28 Punkte im ersten Halbjahr, gar 29 im zweiten. Der FC Wil hat ein mehr als zufriedenstellendes Fussballjahr hinter sich. In diesem verbesserte er sich zuerst vom letzten auf den siebten Platz, um dann in der neuen Saison gar zwischenzeitlich Leader zu sein und nun dem Verfolger-Trio von Leader Servette anzugehören. Und das mit einer der jüngsten Mannschaften der Liga und einem bescheidenen Budget von drei Millionen Franken.
Einen grossen Teil des Erfolges darf Trainer Konrad Fünfstück für sich beanspruchen. Als er im Sommer 2017 aus Deutschland kam, war der FC Wil sportlich in die Promotion League abgestiegen und blieb nur in der Liga, weil sich der FC Le Mont Lausanne freiwillig zurückzog. Eineinhalb Jahre später ist nicht nur die Ranglistenposition weit oben in der Challenge League beeindruckend, sondern auch, dass kein anderes Schweizer Team mehr Spieler in die Schweizer U20- Nationalmannschaft entsendet als der FC Wil.
«Wollen ihm weiterhin eine Chance geben»
Die Entwicklung, welche unter Fünfstück erfolgt ist, verdient Anerkennung. Das Spiel der Wiler hat eine klare Struktur und Handschrift. Die Mannschaft ist gewillt, offensiv zu spielen, auch wenn das mit nur 21 Treffern in den 18 Hinrunden-Spielen nicht in genügendem Masse durchgeschlagen hat. Die Defensive steht, was sich an lediglich 17 Gegentoren ablesen lässt. Zudem werden immer wieder junge Spieler eingebaut, womit die Philosophie des Vereins umgesetzt wird.
Das weckt Begehrlichkeiten. So haben mehrere Spieler die Aufmerksamkeit von Super-League-Klubs auf sich gezogen. Aber auch der Trainer selbst rückt in den Fokus, im heimischen und deutschen Fussball. Der Kontrakt mit Fünfstück in Wil läuft noch ein halbes Jahr, also bis Ende Juni 2019. Vereinspräsident Maurice Weber sagt: «Wir haben vor, mit Konrad Fünfstück zu verlängern. Er hat einen neuen Vertrag vorgelegt bekommen und es hängt nur noch an seiner Unterschrift. Er arbeitet gut und hat eine klare Linie. Wir wollen ihm weiterhin die Chance geben und sind meines Erachtens noch nicht am Ende des gemeinsamen Weges. Es ist nicht die Philosophie des FC Wil, andauernd den Trainer zu wechseln.»
Sportchef wird zum Thema
Auf die Frage, ob er die Vertragsverlängerung unterzeichnen wird, sagt Fünfstück: «Wir tun gut daran, nun einmal in die Ferien zu gehen. Wir sind verblieben, uns im Januar zusammenzusetzen, um die Zukunft zu besprechen. Vorerst ist der Zeitpunkt, um stolz auf das Jahr 2018 zu sein und inne zu halten.»
Das Zögern ist zwischen den Zeilen nicht zu überhören. Wahrscheinlich dürfte es auch darum, gehen, was der FC Wil Fünfstück für Perspektiven und Ambitionen bieten kann – und wie lukrativ allfällige andere Angebote sind. Dabei dürfte auch das Thema «Sportchef» eine Rolle spielen. Als einziger Verein im Profifussball hat der FC Wil keinen. Und zwar aus finanziellen Gründen, wie es in den letzten Monaten jeweils hiess. Seit dem Abgang des dafür zuständigen Verwaltungsrates Thomas Hengartner im vergangenen Sommer kümmern sich Weber und Fünfstück um die Transfers. Doch es hat ein Umdenken stattgefunden. «Das Thema Sportchef ist zwar nicht zuoberst auf unserer Liste. Aber wir beschäftigen uns damit. Denn das ist ein Vakuum in unseren Verein», sagte FC-Wil-Geschäftsführer Benjamin Fust. Ob und wann ein Sportchef eingestellt wird, steht aber noch nicht fest.
Stadt spricht Geld für Stadion-Überdachung
Gute Neuigkeiten gibt es für den FC Wil aus der Politik. Mit der Genehmigung des Budgets 2019 hat das Wiler Stadtparlament am vergangenen Mittwochabend auch einen städtischen Beitrag von 100'000 Franken für die Überdachung der Stehplätze in der IGP-Arena gesprochen. Als nächstes wird seitens des Stadtrats ein Bericht und Antrag für das Stadtparlament ausgearbeitet, welches dann über das Überdachungsprojekt zu befinden hat. Die IGP-Arena gehört der Stadt Wil. FC-Wil-Präsident Weber würde die Überdachung, welche rund 1,35 Millionen Franken kostet, gerne mit seinem eigenen Architekturbüro vornehmen und hat bereits ein Projekt ausgearbeitet. Die Kosten würden auf den kantonalen Sport-Toto-Fonds, die Stadt Wil und den Fussballklub verteilt.
Zudem steht nun fest, dass der FC Wil hinsichtlich der nächsten Saison eine Lizenz für die Super League beantragen wird. Dies hatte Weber vor einigen Wochen noch mit einem Fragezeichen versehen. Alles andere hätte überrascht bei nur zwei Punkten Rückstand auf den Barrage-Platz.