Im Februar referierte Dr. Antonia Zurbuchen von der Pro Natura St.Gallen in Zuckenriet über das Thema Wildbienenschutz. Bei einer familiären Exkursion auf dem Hof Burri bei Lenggenwil machte die Umwelt-Naturwissenschaftlerin auf die Vielfalt der Wildbienen aufmerksam.Der Naturschutz Niederhelfenschwil-Zuzwil lud zu einer Familienwanderung ein, bei der die St.Galler Naturwissenschaftlerin Antonia Zurbuchen, stellvertretende Geschäftsführerin der Pro Natura, ihr fundiertes Wissen über die Wildbienenarten vermittelte. Das herrliche, heisse Badewetter verhinderte wohl einen grösseren
Besucheraufmarsch. Vereinspräsident Hansruedi Baur begrüsste dennoch über 20 interessierte Kinder und Erwachsene. Als Gastgeber luden Marlis und Johannes Burri auf ihren Hof Ebnet ein. Dort bewirtschaften sie den Produktionsbereich „einheimische Wildblumen“. Nach dem zweistündigen Rundgang durch die Anlagen dislozierten die Teilnehmenden zum nahen Hohlenstein bei Sonnental, wo ein Grill-Picknick organisiert wurde.

Paradies für Wildbienen
Die teilnehmenden Familien und Naturfreunde trafen sich auf dem Ebnethof bei Lenggenwil. Die artenreichen Blumenwiesen und Wildpflanzenfelder bieten auch für zahlreiche Wildbienen einen idealen Lebensraum. „Johannes Burri hat hier ein wahres Paradies, in dem sich eine riesige Vielfalt an Honigbienen, Wildbienen und anderen Insekten wohlfühlt“, schwärmte denn auch Antonia Zurbuchen. Sie erklärte einleitend die Unterschiede und die faszinierenden Lebensweisen der Arten. Dann ging es an den praktischen Teil der Exkursion. Die Wildbienenspezialistin verteilte Dosen mit Schaumstoff-Stopfen. Damit konnten verschiedene Wildbienen und andere fliegende Insekten eingesammelt werden, die auf den Blüten Pollen sammelten. Vor allem die Kinder waren sehr begeistert und präsentierten ihre Fänge der Führerin, welche die Insekten bestimmte und erklärte.

Einheimische Pflanzenvielfalt
Der Rundgang begann beim Wohnhaus der Gastgeber. Johannes Burri machte auf die Vorteile einer pflanzlichen Artenvielfalt aufmerksam. Er lasse rund um sein Haus neben Blumen auch andere Pflanzen wachsen, die andere als Unkraut oder nutzlos beurteilten. Wichtig sei für ihn, dass in seinen Pflanzkübeln vom Frühling bis zum Herbst immer blühende Pflanzen dabei seien. Ein durchgehendes Pflanzenangebot vom Frühling bis Herbst mit einem Artenreichtum sei auch auf seinen Feldern anzutreffen. Sie würden den Bienenarten, von denen rund 600 nachweisbar sind, einen optimalen Lebensraum und genügend Nahrung garantieren.

Wildbienen nisten unterschiedlich
Antonia Zurbuchen erklärte ergänzend, dass etwa die Hälfte aller wildlebenden Bienen Bodenbrüter seien. Geeignete Nistmöglichkeiten für den Bau von Nestern für die Brutzellen sowie zweckdienliche Nahrungspflanzen seien Voraussetzungen, um diese mit einem Pollen/ Nektar-Proviant für die Bienenlarven zu versorgen. Je nach Art haben Wildbienen unterschiedliche Nistweisen. Die Honigbienen gehören nicht zu den Wildbienen, weil sie in Mitteleuropa nicht mehr wildlebend vorkommen. Beide Bienenarten zählen jedoch zu den wichtigsten Bestäubern von Kultur- und Wildpflanzen. Die enorme Pflanzenvielfalt und ideale Strukturen bieten ihnen geeignete Nistplätze und Nahrungspflanzen. Die fundierten Ausführungen von Antonia Zurbuchen auf dem interessanten Rundgang zeigten ihre starke Verbundenheit mit dem Naturschutz allgemein und dem Wildbienenschutz im besonderen.

Grosser Nahrungsbedarf
Bei ihrem Studium an der ETH mit Schwerpunkt Umweltnaturwissenschaft führte ihr Interesse an den Wildbienen Antonia Zurbuchen zu einer Doktorarbeit über diese Gattung. Aufgrund ihrer Forschungsarbeiten verfasste sie das Sachbuch „Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis“. Viele Bienenarten sind spezialisiert auf gewisse Pflanzenfamilien, womit eine Artenvielfalt wichtig ist. „Eine grosse Pflanzenvielfalt und ein reiches Blütenangebot fördern Wildbienen und ermöglicht den Bienen, geeignete Nahrungspflanzen zu finden“, stellte Antonia Zurbuchen fest. Dies sei auf dem Ebnethof in jeder Beziehung gewährleistet. Johannes Burri betreibt auch eine eigene Imkerei und besitzt in der Nähe seines Hofes ein Bienenhaus. Die spannenden Erklärungen über das hochinteressante Leben der Wildbienen regte auch beim Grillplausch im Hohlenstein zu weiteren Diskussionen an.