Eingeleitet wurde die Versammlung mit einem informativen Tour d’horizon durch den Amtsbericht und die Jahresrechnungen 2017. Gemeindepräsident Lucas Keel erläuterte zuerst den guten Rechnungsabschluss. Budgetiert war ein Defizit von gut 8 Millionen Franken. Bei einem Aufwand von 73 Millionen Franken und einem Ertrag von 68 Millionen Franken resultierte ein um annähernd 3 Millionen Franken besseres Ergebnis. 13,5 Millionen Franken beträgt das Eigenkapital. Es darf nach Ansicht der Behörde bis auf 10 Millionen Franken sinken. Andrerseits ist es das Ziel des Gemeinderates, die Nettoschulden nicht über 30 Millionen Franken steigen zu lassen.
Moderates Wachstum
Uzwil hat im vergangen Jahr viel investiert. 12,3 Millionen waren vorgesehen, 13,6 Millionen Franken wurden abgerechnet. Respektable Mehreinnahmen wurden bei den verschiedenen Steuern erzielt. Mehraufwendungen haben sich bei der ambulanten und stationären Pflege ergeben. Die Sozialleistungen blieben unter dem budgetierten Betrag. Rückläufig waren auch die IV-Beiträge und Ergänzungsleistungen.
Die Bevölkerung hat um 61 Personen zugenommen. Das entspricht einem Zuwachs von 0,5 Prozent und damit der Zielvorgabe der Gemeindebehörde. Unter Berücksichtigung des Geburtenüberschusses von 53 im Vergleich zu den Todesfällen hält sich der effektive Zuzug in engen Grenzen.
Gebäude im Wert von 3 Milliarden
Der Wert aller Gebäude in der Gemeinde Uzwil erreicht nach Angabe von Lucas Keel 3 Milliarden Franken. Diese grosse Summe verdeutlichte er mit einem Vergleich. Würde man den Betrag in Tausendernoten aufeinanderschichten, so ergäbe das einen Turm von 400 Metern Höhe.
Wie viel von den 19 Millionen Franken Baukosten für das neue Gemeindehaus bereits bezahlt sind, liess der Gemeindepräsident offen. Er versicherte aber, dass es keine Kostenüberschreitung geben werde.
Beim Seniorenzentrum hat sich die Auslastung von gut 100 auf 98 Prozent verringert. Grund dafür ist, dass die Viererzimmer nicht mehr voll ausgenützt werden können.
Etappierte Schulraum-Erweiterung
Gut 1500 Schüler brauchen Platz. Schulpräsident Daniel Wyder erwartet in den nächsten Jahren zwar nicht, dass sich die Schülerzahl markant ändert. Es dürften weiter rund 75 Klassen mit durchschnittlich 20 Schülern geführt werden. Dennoch muss im Sommer ein Provisorium bezogen werden, und es sind drei zusätzliche Räume nötig. Mittelfristig sind die Schulküche am Marktplatz und die kleine Turnhalle im Herrenhof zu ersetzen und der Singsaal im Herrenhof zu erweitern.
Im Gesamten wird mit einem Finanzbedarf von 12-14 Millionen Franken gerechnet. Es wird beabsichtigt, die Erweiterungen zu etappieren. Im Herbst 2019 kann mit einer Vorlage an die Bürgerschaft gerechnet werden.
Sollte die Schülerzahl zeitweise unerwartet ansteigen, will man sich mit Mietlösungen oder Provisorien behelfen.
Artenvielfalt erhalten
Renate Graf informierte über den Stand des Vernetzungsprojektes. Es betrifft die Landwirtschaft, weil es um die ökologische Bewirtschaftung von Biodiversitäts-Förderflächen geht. Es muss aber jedermann interessieren, weil es um die Pflege und den Umgang mit unserer Umwelt geht. In den drei Gemeinden Uzwil, Oberuzwil und Jonschwil sind 133'000 Aren in das Vernetzungsprojekt einbezogen. Es wird ein Anteil von 16 Prozent der Nutzfläche angestrebt. Es geht darum, die Biodiversität zu erhalten und weitere bedrohte Pflanzen und Tiere vor dem Aussterben zu bewahren.
Lorenz Wirth kritisierte in der allgemeinen Umfrage, dass diese Massnahmen reichlich spät kämen. Das nun beschlossene Monitoring durch den Natur- und Vogelschutzverein begrüsste er als absolute Notwendigkeit.
«Alte Bank» wird verkauft
Dora Hadorn griff die an der letzten Bürgerversammlung gemachte Anregung auf, die Liegenschaft an der Henauerstrasse 20 für Frühförderung einzurichten. Ein Umzug vom Hummelweg an die Henauerstrasse komme nicht infrage, weil der Platz nicht günstig und weil man das aufwendig renovierten Gebäude nicht aufgeben wolle. Das Haus «zur alten Bank» wird verkauft.
Für die Galerie zur alten Bank sei ein gut gelegenes Objekt gefunden worden. Um welches es sich handelt, gab Dora Hadorn nicht preis.
400'000 Franken für Alterswohn-Projekt?
In der allgemeinen Umfrage regte Xaver Bock an, die Gemeinde solle der Genossenschaft 60 plus ein Darlehen von 400'000 Franken gewähren. Die Genossenschaft baut für 10 Millionen Franken 25 Wohnungen an der Fichtenstrasse beim Buecherwäldli. Lucas Keel nahm den Antrag zur Prüfung entgegen.
Judith Durot setzte sich für Massnahmen ein, welche alle Kinder beim Eintritt in den Kindergarten befähigen, Deutsch zu verstehen und elementare Tätigkeiten zu beherrschen.
Ihr Herz schlägt für Dampflokomotiven
Nicht mehr im Beruf und seinen Aufgaben gefangen zu sein, empfinden viele Pensionierte als Befreiung. Das muss aber keineswegs so sein. Im Gegenteil: Eine Arbeit, die man gern macht und in der man es im Berufsleben zu einer Meisterschaft gebracht hat, ist – freiwillig und ohne Zeitdruck ausgeübt – durchaus reizvoll und erfüllend. Die rund 50 Personen, die sich in der Werkstatt der Furka-Dampf-Bergbahn im Benninger-Areal in Uzwil engagieren, sind ein Beispiel dafür. Die nach der Eröffnung des Furka-Basistunnels kurzzeitig stillgelegte Bahnstrecke über den Pass kann nur dank vielen freiwilligen Helfern den Sommer über wieder als Nostalgie-Dampfbahn betrieben werden. Nicht wenige der versierten Fachleute kommen aus unserer Region. Die meisten haben einen einschlägigen technischen Beruf erlernt und diesen nach der Pensionierung zu ihrem Hobby gemacht.
Vier «Zugpferde» im Mittelpunkt
In den Mittelpunkt im Anschluss an die Bürgerversammlung konnte nicht die ganze Crew gestellt werden, welche die Dampflokomotiven wieder fahrtüchtig macht. Sie arbeiten alle in Uzwil, sind aber nicht alle von Uzwil. Die vier, welche von Gemeindepräsident Lucas Keel befragt wurden und über ihre Arbeit Auskunft gaben, waren Projektleiter Jakob Köpfel, Einkäufer Willi Hess, Konstrukteur Markus Staubli und Karl Schillig.
Doris Mete «Voice of Uzwil»
Für die junge Frau, die als nächste im Mittelpunkt stand, fand der Gemeindepräsident als Gemeinsamkeit mit einer Dampflokomotive einen sich ähnelnden Zischlaut. Doris Mete, eine Rapperin, zeigte aber mit einem Auftritt, dass ihr Sprechgesang grundlegend anspruchsvoller ist. Bekannt geworden ist sie durch ihre Teilnahme am Wettbewerb «The Voice of Germany». Sie erreichte dabei den Viertelfinal. Im Gemeindesaal beeindruckte sie durch ihre Offenheit, Ehrlichkeit und ihr Temperament. Auch durch ihre Reife. Mit 14 habe sie noch geträumt, ein Hollywood-Star zu werden. Heute sei sie realistischer und möchte einfach Freude an ihrer Arbeit haben und durch ihre Auftritte Freude bereiten.