Das war knapp. Hätten sich auch nur 4 der 350 an der ausserordentlichen Bürgerversammlung anwesenden Personen anders entschieden, der Kirchberger Schulrat wäre per Ende des kommenden Jahres abgeschafft worden. Aber der Reihe nach. In der Katholischen Kirche Kirchberg ging es am Freitagabend um eine Schulreform. Schnell wurde klar, dass der Antrag des Gemeinderates chancenlos bleiben würde – und dann auch blieb. Dieser hatte vorgeschlagen, den Schulrat von neun auf fünf Personen zu reduzieren und ein Modell mit Geschäftsführer einzusetzen, was Zusatzkosten von jährlich 130'000 Franken mit sich gebracht hätte. Schon im Vorfeld hatten drei der vier Ortsparteien Opposition dagegen angekündigt – und diese am Freitag mit Gegen-Anträgen auch kundgetan.

Gleich drei Anträge wurden gestellt, das Modell des Gemeinderates zurückzuweisen. Chancenlos blieb jener eines Komitees, welches sich grundsätzlich gegen das «Diktat der Behörden» aussprach. In die engere Auswahl kamen ein gemeinsamer Antrag von CVP und SVP und einer der SP. CVP und SVP forderten die Abschaffung des Schulrats per 1. Januar 2021 und die Einführung eines Modells mit einem Schulvorstand, um schlanke Strukturen zu erlangen. Etwas offener blieb die SP und forderte, dass der Gemeinderat bis im Jahr 2022 eine Vorlage ausarbeitet, welcher die Strukturen schafft, um die Einheitsgemeinde auch Realität werden zu lassen.

Verzählt – oder anders abgestimmt

Diese beiden Anträge wurden einander gegenübergestellt und es kam zu einer Abstimmung per Handzeichen. Für die drei Stimmenzähler war ohne auszuzählen klar, dass der Antrag von CVP und SVP gewonnen hat. Der Schulrat war somit faktisch abgeschafft. Doch ein grosses Raunen ging durch die Kirche. Daraus konnte geschlossen werden, dass zahlreiche Stimmbürger mit dem Auszählen im Schnellverfahren nicht einverstanden waren. Gemeindepräsident Roman Habrik ordnete eine Wiederholung der Abstimmung an – mit genauem Auszählen. Und siehe da: Plötzlich siegte der Antrag der SP – wenn auch knapp mit 162 zu 155 Stimmen. «Viele haben sich bei der zweiten Auszählung anders entschieden», mutmasste Habrik.

Sieben Stimmen Unterschied haben den Schulrat gerettet. Zumindest vorderhand. Denn aus dem Antrag der SP, der nun weiterverfolgt wird, geht nicht schlüssig hervor, ob es künftig noch einen Schulrat gibt oder nicht. Der Antrag lautet im Wortlaut wie folgt: «Der Gemeinderat wird beauftragt, eine Vorlage für die zukünftigen Führungs- und Behördenstrukturen der Einheitsgemeinde auszuarbeiten. Die Vorlage muss der Bevölkerung im Jahr 2022 zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Während der Ausarbeitung muss die Bevölkerung angemessen in den Prozess einbezogen werden.» In der übernächsten Legislatur, die am 1. Januar 2025 beginnt, soll dann die neue Struktur angewendet werden.

Über 93 Prozent zeigen Desinteresse

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass an Freitagabend keine Schulreform vollzogen wurde und sich vorderhand gar nichts ändert. Für die nächste Legislatur der Jahre 2021-2024 wird das bisherige Modell beibehalten und es sind ein Schulratspräsident und acht weitere Schulräte zu wählen. Das Ergebnis ist so zu deuten, dass eine Mehrheit der Kirchberger keinen Schnellschuss, sondern eine fundierte Vorlage wünscht – und ein Mitspracherecht.

Zu sagen ist auch, dass über 93 Prozent aller Stimmberechtigten die Schulzukunft egal zu sein scheint. Nur gerade 6,83 Prozent der 5127 Stimmberechtigten nahmen an der ausserordentlichen Bürgerversammlung teil.

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CVP und SVP spannen zusammen (22.8.):

Die Spannung steigt und am Freitagabend ist es soweit: Die Kirchberger stimmen über die Schul-Zukunft ab. Mehrere Anträge stehen im Raum – aber einer weniger als bis jetzt gedacht. Denn am Donnertagnachmittag wird publik, dass CVP und SVP ihre ähnlichen Anträge zusammenlegen und gemeinsam auftreten. Beide wollen den Schulrat abschaffen. Darum soll der so genannt 2. Nachtrag zur Gemeindeordnung an den Gemeinderat zurückgewiesen werden. Zudem würde die Behörde den Auftrag erhalten, eine neue Gemeindeordnung ohne Schulrat auszuarbeiten. Dieser angepasste 2. Nachtrag soll bis Ende des laufenden Jahres den Stimmbürgern zur Abstimmung vorgelegt werden.

Die beiden Vorstände vertreten die Meinung, dass in einer Einheitsgemeinde die Führung und politische Verantwortung der Schule ohne Schulrat direkt dem Gemeinderat unterstellt werden kann. Diese operative Führung der Schule soll ein Schulvorstand übernehmen. Dieser könne aus Schulleitern und einem Vorsteher bestehen. «Mit der Rückweisung und dem Auftrag bekommt der Gemeinderat, die Parteien, die Dörferforen und die Bevölkerung nochmals Zeit, die geplanten Änderung zu diskutieren und im Detail auszuarbeiten. Ebenso kann in dieser Zeit die entsprechende Schulordnung erstellt werden», schreiben CVP und SVP in einer gemeinsamen Mitteilung.

Sollte dieser Antrag von den Stimmbürgern bachab geschickt werden, haben die beiden Parteien noch einen Antrag im Köcher. Sie schlagen dann vor, die Gemeindeordnung noch am Freitagabend während der Versammlung so abzuändern, dass der Schulrat nicht mehr darin vorkommt. Die entsprechenden Änderungen müssten während der Versammlung von den Stimmbürgern gelesen und für gut befunden werden. Die entsprechende Vorlage der angepassten Gemeindeordnung würde vor Ort verteilt.

Mindestens drei Anträge

Somit dürfte es mindestens drei Anträge geben am Freitagabend. Jener von Politischer Gemeinde und Schule sieht vor, dass die Anzahl Schulräte von neun auf fünf reduziert wird, dafür drei Schulleiter eingeführt werden. Dies geht mit Mehrkosten einher. Die SP hat einen Antrag angekündigt, in welchen sie den Gemeinderat auffordert, Strukturen zu schaffen, um die Schule in den Gemeindebetrieb zu integrieren, also die Einheitsgemeinde zu vollziehen. Die Umsetzung soll in der übernächsten Legislatur ab 2025 erfolgen. Zudem gibt es den oben erwähnten gemeinsamen Antrag von CVP und SVP. Die FDP unterstützt den Antrag von Gemeinde und Schule genau so wie die vier CVP-Schulräte Walter Gähwiler, Fredy Metzger, Edith Speck und Thomas Wiederkehr, welche somit gegen die eigene Partei votieren.

Es können auch noch weitere Anträge gestellt werden. Selbst am Freitagabend ist dies noch möglich.

Die ausserordentliche Bürgerversammlung beginnt am Freitag um 19.30 Uhr in der Katholischen Kirche Kirchberg. hallowil.ch wird darüber berichten.

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Innerhalb der CVP ist man sich nicht einig (17.8.):

Die Diskussion der Schulreform sorgt für eine Debatte innerhalb der Kirchberger CVP. Der Partei-Vorstand vertritt jene Meinung, welche schon die SVP kundgetan hat: Aufhebung des Schulrates per Ende der laufenden Legislatur. In einem Schreiben, das dem aktuellen Mitteilungsblatt beigelegt war, argumentiert der Vorstand, die von Gemeinde und Schule vorgeschlagene Reorganisation – Einführung einer 3er-Geschäftsleitung und Reduktion des Schulrates von neun auf fünf Personen – sei nicht zeitgemäss und führe weder zu schlankeren Strukturen noch zu eine Effizienzsteigerung. Mehrkosten im Umfang eines Steuerprozentes, also rund 130'000 Franken, seinen unumgänglich.

Der Arbeitsalltag werde aufgrund der Trennung zwischen operativer und strategischer Ebene schwerfälliger, schreibt der Parteivorstand. Zudem würden die Anliegen der Schüler und Eltern verwässert. Die CVP unterstützt hingegen die Einführung einer Geschäftsleitung, also eines Schulvorstandes. «Die Machtkumulation in der Funktion des Schulratspräsidenten mit Verwaltungsaufgaben wird nicht begrüsst. Ab diese Vermengung politischer Aufgaben mit Verwaltungsaufgaben wirklich der Kantonsverfassung entspricht, lässt sich bezweifeln», schreibt die CVP. Die Partei fordert darum an der ausserordentlichen Bürgerversammlung von kommendem Freitag, dass der Schulrat per Ende der laufenden Legislatur vollständig aufgelöst wird. Dafür sei eine unabhängige Rekursinstanz, also eine Ombudsstelle, prüfenswert. Die Anliegen der Eltern und Schüler könnten damit von einer unabhängigen Stelle aufgenommen, geprüft und bearbeitet werden.

CVP-Schulräte gegen den Parteivorstand

Doch innerhalb der CVP sehen das nicht alle so wie der Vorstand. Pikanterweise stellt die CVP im Schulrat die beiden Vizepräsidenten und zwei weitere Mitglieder. Sie bringen sich nun ebenfalls in die Diskussion ein, stellen sich hinter Gemeinde sowie Schule – und somit gegen die eigene Partei. In einem kurz gehaltenen Schreiben argumentieren die Schulräte Walter Gähwiler, Fredy Metzger, Edith Speck und Thomas Wiederkehr: «Die von Gemeinde- und Schulrat vorgeschlagene Reform ist der richtige Weg. Die Änderungen dienen sowohl den Lehrpersonen als auch den Schülern. Die CVP-Schulräte distanzieren sich von Antrag und Stellungnahme des CVP-Vorstandes.»

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SP ist gegen sofortige Abschaffung des Schulrats (16.8.):

Wie weiter mit der Schule Kirchberg? Diese Frage wird kommenden Freitag an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung geklärt. Dabei wird es diverse Anträge geben. Einigkeit herrscht betreffend Feststellung, dass Reformbedarf besteht. Das sieht auch die SP Alttoggenburg so, die sich am Donnerstagmorgen mit einer Mitteilung in die Diskussion einbringt. «Die Schulleitungen haben wenig Entscheidungskompetenz, was zu trägen Abläufen führt. Hingegen muss der Schulrat über Geschäfte entscheiden, die zum Teil weit über die Beurteilungsfähigkeit des Gremiums hinausreichen», schreibt die SP.

Aber wie weiter? Für die Sozialdemokraten ist das von Gemeinde und Schule vorgeschlagene Modell mit drei Geschäftsleitern und einem von neun auf fünf Personen reduzierten Schulrat nicht zielführend. Zwar würden Schwachstellen angegangen, aber auch Fragen aufgeworfen – so zum Beispiel die Vereinbarkeit mit der Gesamtstruktur der Gemeinde. Zudem seien Bevölkerung und Parteien zu spät in die Diskussion einbezogen worden. «Die Gemeinde steht vor einem Flickenteppich, statt endlich die Einheitsgemeinde umzusetzen», schreibt die SP.

Schulkommission gefordert

Auch nicht erwärmen können sich die Sozialdemokraten mit dem Vorschlag der SVP, den Schulrat per Ende des Jahres 2020 gänzlich aufzulösen. Der Gemeinderat sei heute weder strukturell noch fachlich darauf vorbereitet, die Aufgaben des Schulrats zu übernehmen. «Eine überstürzte Abschaffung wäre ein Schuss ins eigene Bein», so die SP. Wenig überraschend wird sie deshalb den Antrag stellen, sowohl das von Gemeinde und Schule vorgeschlagene Modell abzulehnen als auch jenes der SVP.

An der Versammlung von kommender Woche wird die SP einen eigenen Antrag stellen. Dabei wird der Gemeinderat aufgefordert, Strukturen zu schaffen, welche die Schule in den Gemeindebetrieb integriert, womit «endlich der finale Schritt zur Einheitsgemeinde vollzogen wird». Die Strukturen sollen damit «schlanker und effizienter» werden. Die SP kann sich vorstellen, dass künftig analog zur Baukommission eine Schulkommission die Aufgaben des heutigen Schulrates übernimmt. «So ist der Einbezug des Volkes in die strategische Ausrichtung der Schule gewährleistet, der dazu erforderliche personelle und finanzielle Aufwand aber minimiert», schreibt die SP. Der Reformprozess solle aber nicht bei der Schule Halt machen und auch andere Abläufe und Strukturen seien zu hinterfragen. Die Umsetzung soll ab der übernächsten Legislatur und dem Jahr 2025 erfolgen.

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Statement von Schulratspräsident Orlando Simeon zur Abschaffung des Schulrats (14.8.)

Gibt es ab dem Jahr 2021 keinen Schulrat mehr in der einwohnermässig grössten Gemeinde des Toggenburgs? Geht es nach der örtlichen SVP, dann wird genau das Realität. Die Partei wird an der ausserordentlichen Bürgerversammlung vom Freitag kommender Woche den Antrag stellen, den Schulrat per Ende der laufenden Legislatur abzuschaffen (siehe Artikel unten).

Es dürfte an dieser Versammlung gleich mehrere Anträge geben, wie die Schule künftig organisiert sein soll. Was sagt Schulpräsident Orlando Simeon dazu? «Der Reformbedarf und eine Weiterentwicklung der Schule sind unumstritten. Nun gibt es verschiedene alternative Vorschläge. Das ist gelebte Demokratie.» Und weiter: «Für den Gemeinderat und den Schulrat ist der im Gutachten vorgeschlagene Antrag der beste Weg.» Dieser Vorschlag sieht vor, dass drei Geschäftsführer die pädagogischen Fragen regeln. Der Schulrat, welcher gemäss diesem Modell um die schulpolitischen Belange kümmerte, hätte künftig nach fünf statt wie bis anhin neun Mitglieder.

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Ist Orlando Simeon der letzte Schulratspräsident von Kirchberg? Geht es nach der Kirchberger SVP, dann ja. (Archivbild: Sascha Erni)

hallowil.ch wird am 23. August über die ausserordentliche Bürgerversammlung in Kirchberg berichten.

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Die SVP will den Schulrat ganz abschaffen (13.8.):

Es ist ein Antrag mit Sprengkraft: Die Kirchberger Volkspartei fordert, den Schulrat auf Ende der laufenden Legislaturperiode komplett abzuschaffen. Die Organisation und Berufung der obersten Schulführung sowie die politische Verantwortung würde alsdann dem Gemeinderat obliegen. Wie die Schulführung künftig im Detail organisiert ist, lässt die SVP offen. Drei Modelle könnten aus ihrer Sicht vertieft geprüft werden: eine reine Geschäftsleitung, eine Schulkommission oder eine zu 100 Prozent im Gemeinderat angestellte Person, welche sich um die Anliegen der Schule kümmert.

Grundsätzlich hält die SVP fest: «Das Modell Schulrat hat zunehmend ausgedient. Für Personen, die sich nicht intensiv mit den Themen auseinandersetzen, wird es immer schwieriger, am Ball zu bleiben. Eine Geschäftsleitung, welche sich tagtäglich hauptberuflich mit diesen Themen befasset, soll optimale Bedingungen für die Schüler und Lehrer gewährleisten und sicherstellen.»

Kein Angriff auf Schulpräsident Simeon

Dieser Antrag, über den an der ausserordentlichen Bürgerversammlung am 23. August abgestimmt werden soll, kommt mitten in eine heiss geführte Diskussion, wie die Schule der einwohnermässig grössten Gemeinde des Toggenburgs künftig geführt sein soll. Der Gemeinderat beantragt an der Versammlung, eine dreiklpfige Geschäftsführung einzuführen, welche die strategische Führung auf pädagogischer Ebene wahrnimmt. Der Schulrat würde die Strategie der Schule auf politischer Ebene verantworten und von neun auf fünf Personen reduziert werden. Aus der Sicht der SVP ist dies eine «Abschaffung des Schulrates auf Raten», was unnötig sei. «Es ist Zeit, einen zukunftsträchtigen Schritt zu machen», schreibt die SVP. Zudem werden die zusätzlichen Kosten bemängelt. «Unser Antrag ist aber kein Angriff auf Schulratspräsident Orlando Simeon oder dessen Arbeit. Wir wollen nun einen Schritt in die Zukunft machen», sagt Marc Keller von der SVP Kirchberg auf Anfrage von hallowil.ch

Das Thema Schulreform schlägt in Kirchberg hohe Wellen. Kurz vor den Sommerferien hat sich ein Komitee gegründet, welches aus rund 40 Personen besteht und die vom Gemeinderat beantragte Reorganisation ebenfalls bekämpft. Auch unter den vier Ortsparteien wird das Thema kontrovers diskutiert.

Auch in Wil möchte die SVP den Schulrat abschaffen

Die Diskussion, den Schulrat abzuschaffen, gibt es auch in der Nachbargemeinde Wil. Im Juni hat SVP-Stadtparlamentarierin Ursula Egli eine Motion eingereicht unter dem Titel «Doppelspurigkeiten vermeiden – Schulrat abschaffen». Begründung: Die bisherigen strategischen Aufgaben des Schulrats würden je länger je mehr von der Bildungskommission übernommen. Für die Rechtspflege, welche früher zentrale strategische Aufgabe des Schulrats war, seien mittlerweile das Departement Bildung und die Schulleitungen verantwortlich. In Wil soll der Stadtrat beauftragt werden, mittels einer Änderung der Gemeindeordnung den Schulrat ebenfalls per Ende der laufenden Legislatur abzuschaffen. Unterschrieben haben die Motion allerdings nur 14 der 40 Stadtparlamentarier – alle aus dem Lager der SVP, der CVP und der Grünen. Eine Antwort des Stadtrats auf die Motion steht noch aus.

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So hat hallowil.ch Ende Juni über die Gründung des Komitees gegen die Schulreform berichtet:

Rund 40 Personen gehören dem Komitee an, welches sich gegen die Schulreform stellt. Laut Thomas Feller, einem der Initianten, handelt es sich um «besorgte Bürger» aus den verschiedenen Dörfern der Gemeinde Kirchberg – mit Schwerpunkt auf das Dorf Kirchberg selber. An die Öffentlichkeit treten neben Feller durchaus bekannte Personen wie der Pfarreirat Otto Noger, Dorfkorporations-Präsident Walter Huber und Guido Felix.

Nachdem die Unterlagen zur geplanten Schulreorganisation geprüft worden sind, ist das Komitee nun überzeugt, dass die neue Geschäftsleitung, bestehend aus dem Schulratspräsidenten und zwei neuen Geschäftsführern, weder zu einer besseren Bildung führt noch organisatorisch notwendig ist.

«Im Gegenteil. Ein Schulratspräsident muss die Führung und Nähe zu den verschiedenen Schuleinheiten behalten. Zudem sollen die Schulleiter der verschiedenen Schuleinheiten einen direkten Zugang zum Schulratspräsidium behalten», schreibt das Komitee in einer am Freitag verschickten Mitteilung. Eine zusätzliche Führungsebene sei unnötig. Dazu komme, dass mit der neuen Organisation erhebliche Mehrkosten verursacht würden.

Schulleiter würden Kompetenzen entzogen

Das Komitee argumentiert, dass bereits vor vier Jahren eine Gruppierung die Verkleinerung des Schulrats von neun auf fünf Mitglieder vorgeschlagen habe. Damals sei der gesamte Schulrat vehement gegen diese Lösung gewesen. Dass nun der gleiche Schulrat nach so kurzer Zeit mit demselben Vorschlag an die Bevölkerung tritt, ist für das Komitee «höchst fraglich» und «suspekt». Und dann wird zum Rundumschlag angesetzt: «Die unstete ‘Hü-hott-Politik‘ der Schulbehörde der vergangenen Jahre setzt sich offenbar fort», schreibt das Komitee in der Mitteilung.

Das Komitee hat laut eigenen Angaben mit verschiedenen Lehrpersonen über diese neue Organisationsform gesprochen. Diese seien auch der Meinung, dass die geplanten Veränderungen nachteilig seien für sie. Aus Sicht dieser Lehrpersonen würde der Vorschlag unklare und aufwändige Prozesse beinhalten. Den Schulleiter würden wichtige Kompetenzen wie die Finanzen entzogen und der Informationsfluss sei durch eine zusätzliche Führungsstufe nicht mehr in gleicher Qualität gewährleistet.

«Diktat von oben»

Die Lehrpersonen sorgen sich laut dem Komitee, dies öffentlich kundzutun, «da sie wie in vergangenen Jahren an anderen Lehrpersonen durchgeführte Repressionen befürchten», wie das Komitee schreibt. «Wie wird die Schule heute geführt, dass sich Lehrpersonen nicht öffentlich getrauen, Stellung zur neuen Organisation zu nehmen? Wie soll sich eine Schule weiterentwickeln, wenn von oben ein Diktat vorgegeben wird und die Personen, die es am meisten betrifft, sich nicht äussern können oder wollen», fragt sich das Komitee. Es sind happige Vorwürfe an die Schulbehörde. (pd/red)

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hallowil.ch hat am 10. Juni erste Reaktionen zusammengetragen:

Am Mittwoch, 5. Juni, fand ein Informationsabend zur geplanten Neuorganisation der Kirchberger Schulen statt. An diesem Anlass haben die Ortsparteien die Gelegenheit genutzt, um den 50 anwesenden Bürgern ihre Sicht der Dinge zu präsentieren. Nun kommen auch schon erste Reaktionen von Bürgern. So schickt Raphael Fust einen Brief nicht nur an den Schul- und Gemeinderat, sondern händigt seine Stellungnahme auch den Medien aus. «Ich möchte den Schulrat anfragen, weshalb im amtlichen Publikationsorgan und auch im Geschäftsbericht der Gemeinde nie über dieses Projekt berichtet wurde?», schreibt Fust direkt. Weiter: «Und das obwohl Gemeinderat und Schulrat gemäss Gemeindegesetz verpflichtet sind, die Bürgerschaft über wichtige Angelegenheiten der Gemeinde zu informieren». Denn die Öffentlichkeit sei erstmals im Gemeindeblatt am 10. Mai über das Vorhaben des Schulrates, sich zu verkleinern und dafür eine zusätzliche Führungsebene im Verwaltungsbereich der Schulen einzubauen, informiert worden. «Damit sich die interessierten Bürger selbst ein Bild von den möglichen positiven oder negativen Folgen der Änderung der Gemeinde- und Schulordnung machen können, sind meines Erachtens durch den Schulrat einige Fragen im Gemeindeblatt zu beantworten», ist Fust überzeugt. 

So fragt Fust in seinem Brief beispielsweise: «Welche neuen Rahmenbedingungen gelten für die Mitarbeiter der Schulen Kirchberg, die einen wichtigen Grund für die Reorganisation bilden?» Oder: «Wie wird die Effizienz im Alltag konkret gesteigert, wenn eine zusätzliche Führungsebene in der Schulverwaltung eingebaut wird?» Ausserdem fordert er in seinem Schreiben auch einige Punkte. «Gemäss Bericht im Gemeindeblatt ist die Auslastung der Schulleitungen aktuell hoch. Ich bitte den Schulrat, den Stellenplan von Schulleitungen und Schulverwaltung zu veröffentlichen mit den im Jahr 2017 und 2018 geleisteten Überstunden der einzelnen Abteilungen.» Und: «Ich bitte den Schulrat die Einstufung der vorgesehenen neuen zwei Geschäftsführer gem. Besoldungstabelle und deren Stellenprozente anzugeben. Gleichzeitig sind die vorgesehenen zusätzlichen Infrastrukturkosten für die Arbeitsplätze der Geschäftsführer aufzulisten.» (red)

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Anfang Juni hat «hallowil.ch» über die Reorganisation der Schulen Kirchberg Folgendes berichtet:

Die dreiköpfige Geschäftsleitung – darin auch Schulratspräsident Orlando Simeon – soll in den Schulen Kirchberg künftig eine zentrale Rolle spielen. Schlankere Prozesse, raschere Entscheide, aber vor allem auch eine Stärkung der Führung in den Schuleinheiten vor Ort sprechen aus der Sicht der FDP für die Neuorganisation. Zwar sehen die Freisinnigen die Mehrkosten durch diese Neuorganisation: «Auf den ersten Blick entstehen 95 zusätzliche Stellenprozente. Dies jedoch nur im Vergleich zum Vorjahr, weil die Stellen der Schulleitungen aus Rücksicht auf das Projekt nicht voll besetzt wurden», schreibt die FDP in einer Medienmitteilung. Zudem sei in den Stellenprozenten die Reduktion des heute zu stark operativ tätigen Schulrates nicht enthalten. Unter dem Strich würden die Pensen also nur moderat zunehmen.

Gestärkte Führung vor Ort

Gestärkt wird gemäss Ausführungen von Schulratspräsident Orlando Simeon mit der Neuorganisation die Führung in den Bereichen Personal und Pädagogik – also die direkte Führung in den Schulhäusern. Gerade hinsichtlich des zunehmenden Lehrermangels sei es für eine Schule wichtig, sich gut aufzustellen und damit für Lehrpersonen aber auch Schulleitende attraktiv zu bleiben. Die Bereiche Strategie und Administration werden laut der FDP auf die zwei Geschäftsführende konzentriert. Diese Aufgabengebiete seien bislang von allen Schulleiterinnen und Schulleitern wahrgenommen und damit teilweise mehrfach ausgeübt worden. «Zudem übernehmen die Geschäftsführenden Aufgaben vom Schulrat, der damit von neun auf fünf Mitglieder verkleinert werden kann. Insgesamt überwiegen damit trotz Kostenfolgen die Vorteile klar, weshalb das Projekt befürwortet wird», schreibt die FDP.

Deutliche Mehrkosten erwartet

Die Kirchberger SVP beurteilt die Situation anders. Aus ihrer Sicht sollen die Schulen als Arbeitgeber attraktiver, Entscheidungswege kürzer und effizienter, Pädagogik und Verwaltung klarer getrennt werden. Ob diese Ziele mit dem aktuellen Konzept erreicht werden, stellt die Partei in Frage. Eines sei jedoch klar: der Verwaltungsapparat werde aufgeblasen. «Mehrkosten von schätzungsweise mindestens 140'000 Franken werden entstehen», schreibt die Partei.

Es ist es geplant, eine dreiköpfige Geschäftsleitung zu installieren – ein Betreuer für die Bazenheider Schulen, einer für die restlichen Schulen und dem Schulratspräsidenten als allgemeinen Vertreter. «Die Kultur und Entwicklung der Schuleinheiten würden stark von jenen – nicht durch die Bürgerschaft gewählten – Geschäftsleitern abhängig werden. Dieses Konzept, das im Übrigen ein Pilotprojekt im Kanton darstellen würde, vermag uns nicht restlos zu überzeugen», schreibt die Partei in einer Medienmitteilung.

Kleinerer Schulrat wird begrüsst

Die SVP unterstütze die Idee, Prozesse und Kompetenzen zu überprüfen und neu zu ordnen. Daraus sollte aber eine Effizienzsteigerung resultieren und nicht das Gegenteil, wie es laut Parteiangaben mit den zusätzlichen 95 Stellenprozenten der Fall wäre. «Eine Verkleinerung des Schulrates auf fünf Mitglieder begrüssen wir. Operative Aufgaben gehen vom Schulrat zur Geschäftsleitung über. Disziplinarmassnahmen sollen unserer Ansicht nach jedoch weiterhin vom gewählten Schulrat, neutral und sorgfältig geprüft, ausgesprochen werden», so die SVP. Gewisse Aufgaben der jetzigen Schulleiter würden an die Geschäftsleiter übergehen. Somit entstünde bei den Schulleitern «Luft». Aus Sicht der SVP Kirchberg sollte somit bei den Stellenprozenten summa summarum ein Nullsummenspiel resultieren und nicht 95 zusätzliche Stellenprozente «in dieser hohen Lohnklasse».

Rein weibliche Form für die SVP störend

Und noch etwas anderes ist für die SVP nicht zufriedenstellend: Nämlich, dass die neue Schulordnung in der rein weiblichen Form verfasst ist. Das erachten die Partei als nicht nötig. «Die Schulordnung hätte, wenn dies denn wirklich ein Bedürfnis ist, ja in der männlichen und weiblichen Form verfasst werden können», so die Partei. (pd/red)

Die Infoveranstaltung zur Neuorganisation der Kirchberger Schulen findet am Mittwoch, 5. Juni, 19.30 Uhr, im Restaurant Toggenburgerhof in Kirchberg statt. hallowil.ch wird über den Anlass berichten. Die Abstimmung erfolgt an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung am 23. August.

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Diese Änderungen sind geplant:

Heute sind die Schulen Kirchberg in sechs Schuleinheiten gegliedert. Diese werden von fünf Schulleitungspersonen geführt. Diese Struktur geht auf das Jahr 2004 zurück. Damals wurden die Schulvorsteher durch die Schulleitungen ersetzt, welche durch die gesetzliche Grundlage im Kanton St. Gallen mehr Kompetenzen erhielten. Seither hat sich die politische Ausgangslage verändert. 55 der 77 politischen Gemeinden im Kanton St. Gallen haben sich als Einheitsgemeinden organisiert, was auf die Organisationsstruktur der inkorporierten Schulgemeinden einen Einfluss hat – so auch in Kirchberg.

Es ist aber nicht nur die politische Ausgangslage, welche den Schulrat veranlasst hat, den Organisationsaufbau der Schulen Kirchberg an die zukünftigen Bedürfnisse auszurichten. Vielmehr sind es die pädagogischen Rahmenbedingungen, welche von der Schulführung veränderte Ansprüche verlangen. Die Vorgaben des Bildungsdepartementes verschieben Aufgaben und Verantwortungen auf die kommunale Ebene. Gleichzeitig hätten sich die Ansprüche unserer Gesellschaft gegenüber den Schulen in den vergangenen 15 Jahren verändert und die Zusammenarbeit mit den Eltern hat sich gewandelt. Es würden aber auch immer mehr ausserschulische Ansprüche gegenüber den Schulen gestellt, wie Tages- und Hausaufgabenbetreuung, Mittagstisch oder die ganze Förderung im Vorschulalter, schreibt die Gemeinde Kirchberg im aktuellen Mitteilungsblatt.

So sieht die Organisation aus

Weiter sind die Rahmenbedingungen, welche für die Mitarbeitenden der Schulen Kirchberg gelten, ein wichtiger Grund für die Restrukturierung. «Die Personalführung muss so ausgerichtet sein, dass wir auch in Zukunft attraktive Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen gewährleisten können. Mit zufriedenem und motiviertem Personal kann eine qualitativ hochstehende Ausbildung an unseren Schulen sichergestellt werden», ist weiter zu lesen.

Die neue Struktur sieht ein 3er-Gremium in der Geschäftsleitung vor. Unter der Leitung des Schulratspräsidenten wird ein Geschäftsführer den Bereich Kirchberg – also die Schuleinheiten in Kirchberg, Gähwil und Dietschwil – und ein Geschäftsführer den Bereich Bazenheid – also die Schuleinheiten in Bazenheid – führen. Zudem nimmt der Leiter der Schulverwaltung mit beratender Stimme an den Geschäftsleitungssitzungen teil, um die Effizienz der internen Abläufe sicherstellen zu können. Alle Schuleinheiten werden wie bisher vor Ort von einer Schulleitung geführt. Diese stellen den operativen Schulalltag sicher, die Geschäftsführenden die strategischen Aufgaben der ihnen zugewiesenen Schuleinheiten.

Stellenausbau bei der Führung

Der Schulrat verantwortet die Strategie der Schule auf politischer Ebene. Die Geschäftsleitung übernimmt die strategische Führung auf pädagogischer Ebene und die Schulleitungen und Lehrpersonen setzen diese Vorgaben operativ in den Schuleinheiten um. Die Aufgaben, Verantwortungen und Kompetenzen sollen dort liegen, wo Entscheidungen getroffen werden. Gleichzeitig soll auf die geografischen und sozialen Gegebenheiten in den Schulstandorten Rücksicht genommen werden.

Die Auslastung der Schulleitungen ist aktuell hoch. Während den Vorarbeiten zum Projekt wurde eine Erhöhung der aktuell 355 Stellenprozente auf die laut dem Verband St. Galler Volksschulträger empfohlenen 400 Stellenprozente für die rund 1200 Schüler in der Gemeinde zurückgestellt. Damit waren Mehrkosten von jährlich circa 75'000 Franken schon früher ausgewiesen, aber nicht umgesetzt worden. Mit der Einführung der neuen Führungsstruktur wird der Schulrat von neun auf fünf Mitglieder verkleinert. Im Gegenzug wird in der Führung eine Erhöhung von 400 auf 450 Stellenprozente vorgenommen. Dadurch entstehen zusätzlich projektbedingte Mehrkosten von jährlich rund 85'000 Franken. Im Vergleich zu heute entstehen mit der neuen Führungsstruktur Mehrkosten von total rund 160'000 Franken. Insgesamt wird mit den Anpassungen laut der Gemeinde Kirchberg eine effizientere und effektivere Aufgabenerfüllung in den Schulen Kirchberg sichergestellt.

Stellenausschreibungen im Herbst

Die Anpassungen sollen ab dem Schuljahr 20/21 vorgenommen werden, sofern die Stimmbevölkerung das Projekt gutheisst. Die angepasste Gemeindeordnung wird der Bürgerschaft an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung am 23. August vorgelegt. Anschliessend ist die neue Schulordnung zu erstellen und dem fakultativen Referendum zu unterstellen. Werden die Änderungen an der Gemeindeordnung sowie die neue Schulordnung angenommen, so werden die Stellen zwischen Herbst 2019 und Ende Februar 2020 neu besetzt. Die Umsetzung würde ab dem Schuljahr 2020/2021 erfolgen. (gk/red)