Auf der Bank in der Nähe des Wiler Turms nimmt sie Platz. Ihr Blick ist auf die Äbtestadt gerichtet. Wil bedeutet ihr viel, erzählt Chiara Knopp. Hier ist sie geboren, hier ist sie aufgewachsen. Hier sind ihre Wurzeln, hier leben ihre Familie und Freunde. Und diesen Aussichtspunkt besucht sie oft. Weil sie die Aussicht so mag. Dann zeigt sie auf die Wiese. Dort lag sie auf einer Decke, als sie nachts den Sternenhimmel beobachtet hatte. Schliesslich ist sie gerne in der Natur.
Studentin Chiara Knopp liegt aber nicht nur ihre Heimatstadt am Herzen, sondern auch die Umwelt. «Ich finde, dass wir uns alle über unseren Umgang mit der Umwelt Gedanken machen müssen», sagt Knopp. Durch ihre jüngere Schwester, die sich aktiv an der Klimabewegung beteiligt, und durch die sozialen Medien habe sie angefangen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. «Natürlich finde ich den Klimawandel ein wichtiges Thema, aber wir dürfen die ganze Abfall-Thematik nicht vergessen», so Knopp, die aktuell an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) ihre Ausbildung zur Hebamme absolviert. Fakt sei, dass die Gesellschaft zu viel Abfall produziere. Die junge Frau sagt offen, dass sie mit ihrer jüngeren Schwester auch schon an verschiedenen Klima-Streiks teilgenommen hat. Sie sei von deren Dynamik begeistert. «Bei richtig guten und lustigen Sprüchen rufe ich in der Masse mit.» Für sie gebe es bei solchen Streiks aber klare Grenzen: So halte sie sich bei beleidigenden Rufen gegen ein oder mehrere Personen zurück. «Das finde ich dann nicht so cool», sagt Knopp entschlossen.
Der bewusste Umgang mit der Umwelt
Sie atmet tief ein. Atmet langsam aus. Ihr Gang in Richtung Wiler Turm ist zügig. Während Knopp den schmalen Weg beschreitet, redet sie über das Reisen, das ihr viel gibt. Aber: Auch da macht sich die junge Studentin so ihre Gedanken. Sie ist sich dessen bewusst, dass Flugzeuge besonders viel CO2-Emissionen erzeugen. Der Hang wird etwas steiler. Ihr Gang immer langsamer. Obwohl sie sich noch auf das tiefe Ein- und Ausatmen konzentriert, verliert sie den Faden zum Gesprächsthema nicht. Auf das Reisen mit dem Flugzeug komplett zu verzichten – das sieht die Hebamme in spe als ein schwieriges Vorhaben. Sie nickt. So wie es Menschen tun, die von einer ihrer Aussagen überzeugt sind. Trotzdem hat sie einen Wunsch: Die Menschen sollen auch mit dem Thema Reisen bewusster und nachdenklicher umgehen. Beispielsweise innerhalb von Europa mit dem Zug reisen. Sich vermehrt zu Fuss oder mit dem Velo von A nach B bewegen.
Knopp liebt das Segeln. Früher sei sie mit ihrem Vater regelmässig auf dem Bodensee segeln. Irgendwann habe ich es aus den Augen verloren. «Als ich über Instagram auf das Angebot von segelexpedition.ch gestossen bin, war mir klar, dass ich meine Ferien unbedingt auf dem Segelschiff verbringen möchte», erzählt sie. Mit dem Segelschiff von A nach B reisen – ganz nach dem Rhythmus des Wetters. «Das gibt mir so viel und diese Reise wird eine unvergessliche Erfahrung für mich sein», ist Knopp überzeugt. Unter anderem auch, weil sie darüber ein Tagebuch verfassen möchte. «Der bewusste Umgang mit der Umwelt – das ist das Zentrale dieser Expedition», weiss Knopp.
Dokumentation für die Wissenschaft
An diesem Mai-Tag regnet es. Knopp ist trotzdem mit dem Velo unterwegs. Den grauen Schal hat sie sich locker um den Hals gewickelt. Der graue Pullover passt zum Hals-Accessoire. Darüber hat sie einen dunkelgrauen Übergangsmantel angezogen. Sie sei ein einfacher Mensch, der keinen Luxus braucht, sagt Knopp offen bevor sie sich auf ihr Velo schwingt. Denn sie ist es sich gewöhnt mit dem Velo fortzubewegen. Sie sei eine fleissige Velo- und Zugfahrerin – denn das sei heute cool. Vor allem für die Umwelt.
Die Segelreise von Studentin Knopp startet in der griechischen Hauptstadt Athen. Mit einer kleinen Crew wird Knopp eine Woche auf engstem Raum verbringen. «Ich freue mich vor allem auf einen vielfältigen Austausch», sagt die junge Frau. Mit dem Segelboot soll es dann nach Poros, Hydra, Spetses und die Kykladen-Insel Melos gehen. «Sich einfach mal von der Natur treiben lassen, ohne sie zu belasten und meinem natürlichen Instinkt vertrauen – darauf freue ich mich», erklärt Knopp. Die Segelexpedition soll auf die Verschmutzung der Meere sowie Ozeane und damit auf die Zerstörung des Lebensraums vieler Meerestiere aufmerksam machen. «Und genau dafür möchte ich mich persönlich engagieren», so die junge Studentin. Denn während der Expedition wird Knopp nicht nur Segeln, Schnorcheln und Meeressäuger sichten. Sie wird auch aktiv Müll an Stränden sowie in Buchten sammeln und aus dem Meer fischen. «Während der Expedition werden wir beispielsweise auch den Abfall protokollieren», sagt sie. So sollen wichtige Daten für die Wissenschaft gesammelt werden. «Mithilfe dieser Daten sollen Wissenschafter herausfinden, wie die Meereswelt besser geschütz werden kann.»
Ab 31. Mai erscheint das Tagebuch mit Fotos und Videos von Chiara Knopp auf hallowil.ch.