Die Thurvita, welche in Wil sechs Altersheime betreibt, setzt sich zum Ziel, dass betagte Menschen bis an ihr Lebensende an dem Ort leben, den sie als ihr Zuhause empfinden – und wo sie möglichst lange am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Im Rahmen dieser Strategie wurde in den vergangenen vier Jahren das Angebot «Thurvita Care» entwickelt. In einer spezialisierten Medizin-Reha-Abteilung werden Patienten nach einem Spitalaufenthalt aufgenommen und wenn möglich auf eine Rückkehr in die eigenen vier Wände vorbereitet.
Gemäss einer Studie der ZHAW gelingt dies bei einem Drittel aller Klienten mit nachhaltigem Erfolg. Im Vergleich zu der Zeit bevor es dieses Angebot gab, konnten doppelt so viele Personen wieder nach Hause zurückkehren. Mit dem Thurvita-Modell müssen Betagte auch bei einem hohen Pflege- und Betreuungsbedarf nicht in ein Heim umziehen, sondern werden in den eigenen vier Wänden umsorgt. Dank einer Vereinbarung mit dem Kanton St. Gallen werden Alterswohnungen zu «virtuellen Altersheimen», in denen es dieselben Leistungen gibt, wie in einer stationären Einrichtung und das zu für die Klienten günstigen Tarifen.
Kosten steigen nicht
Das Fazit der Studie: «Generell hilft «Thurvita Care», den erwarteten langfristigen Anstieg in der Nachfrage nach klassischen Pflegeheimplätzen zu dämpfen.» Dies geschieht bei gleichbleibenden Kosten für alle drei Kostenträger: die pflegebedürftigen Personen, die Krankenversicherer und die öffentliche Hand.
«Thurvita Care» richtet sich an Patienten, die nach einem Spitalaufenthalt Zeit für eine Wiederherstellung ihrer Kräfte und eine geordnete Zukunftsplanung benötigen, bevor sie wieder nach Hause zurückkehren. Dies spezielle Abteilung im Pflegezentrum Fürstenau bietet eine intensive therapeutische Versorgung für eine maximale Dauer von 12 Wochen. Unmittelbar nach Eintritt erfolgt eine Standortbestimmung. «Thurvita Care» startete 2015 mit vier Betten und wurde bis 2018 schrittweise auf 20 Betten ausgebaut.
Konsequenzen für das «Projekt Bronschhofen
Betriebswirtschaftlich ist «Thurvita Care» allerdings eine Herausforderung. Die überdurchschnittlich hohen Pflegestufen und die komplexen Pflegesituationen verlangen nach spezialisierten Fachkräften. Gleichzeitig schwankt die Nachfrage stark, was einen kostendeckenden Betrieb anspruchsvoll macht.
Thurvita zieht aus ihren eigenen Erfahrungen und aus den Ergebnissen der ZHAW-Studie laut einer Mitteilung folgende Erkenntnisse im Hinblick auf das für 2022 geplante «Quartierzentrum Bronschhofen mit Spitex-Stützpunkt»: Die Vorbereitung, Leitung und Zusammensetzung der Betreuungsteams sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg. Zudem wird die Pflege und Betreuung für die weitgehend autonom agierenden Bewohnerinnen optimalerweise von Spitex-Fachkräften erbracht. Die Angebote sollen in eine lebhafte Umgebung eingebettet sein – mit Einkaufsmöglichkeiten und Begegnungsorten, was in Bronschhofen der Fall sein wird. Eine weitere Erkenntnis: Die Bewohnenden von Alterswohnungen nehmen bedeutend weniger Leistungen in Anspruch als Gleichaltrige in einem Alters- oder Pflegeheim. Das Modell der «virtuellen Altersheime» soll es den Bewohnenden auch bei hohen Pflege- und Betreuungsbedarf erlauben, weiter in der geschätzten Umgebung zu leben. Die «Medical Safety» ist in einer Alterswohnung wichtig und eher von Angehörigen gewünscht. Es gilt geeignete Methoden zu finden, welche den Bewohnenden die Sicherheit geben, dass sie in medizinischen Notfällen nicht allein sind. Thurvita hat hierzu ein Projekt gestartet, das die Privat- und Intimsphäre der Bewohnenden schützt und gleichzeitig die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt. Auch dieses Projekt wird von der ZHAW wissenschaftlich begleitet. (pd)