Wenn eine Gemeinde wie Eschlikon mit ihren gut 4000 Einwohnern einen Nationalrat verliert, ist er in der Regel nicht zu ersetzen. Zumal der Kanton Thurgau nur sechs Mandate hat in der grossen Kammer des Bundeshauses. Doch an diesem Wahlsonntag war es anders. Der Wallenwiler Hansjörg Brunner machte zwar auf der Thurgauer FDP-Liste mit Abstand am meisten Stimmen – nämlich über 4500 mehr als der erste Verfolger Anders Stockholm. Das reichte aber nicht zur Wiederwahl, weil die FDP ihren einzigen Sitz an die Grünen abtreten musste. Er empfinde es nicht als persönliche Ohrfeige, sagte Brunner in einer ersten Stellungnahme gegenüber Tagblatt-Online.

Somit geht für Brunner eine kurze Zeit als Nationalrat zu Ende. Der Gewerbeverbands-Präsident des Kantons Thurgau war vor zwei Jahren nachgerutscht, nachdem Hermann Hess demissioniert hatte. Nun muss Brunner die Segel im Bundeshaus bereits wieder streichen.

Wähleranteil mehr als verdoppelt

Auf einen Eschliker folgt gleich der nächste. Denn bei den Grünen machte Kurt Egger aus Eschlikon das Rennen. Er schaffte den Sprung nach Bundesbern, obwohl er über 5000 Stimmen weniger machte als Hansjörg Brunner. In Eschlikon selber entfielen auf Egger nicht halb so viele Stimmen wie auf Brunner. Trotzdem: «Es ist ein sensationeller Freudentag. Ich habe zwar erwartet, dass wir zulegen können. Aber nicht in diesem Ausmass. Wir haben unseren Wähleranteil mehr als verdoppelt», sagte Egger gegenüber hallowil.ch. Tatsächlich: Hatten es die Grünen bei den letzten Wahlen im Jahr 2015 noch auf 5,2 Prozent gebracht, so gaben dieses Mal 10,6 Prozent aller Thurgauer Wähler den Grünen ihre Stimme.

Mit dem eigenen Resultat durfte Egger zufrieden sein. Sein Sieg auf der Liste der Grünen war unbestritten. Geholfen hat, dass der Hinterthurgauer auch für den Ständerat kandidierte und somit eine erhöhte Präsenz in der Öffentlichkeit erreichte. Bei den Ständeratswahlen schaffte es Egger auf den vierten Platz. Um das Ziel «zweiter Wahlgang» zu erreichen, fehlte aber ein Stück. «Mit dem persönlichen Ergebnis bin ich zufrieden. Aber natürlich haben wir schon einen zweiten Wahlgang gewollt», sagte Egger.

Seit 2012 im Kantonsrat

Doch wer ist eigentlich dieser Kurt Egger? Er hat Jahrgang 1956, ist Präsident der Grünen Thurgau, der Grünen Eschlikon und der Interpartei Eschlikon – also dem Zusammenschluss der Ortsparteien in der Hinterthurgauer Gemeinde. Er politisiert seit 2012 im Thurgauer Kantonsrat.

Seit dem Jahr 1996 ist Kurt Egger Geschäftsleiter der Firma Nova Energie in Aadorf. Das Unternehmen ist als Energie- und Umweltberatungsfirma tätig. Ein wichtiges Mandat ist die nationale Leitung der Programms Energiestadt. Zu seinen Hobbies zählt Egger Wandern, Jassen, Kultur, Reisen und Golf. Mal schauen, wie viel Zeit dafür künftig noch bleibt.

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