Der FC St. Gallen (FCSG) blickt auf turbulente Monate zurück. Im Sommer blieb kaum ein Stein auf dem anderen. „Wir müssen das Vertrauen der Fans zurückgewinnen. Dann steigen auch die Zuschauerzahlen wieder“, erklärte Klubpräsident Hernandez bei diesem Event. Angesprochen auf das grosse Budget für die Nachwuchsförderung, warnte Giorgio Contini vor falschen Erwartungen. „Unsere Akademie bringt nur etwa alle fünf bis zehn Jahre einen Topspieler wie Tranquillo Barnetta oder jetzt Silvan Hefti hervor“, lautet die Einschätzung des Trainers.An ihren beliebten regionalen KMU-Profil-Veranstaltungen vermittelt die St. Galler Kantonalbank Unternehmern und Führungspersonen aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aktuelle Wirtschaftsthemen kompakt und praxisnah. Mit diesen regionalen Vorabendveranstaltungen lebt sie die Nähe zum lokalen Gewerbe und bietet Führungskräften von KMU eine gern benutzte Begegnungs- und Netzwerkplattform. Der Event mit den Aushängeschildern des FCSG wurde von der Niederlassung Wil organisiert und fand pikanterweise auf Thurgauer Boden statt. Die Auto Welt von Rotz AG liegt zwar am westlichen Stadtrand von Wil, jedoch auf dem Gemeindegebiet von Münchwilen.

Schon einige Stürme überstanden
Im Talk mit dem FCSG-Medienchef Daniel Last sprachen Stefan Hernandez und Giorgio Contini über die Ziele des Klubs und die Führungsphilosophien. Der Präsident hat in seiner noch kurzen Amtszeit schon einige Stürme überstehen müssen, sieht aber das Schiff FCSG bereits wieder in ruhigeren Gewässern. Der Abgang des grossen Talents Albian Ajeti mitten in der Saison 2017/18 war natürlich eines der brennenden Themen des Talks.

Spagat zwischen Ambitionen und finanziellem Spielraum
„Jede Branche hat ihre eigenen Gesetze. Jene im Fussball sind ganz anders als in der Industrie, in der ich zuvor tätig war. Nachdem die erste Verhandlungsrunde mit dem FC Basel gescheitert war, ist mit den Verletzungssorgen der Basler der Druck auf uns ständig gewachsen. So setzten wir schliesslich alles daran, dass beim Transfer wenigstens die wirtschaftlichen Kriterien stimmten“, war von Stefan Hernandez zu diesem Aufsehen erregenden Transfer zu erfahren. Trainer Contini ergänzte, dass der FCSG einem ständigen Spagat zwischen sportlichen Ambitionen und finanziellen Rahmenbedingungen unterworfen sei.

Ein neues Talent im Schaufenster
Während sich die Karriere von Tranquillo Barnetta langsam seinem Ende nähert, steht im Schaufenster des FCSG bereits ein neues Talent aus dem eigenen Nachwuchs. Stefan Hernandez ist sich bewusst, dass der Klub in absehbarer Zukunft auch den 20-jährigen Senkrechtstarter Silvan Hefti wird ziehen lassen müssen, sollte der Abwehrspieler weiterhin so auftrumpfen.

Fünfter Platz als Zielvorgabe
Auf die Ambitionen des FCSG angesprochen, wurde der Präsident deutlich: „Es kann nicht sein, dass unsere in vielen Belangen gut aufgestellte Super League-Mannschaft um den 7. oder 8. Platz herum dümpelt. Ich stelle an das Team höhere Ansprüche. Als Realist weiss ich, dass wir noch kein Topteam sind, aber ein fünfter Schlussrang sollte möglich sein“.

„Kann auch einmal laut werden“
Wie sieht denn der in Vaduz in einem recht ruhigen Umfeld gereifte Trainer Giorgio Contini seine Führungsrolle in der ersten Mannschaft? „Ich bin sicher kein Diktator. Bei meinem Amtsantritt hatte ich mit allen Spielern Einzelgespräche geführt. Ich glaube, dass ich auf Augenhöhe nahe am Team bin. Meine Emotionen habe ich normalerweise im Griff. Das heisst aber nicht, dass ich nicht laut werden kann. Passiert ist dies zum letzten Mal im September bei der Beinahe-Blamage im Schweizer Cup gegen die Amateure des FC Linth 04“, gibt der Trainer den Kantonalbank-Gästen preis.

Suche nach Sportchef vor dem Abschluss
Nach dem Talk waren die Gäste an der Reihe. Die Frage nach einem neuen Sportchef lag da auf der Hand. „Wir stehen kurz vor einem Abschluss. Ich kann Ihnen versichern, dass wir die Nachfolgeregelung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Im Visier haben wir ganz klar eine Persönlichkeit, die Trainer und Präsident ergänzt“, liess der Präsident die Katze ein bisschen aus dem Sack.

Vom Einmannbetrieb zum KMU
Eine Erfolgsgeschichte im härter gewordenen Autogewerbe schreibt seit Jahren der Garagist Hanspeter von Rotz, der nach dem Talk kurz sein Unternehmen vorstellte. Seine 1978 als Einmann-Betrieb gegründete Firma entwickelte sich zur florierenden Auto Welt von Rotz AG mit heute 80 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 80 Millionen Franken. Neben den 500 Neuwagen und Occasionsauto setzt das ständig weiterentwickelte KMU über die Schiene „Swiss Import“ jährlich rund 2000 Fahrzeuge im Direktimport aus dem EU-Raum ab. Bereits laufen 95 Prozente dieser im ganzen Land getätigten Verkäufe über das Internet.

Freudentag für das Familienunternehmen von Rotz
Die Rolle als Gastgeber für die Veranstaltung der St. Galler Kantonalbank fiel für das Familienunternehmen von Rotz mit einem anderen freudigen Ereignis zusammen. Am 24. Oktober traf die Baubewilligung für den Erweiterungsbau auf Wiler Boden, also auf der anderen Strassenseite, ein. Zum Bauvorhaben wird auch ein Motel mit 47 Zimmern zählen.

Der Anlass endete mit einem Apéro Riche, bei dem sich die KMU-Führungskräfte austauschen bzw. neue Kontakte knüpfen konnten.

Personalien
Stefan Hernandez

Der gebürtige Spanier mit Schweizer Mutter trat im Mai als erster vollamtlicher Präsident in der Vereinsgeschichte die Nachfolge des erkrankten Dölf Früh an. In den vergangenen 15 Jahren hatte er als Miteigentümer die Hartchromwerk Brunner AG in St. Gallen geleitet.

Der 50-jährige studierte Wirtschaftswissenschafter lebt seit 20 Jahren in Goldach. Zu seinen Kernaufgaben zählt neben dem sportlichen Erfolg der ersten Mannschaft und der finanziellen Stabilität des Vereins auch die Weiterentwicklung des Nachwuchsprojekts „Future Champs Ostschweiz“.

Giorgio Contini
Der neue Trainer des FCSG ist im Team der Grün-Weissen ein alter Bekannter. Ab der Saison 1996/97 hatte der 43-jährige Winterthurer während fünf Jahren für den FCSG gespielt und in 164 Spielen 32 Tore erzielt.

Die Krönung seiner Zeit in St. Gallen war der überraschende Meistertitel im Jahr 2000. Später war Contini beim FCSG Co-Trainer der Profimannschaft und Trainer des U21-Teams. Nach fast fünf erfolgreichen Jahren verliess er im März dieses Jahres den FC Vaduz im gegenseitigen Einvernehmen.