Diese Woche teilte die UBS mit, dass der Mittelstand und die Ärmeren, sofern diese überhaupt noch Geld auf der Bank haben, für Barbezüge direkt am Schalter zwei Franken Gebühr bezahlen müssen. Die Angestellten am Schalter müssen ja auch ihren Lohn erhalten. Aber halt: Die UBS hat sich ganz böse verrechnet und kommt zu kurz. Um den Lohn, respektive das Jahres-Entgelt allein für den UBS-Konzernchef Sergio Ermotti aus den neuen Gebühren bezahlen zu können, müsste die UBS weit mehr pro Barbezug verlangen.

Rechnet man mit 25 Barbezügen an 300 UBS-Niederlassungen in der Schweiz pro Tag und 240 Arbeitstagen mit Schalteröffnungen mit den zwei Franken hoch, so ergibt das 3,6 Millionen Franken im Jahr. Das bedeutet, dass die UBS von den Sparern, die Geld direkt am Schalter beziehen, 7,83 Franken abkassieren müssten, um den Lohn von 14,1 Millionen für Sergio Ermotti erwirtschaften zu könnten.

Da wundern sich die Grossbanken, wenn der Beruf der Banker nicht mehr das renommierte Ansehen hat wie einst. Das Verrückte daran ist, dass die Banker vor Ort – also am Schalter oder im Beratungsbüro in Wil, Uzwil oder Frauenfeld – kaum viel dafür können, dass ihre oberste Führungsriege abgarniert, seit Jahren manch einen über den Tisch zieht, weltweit Klagen am Hals hat und verurteilt wird für Bankgeschäfte, welche nicht immer im Rahmen der Gesetze blieben.

Die Gesamtentschädigung der UBS-Geschäftsleitung belief sich vergangenes Jahr auf 100,8 Millionen Franken, knapp eine Million mehr als 2017. Das würde aber heissen, dass die Gebühr pro Barbankbezug für den „0815“-Bankkunden 56 Franken betragen müsste, um keine roten Zahlen zu schreiben. Den Geschäftsgewinn, zum Teil in Milliardenhöhen, muss man dann einsetzen für die Löhne aller anderen Angestellten und die weltweit immer wieder anstehenden Bussen und Anwaltskosten in Milliardenhöhe.

Ich weiss, es ist eine etwas gar satirische „Milchbüechlirechnung“ – und in Tat und Wahrheit viel komplizierter. Aber der Grossteil der KMUs und der Arbeitenden in diesen Firmen muss mit diesem Milchbüechli rechnen, damit auskommen und hat wenig Verständnis für die finanzielle Denkweise auf den Teppichetagen. Die zwei Franken Gebühr tun im Moment nicht so weh im Portmonee, schaden aber umso mehr dem Vertrauen im Umgang mit Löhnen jenseits der greifbaren Realität.

Wenn man den Blick in die Zukunft wirft, gibt es nur noch wenige Bankomaten, nur noch E-Banking, Kreditkarten sowie Beratungen und Bestellungen mit den Kreuzli-Formularen auf der Homepage. Ist ja eigentlich schon alles aufgegleist und vorahnden und wird stark beworben. Irgendwann ist das Geld unter Matratzen wieder buchstäblich günstiger angelegt.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.

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hallowil.ch-Kolumnist Mäni Rüegg.