Die Fachgruppe Mobilität bei Regio Wil setzt verstärkt auf eine Gesamtschau beim Öffentlichen Verkehr. Akzente gelte es auf lange Sicht zu setzen, um bei den kurzfristigen Entwicklungen immer mit Blick auf die langfristigen Ziele einwirken zu können. Die Planungen bei der SBB laufen in Zehnjahresschritten, aktuell bis 2030.An der Medieninformation vom Freitagvormittag stellten Guido Grütter, Präsident von Regio Wil, Lucas Keel, Präsident der Fachgruppe Mobilität von Regio Wil und der Wiler Stadtrat Daniel Stutz die vom Büro Infras erarbeitete Gesamtschau der „ÖV-Entwicklung für die Region Wil“ vor.
Mit Blick auf die längerfristigen Bedürfnisse wollen die Partner der St. Galler- und Thurgauer Gemeinden der Region Wil und die Stadt Wil mit einheitlichen Zielsetzungen den Druck verstärken, der Region die notwendigen ÖV-Angebote einzurichten.
Regionale Betrachtung mit Blick auf 2030
Guido Grütter, Präsident von Regio Wil, sieht für die Region Wil mit über 100'000 Bewohnern die Notwendigkeit einer regionalen Betrachtung. Wil nehme darin die Funktion einer Drehscheibe ein. Die betroffenen 22 Gemeinden wollen eine kombinierte Entwicklung von Siedlung und Verkehr. Die Grösse der Region verlange leistungsfähige Verkehrssysteme.
Mit der nun von Regio Wil in Auftrag gegebenen Gesamtschau der regionalen ÖV-Entwicklung ermögliche eine Betrachtung mit Blick auf die Jahre 2030 bis 2035. Es gehe darum, der Drehscheibe Wil den Nutzen langfristig zu sichern. Weil daraus Widerstände zu erwarten seien, seien Expertenmeinungen wichtig.
Mit einfachen Botschaften agieren
Lucas Keel, Präsident der Fachgruppe Mobilität, wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass die Bevölkerung verstärkt auch die langfristigen Zielsetzungen erfahren und sich damit identifizieren soll. Mit einfachen Botschaften könne dank der Gesamtschau von Infra, die ÖV-Zukunft bis 2030 verständlich gemacht werden. Nur über die langfristigen Zielsetzungen, könne bei kurzfristigen Veränderungen entsprechend agiert werden.
Die für die Drehscheibe Wil per 2018 ungünstigen Bahnanschlüsse mit vorbeifahrenden IC-Zügen habe sich letztlich auch über kurzfristige Entscheide ergeben. Mit genügendem und frühzeitigem Druck auf langfristige Zielsetzungen könne man bei der SBB kaum mehr einfach darüber hinweg entscheiden.
Zielangebote ÖV-Region Wil formulieren
Die Region Wil als Wohn- und Arbeitsstandort wird massgeblich durch die Qualität des öffentlichen Verkehrs beeinflusst, betonte Keel in seinen Ausführungen. Die Abstimmung von regionalen und nationalen Angeboten sei ob ihrer komplexen Art laufenden Optimierungen ausgesetzt.
Regio Wil wolle in diesen Fragen verstärkt eine proaktive Rolle einnehmen, sich mit strategischen Überlegungen befassen und aktiv in die Gestaltung des ÖV-Angebotes einbringen.
Sechs übergeordnete Ziele
- Beim Verkehrstakt soll mit dem Halbstundentakt im Fernverkehr und dem S-Bahn-Angebot ein Viertelstundentakt erreicht werden.
- Der Fernverkehr mit Halt in Wil soll zur Minute 00/30 in Zürich starten, um in Wil auch in Randstunden gute Verbindungen nach Norden, Süden und Westen zu garantieren.
- Wil muss als Knoten mit schlanken Umsteigesituation auf den Regionalverkehr wahrgenommen werden. Es gehe um Verbindungen der Frauenfeld-Wil-Bahn, Orts- und Regionalbusse, auch Richtung Toggenburg und Weinfelden. Genau an diesem Punkt werde sich ab 2018 die Situation verschlechtern.
- Die Kapazitäten müssten sich darauf ausrichten, dass zusteigende Passagiere von Wil und Uzwil auch zu Hauptzeiten einen Sitzplatz vorfinden.
- Weil an der Gesamtplanung bei SBB und Post etwa 12 Fachbüros dabei seien, erhebe Regio Wil den Anspruch, sich in die Planungen der Kantone St. Gallen, Thurgau und Zürich einbringen zu können.
- Die Entscheide beim ÖV müssten verstärkt potentialorientiert fallen. Die Region Wil mit seinen täglich 20'000 bis 24'000 Pendlern müsse entsprechend stärkere Berücksichtigung erfahren, als Regionen mit teils unter 10'000 Pendlern.
Erfolge über gleiche Interessen erreichen
Stadtrat Daniel Stutz sieht die Entwicklung für Wil auf gutem Weg, da die betroffenen St. Galler- und Thurgauer Gemeinden gleiche Interessen verfolgten. Mit der nun entwickelten Gesamtschau werde ein gemeinsames Verständnis erreicht.
Beim Bahnhof Wil bestehe ein grosses Kapazitätsproblem. Mit einem Plus an Pendlern, ergebe sich automatisch auch mehr Verkehr. Das Wachstum konzentriere sich daher auf die Bereiche Fussgänger, Velos und Nutzung des ÖV. Bei der SBB habe man unterdessen erkannt, dass der ab 2018 fehlende Halt des IC notwendig sei. Der Zeitpunkt der Wiedereinführung sei allerdings offen.
Laufend am Ball bleiben
Die Weitsicht auf die ÖV-Zukunft 2035 werde laufend auch über kurzfristige Massnahmen beim Langsamverkehr umgesetzt. Ein Beispiel nannte Guido Grütter mit der Ortsdurchfahrt Münchwilen als laufendes Projekt. Auch andere Gemeinden seien mit Vorleistungen dabei.
Nach Lucas Keel gilt es beim Planungshorizont immer nach Wiler Sicht am Ball zu bleiben. Allerdings sei man aktuell gut auf Kurs. Bei der SBB gebe es klar sichtbar notwendige Massnahmen. So sei das Wagenmaterial aktuell eine Zumutung.
Die Zahlen sprechen für Stadt und Region Wil
Auf dem Bahnnetz werden zwischen Wil und St. Gallen täglich rund 24'000, zwischen Wil und Winterthur täglich rund 30'000 Menschen transportiert, in den Kantonen St. Gallen und Thurgau Spitze, dies trotz guten Verbindungen für den motorisierten Verkehr. Damit bestätigt sich die wirtschaftliche Voraussetzung für einen konkurrenzfähigen Bahnbetrieb.
Die nationale ÖV-Strategie setzt auf Kapazität, d.h. Auf genug Sitzplätze, ergänzt mit kuren Reisezeiten. Es ist politisch erkannt, dass der bisher stiefmütterlichen Behandlung der Ostschweiz entgegen zu wirken ist. Weil das Netz an der Belastungsgrenze ist, fehlt der Spielraum für Veränderungen, was den Ausbau der Infrastruktur erfordert. Regio Wil muss in der nationalen und kantonalen Haltepolitik ihren Platz haben.



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