Erst zarte neun Jahre alt – und schon die Schockdiagnose: Halstumor. Was folgt sind Operationen, Gelenksversteifungen, monatelange Rehabilitationsaufenthalte und Schmerzen. «Unglaubliche Schmerzen», sagt Silvia Gantner heute. Die Leidensgeschichte hat sie hinter sich gelassen. Trotzdem gehört diese Zeit ihres Lebens zu ihr. So kann sich die 49-jährige an jedes Detail dieser gefühlt, ewigen Leidenszeit, erinnern. «Die lange Zeit im Spital, dann die acht Monate in der Rehabilitation, herumlaufen mit einem Spezialkorsett, stets die Hoffnung, dass alles gut kommt und die Gewissheit auch, dass es anderen Patienten mit gleicher Diagnose noch schlechter ergeht wie mir. Das war eine ungemein schlimme Zeit.»

Tatsächlich kommt es vor, dass nach gewissen Diagnosen mit darauffolgenden Versteifungsoperationen an der Wirbelsäule Lähmungserscheinungen auftreten. Silvia Gantner hat Bekanntschaft mit einem derart traurigen Fall gemacht. «Diese Person ist heute vom Hals an abwärts gelähmt. Da habe ich doch etwas mehr Glück gehabt.» Trotzdem: Auch die im Braunauer Weiler Oberhausen wohnhafte Pferdenärrin ist nicht frei im Bewegungsalltag. Der Bewegungsradius des Kopfes ist stark eingeschränkt und eine lange Narbe am Hals zeugt von den Operationen. Silvia Gantner hat dies aber verinnerlicht. Sie steht dazu, hat es verarbeitet und gibt ihren dadurch entstandenen Lebensmut weiter. Auch an ihrem jetzigen Arbeitsort, im Alterszentrum Sunnewies in Tobel.

Unzählige Engagements

Silvia Gantner lebt seit 21 Jahren in Oberhausen. Aufgewachsen mit vier Geschwistern in Egnach am Bodensee, lernte sie das kleine Dorf schon früh kennen. «Meine Grosseltern führten damals das Dorflädeli und meine Mutter war eine Braunauerin. Ich habe zudem meinen Mann Andreas kennen- und lieben gelernt.» Nebst ihrer Familie, die drei Kinder umfasst, hegt und pflegt sie auch Tiere. Allen voran die Pferde seien ein wichtiger Teil im Leben. Aber auch Hund Jack, die Zwergziegen, die Schweine und noch weitere Tiere gehören zu ihrem Leben.

So, wie es das Lachen auch ist. Denn so kennt man sie heute: gutgelaunt, witzig und sympathisch. Das sei während und nach ihrer langen Leidenszeit nicht immer so gewesen, betont sie. Dass sie gestärkt da herausgekommen ist, beweisen ihre unzähligen Engagements, welche sie in den vergangenen drei Jahrzehnten ausgeübt hat. Die gelernte Kinderpflegerin war Spielgruppenleiterin, treibende Kraft in Sonntagsschulen oder Waldspielgruppen oder kurzzeitig als Servicemitarbeiterin in einem Gasthof. Den Kontakt mit Menschen will sie niemals missen.

Vier Jahre im Gemeinderat

Als ihre drei Kinder älter geworden sind, suchte sich Silvia Gantner eine neue Herausforderung. «Natürlich musste es etwas mit Menschen sein. Da wurde ich auf den Pflegehelfer Lehrgang beim Schweizerischen Roten Kreuz in Weinfelden aufmerksam. Genau mein Ding, dachte ich.» Dass sie damals im Jahr 2013 bereits im Sunnewies engagiert war, spielte ihr in die Karten. Doch auch nach diesem Lehrgang blieb sie nicht stehen, bildete sich zum Langzeitzertifikat aus. Dabei hat sie auch zahlreiche Erfahrungen am Sterbebett gemacht. Silvia Gantner ist stets offen für Neues. So erstaunt es nicht, dass sie auch vier Jahre Braunauer Gemeinderätin war. «Das war eine intensive Zeit, in welcher ich ungemein viel gelernt habe», sagt sie.