». Am Dienstag war Probe unter der Leitung von Isabella Geisser.Sie haben ihre Fellmützen und Wollmützen aufgesetzt, die Tücher um den Kopf oder Schultern gewickelt und stehen als Gruppe auf den Stufen vor dem Altar in der St.Sebastianskirche in Henau. Hinter ihnen stehen die noch leeren Tannen. Vor dem rechten Seitenaltar deuten mehrere Heuballen, zusammengebundenes Holz und kleine Tannen einen Stall an. Er ist noch leer.
22 Primarschülerinnen und -schüler machen beim diesjährigen Weihnachtsspiel mit. Für Isabella Geisser, Seelsorgemitarbeiterin und Katechetin in der Pfarrei Henau, ist es wichtig, dass jedes Kind einen Platz in diesem Gemeinschaftswerk findet. «Die Kinder sollen Freude haben und das machen, was für sie möglich ist», sagt sie. Zu Weihnachten gehöre auch, dass nicht alles perfekt sein müsse. «Weihnachten soll in den Herzen werden – in den Herzen der Kinder und der Erwachsenen – gerade weil man so sein darf, wie man ist.»
Jedes Kind hat eine Rolle
Und weil Kinder die Fähigkeit haben, so zu sein, wie sie sind, gibt es an dieser Probe ein paar Tage vor dem Heiligabend ein paar Kostproben von Spontaneität und natürlichem Verhalten. Maria kommt verspätet. Isabella Geisser nimmt sie bei der Hand und führt sie in die Sakristei, um ihr den Umhang zu befestigen; derweil fangen die anderen Kinder bereits an zu singen. Sie werden dabei von Philipp Geisser auf der Gitarre und Astrid Bollinger, Flöte, begleitet. «Mir Chinde vo Bethlehem sind ä riese Bandi, händ’s mitänand glatt», singen sie und auch davon, dass sie die Augen und Ohren offen halten und auch frech und gewitzt sind. Das lässt erkennen, dass Annette Stopp das Spiel in heutiger Sprache geschrieben hat. Die einen brummeln, andere murmeln und wieder andere singen den Text frisch und engagiert, auch wenn die Töne teilweise einen eigenwilligen Weg gehen. Es ist Weihnachten, nichts muss perfekt sein. «Du bist gut wie du bist», heisst es an einem anderen Ort. Die Kinder müssen auch nichts auswendig lernen, was dennoch einige tun wollen. Andere stehen verträumt herum. Auch sie finden ihren Platz. Und niemand muss etwas sagen. Josef und Maria sprechen während des ganzen Spiels kein Wort. Sie gehen von Tür zu Tür, werden mit Gesten abgewiesen und gehen ihren Weg weiter – durch die ganze Kirche.
Von Herzen schenken
«Bis ruhig, du fräche Sack», sagt das Mädchen, das Rahel spielt. Die kleine Maria muss laut lachen. «Das ist so lustig», sagt sie und kichert weiter. Das darf jetzt in der Probe noch sein. Die Textblätter sollten allerdings schon jetzt in Bauchnabelhöhe gehalten werden, was immer wieder vergessen geht. Schliesslich sollen die Gesichter der Kinder sichtbar sein. Die Idee des Kaisers, alle Leute zählen zu lassen, finden die Kinder «blöd». Ein langer Marsch müsse auf sich genommen werden und dann könnten einen auch noch Banditen überfallen. Die Kinder finden Wege, sich den unausweichlichen Auftrag annehmbar zu gestalten, indem sie sich ein attraktives Ziel als Belohnung ausdenken. Die klassische Weihnachtsgeschichte wird in diesem Weihnachtsmusical aus der Sicht der Dorfkinder von Bethlehem erzählt. Es besteht aus sechs Szenen und mehreren Liedern. Und es sind die Kinder, die Maria und Josef in den Stall des Vaters eines Kindes führt, weil sie die Dringlichkeit erkennen, die vorliegt. Und sie bringen mit, was sie können, um den kalten Stall behaglich zu machen. «Ich find, jedes Gschänk, wo vo Härze chunnt, isch es wertvolls Gschänk», meint ein Kind.










