Das wird für Diskussionen sorgen: Ausgerechnet ein Wiler möchte die St. Galler Festspiele nicht mehr vor der Kulisse mit dem St. Galler Dom sehen. «Wenn ich die Tribüne, Bühne und Plastikkulisse sehe, dann ist das eine Verschandelung dieses Ortes. Viele Leute wollen im Sommer den Klosterbezirk besuchen und sehen dann nur Gestelle. Das ist eine grosse Beeinträchtigung für den Tourismus», sagt der Wiler Kantonsrat Erwin Böhi dem Fernsehsender TVO. Zudem dürfe es nicht sein, dass eine kommerzielle Veranstaltung in einem Welt-Kulturerbe stattfinde.

Böhi geht gar noch einen Schritt weiter und will alle Anlässe auf dem Klosterplatz verbieten – und zwar während des ganzen Jahres. Dieser Platz müsse jederzeit für die Öffentlichkeit zugänglich sein und das bleiben, was er jetzt sei: eine stille Oase in der Mitte der Stadt. Laut TVO-Recherchen plant Böhi einen entsprechenden politischen Vorstoss.

Überraschter Theater-Direktor

Die kritischen Stimmen lassen nicht lange auf sich warten. So lässt die St. Galler Regierung im TV-Beitrag verlauten, dass der Schutz des Klosterplatzes ausreichend berücksichtigt sei. Die Festsiele seien ein wichtiger Teil des kulturellen und touristischen Lebens in St. Gallen. Werner Signer, Direktor des Theater St. Gallen, zeigt sich überrascht, dass ein solcher Vorstoss genau jetzt nach 13 Jahren kommt. Er verweist darauf, dass der Klosterplatz jederzeit zugänglich sei.

Das letzte Wort ist noch längst nicht gesprochen. Bis und mit zum Jahr 2021 hat der Kanton die Bewilligung erteilt, die Festspiele auf dem Klosterplatz zu spielen.