Es war ein Impfschaden, der bei Dominik Rüedi aus Münchwilen im Mai 2015 eine Rückenmarksentzündung auslöste. Seither ist der 20-Jährige auf einen Rollstuhl angewiesen. Von diesem Schicksalsschlag lässt sich Rüedi jedoch nicht aus der Bahn werfen. Denn der Münchwiler ist überzeugt: «Wer an sich glaubt, kann alles erreichen. Ob mit Rollstuhl oder ohne.» Und genau das soll auch die Botschaft seines Kurzfilms sein.
Während seines Filmstudiums an der SAE Zürich hat Dominik Rüedi bereits mehrere Projekte realisiert. So zum Beispiel einen Trailer für ein Turnier der «Rolling Rebels», das Rollstuhlbasketballteam des Rollstuhlklubs St. Gallen, in welchem Rüedi selbst mitspielt. Im Rahmen seiner Abschlussarbeit dreht der Münchwiler nun seinen ersten eigenen Kurzfilm. Bei seinem neusten Werk agiert der 20-Jährige als Regisseur und Produzent und konnte unter anderem mit dem Hauptdarsteller Sandro Stocker und seinem Kameramann Sandeep Abraham einige Profis für sein Projekt gewinnen. Gedreht wird ab dem kommenden Wochenende an verschiedenen Drehorten, am 10. November auch in der Lindenhof-Halle in Wil. Der Kurzfilm handelt von einem jungen Rollstuhlfahrer, dem es schwerfällt, den Tod seiner Mutter zu verarbeiten. Sein Wunsch ist es, einen Teil ihrer Asche auf ihrem Lieblingsberg Monte Rema zu verstreuen. Gemeinsam mit dem Rollstuhlfahrer Tim, den er im Basketballtraining kennenlernt, macht er sich auf die Reise ins Tessin.
Grenzen überschreiten
«Filmemacher ist bestimmt nicht der einfachste Beruf für einen Rollstuhlfahrer», gibt Rüedi zu. Doch der Student ist überzeugt: «Wer an sich glaubt, kann alles erreichen.» Vieles sei als Rollstuhlfahrer zwar mühsamer und unbequemer, wie zum Beispiel das Drehen an schwierigen Drehorten. Doch davon lässt sich Rüedi nicht einschüchtern. «Wer seine Träume verwirklichen will, muss manchmal Grenzen überschreiten», sagt der 20-Jährige. Auch persönlich hat der Münchwiler grosse Ziele: «Mein grösster Wunsch ist es, eines Tages wieder gehen zu können.» Für seinen persönlichen Traum arbeitet Rüedi genauso hart wie für seine Karriere: Physiotherapie, Osteopathie und Fitness sind nur einige seiner Bemühungen, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Die Fortschritte, die Rüedi erzielt hat, stimmen ihn positiv: Mit einer Gehhilfe kann er bereits wieder mehrere Schritte gehen.
Aller Anfang ist schwer
Ganz anders sah es im Mai 2015 aus. Nach der Diagnose musste sich Rüedi zuerst an sein Handicap und an seinen Rollstuhl gewöhnen. «Aller Anfang ist schwer», erinnert er sich. Doch der angehende Filmemacher hat schnell gelernt, seine neue Lebenslage zu meistern. Heute sieht er die positiven Seiten seines Schicksalsschlags. «Es hat mich stärker gemacht», bekräftigt Rüedi, «und ich habe gelernt, mein Leben mehr zu schätzen». Laut dem Münchwiler gibt es auch für neue Rollstuhlfahrer keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. «Wir sind eine soziale Gemeinschaft», erzählt er lächelnd. «Wir helfen einander, wo wir nur können und haben keine Vorurteile.» Da könne sich so manch ein Fussgänger eine Scheibe abschneiden, so Rüedi.
Besonders wichtig ist es für ihn, dass er sich bei den «Rolling Rebels» trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung sportlich betätigen kann. Für den Studenten ist Rollstuhlbasketball zu einer grossen Leidenschaft geworden. «Ohne die Rebels hätte ich nie eine derartige Lebensfreude zurückgewonnen.» So ist es auch wenig überraschend, dass Rollstuhlbasketball auch in seinem Kurzfilm eine zentrale Rolle spielt.
Bei mehreren Filmfestivals einreichen
Im Februar 2020 soll Dominik Rüedis Kurzfilm fertig produziert sein. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Doch der Filmstudent ist zuversichtlich und hat grosse Ambitionen: Sein Werk möchte er an mehreren Filmfestivals einreichen. Nicht nur, um selbst Bekanntheit zu erlangen, sondern vor allem, um auf die Thematik aufmerksam zu machen. Die grösste Knacknuss stellt für Rüedi die Finanzierung seines Projekts dar. Die Schule stellt ihm zwar professionelles Equipment zur Verfügung, für die restlichen Kosten der Produktion muss der 20-Jährige jedoch selbst aufkommen. Rüedi such daher noch nach Sponsoren, die sein Projekt unterstützen möchten.