Das angekündigte Oboentrio musste krankheitshalber absagen – zum Glück frühzeitig genug, sodass Andrea und Roland Bosshart in Ruhe nach einem Ersatz suchen konnten. Einen Tipp erhielten sie von Tochter und Oboistin Marietta Bosshart: Ihre Studienkollegin und Pianistin Lora Vakova ist mit dem Violinisten Stefan Tarara verheiratet, beide treten im Duo auf. «Dieses Engagement war ein Glücksfall, denn kaum einmal war das gediegene Baronenhauskonzert-Publikum dermassen ausser Rand und Band wie an diesem Sonntag», heisst es in einer Medienmitteilung der Ortsbürger Wil.
Stefan Tarara hatte schon im Alter von vier Jahren Auftritte vor Publikum und wurde mehrmals zum «Musiker des Jahres» gekürt – zahlreiche nationale und internationale Preise säumen seinen Weg. «Seine gewinnende, sprühende Art sicherte ihm von Beginn an die Sympathien des Publikums – erst recht, als seine Frau Lora Vakova seine Einführung in das erste Werk korrigieren musste, denn der Beethoven stand erst an zweiter Stelle», wird in der Medienmitteilung vom Auftritt – der am Sonntag, 3. November, stattfand –berichtet. Mit einem charmanten und selbstironischen Grinsen habe Tarara diesen Fauxpas weggesteckt und habe von Edvard Griegs c mill-sonate erzählt. Im vorgängig von Roland Bosshart vorgetragenen Gedicht hatten ihn die Begriffe «Befreiung» und «das Herz brennt» angesprochen – nicht besser könne man diese Sonate beschreiben. Mit vollster Leidenschaft, «appassionata», sprenge der erste Satz alle Grenzen. Der zweite Satz dagegen sei von einer unvorstellbaren Sanftheit – «zauberhaft», wie Lora Vakova ergänzte.
Eine richtige Spielfreude
«Den überaus dichten ersten Satz spielte Tarara mit einer beseelten Energie, deren Leidenschaft auch im dreifachen Piano nicht verloren ging», wird in der Mitteilung weiter berichtet. Die Romanze des zweiten Satzes mit dem beginnenden Klaviersolo habe an Griegs «lyrische Stücke», kleine Charakterstücke für Klavier, erinnert. Pianistin Lora Vakova zeigte darin «ihre Fähigkeit zu einer sensiblen Interpretation, die die feine, nordisch-kühle Tonsprache Griegs nachempfand». Im Weiteren habe das Duo im wechselseitigen Zuwerfen der Motive mit einer wundervollen Spielfreude interagiert.
Im zweiten Konzertteil stand Beethovens D Dur-Sonate auf dem Programm. Der junge Beethoven hatte einen damaligen Trend verfolgt, das Klavier der Violine gleichwertig gegenüber zu stellen. Laut Mitteilung der Ortsbürger Wil habe die Interpretation des Duo Tarara zu einem Wechselbad an Brillanz und Virtuosität gemacht. «Die Sonate war von überschäumender Lebensfreude geprägt». Die im späteren Werk arg dominierenden abrupt einfahrenden Sforzati und grossen Dynamiken kommen bereits vor, wie Tarara anfangs erläuterte: «Bei Beethoven ist das Glas immer ein bisschen arg halb voll».
Spiel auf einer Stradivari
Maurice Ravels Konzertrhapsodie «Tzigane» elektrisierte schliesslich. Eingebettet in akkordische Momente des Klaviers lässt dieses Zigeunerstück dem Solisten alle interpretatorischen Freiheiten. Und so konnte Tarara «aus tiefsten Herzen schöpfen», was heraus wollen – seien es aufgepeitschte Leidenschaft oder zarteste Melodienfragmente gewesen.
Stefan Tarara spielte auf einer Stradivari aus der «goldenen Ära», wie er mit einem zärtlichen Blick auf das Instrument erläuterte, als er es einmal in seinem Arm hielt. «Dieser warm-goldene Ton verabschiedete das Publikum mit der Meditation über das Gebet aus Massenets Oper 'Thais' – die beruhigende Wirkung tat dem Antritt zum Nachhauseweg sicherlich gut.» (pd)