Die enge Verbindung vom Wohn- und Pflegeheim (WPH) und dem Spital Flawil geht aus einer Vernehmlassung hervor, die Stiftungsrat und Geschäftsleitung zuhanden des Lenkungsausschusses zur Weiterentwicklung der Strategie der St. Galler Spitalverbunde verfasst haben. Darin heisst es etwa: «Die vorgeschlagene Lösung der St. Galler Regierung bedroht das WPH Flawil existenziell.» Darum formuliert der Stiftungsrat denn auch folgenden Antrag an die Regierung: Damit die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner mit Mahlzeiten kurz- und mittelfristig sicher gestellt werden kann, soll die Küche des Spitals dem WPH spätestens bis im Sommer 2020 übertragen werden, und zwar für einen symbolischen Betrag. Dabei würde das bestehende Personal weitestgehend übernommen, wobei es sich im Gegenzug verpflichten müsste, die Verpflegung der Patienten und des Personals des Spitals sicherzustellen.
Der Stiftungsrat und die Geschäftsleitung des WPH geben sich überzeugt, dass sie mit diesem Antrag eine zukunftsfähige Lösung vorschlagen. So ist für den Stiftungsrat klar: «Die engen Verflechtungen zwischen Spital und Pflegeheim bringen beiden Partnern und insbesondere auch den Patienten beziehungsweise Pflegebedürftigen wichtige Synergieeffekte.» Sollte die Regierung nicht auf den Antrag eintreten, so sei ein klares Bekenntnis der Regierung gewünscht: Darin solle festgehalten werden, dass den vertraglichen Abmachungen weiterhin gelten.
Drei akzeptable Möglichkeiten
Aus Sicht des WPH gibt es drei akzeptable Möglichkeiten: Erstens könnte die bewährte Kooperation weitergeführt werden, wenn der Vorschlag des Flawiler Gemeinderates durchkomme. Dabei handelt es sich um die Schaffung eines stationären, mediznischen Notfallzentrums. Zweitens ist für das Pflegeheim auch der Verkauf an die private Investorengruppe Swiss Medical Networks eine valable Option. Drittens ist auch die Umwandlung in ein Gesundheitszentrum denkbar, so wie es von der Regierung vorgeschlagen wurde. Dieser Vorschlag ist aber nur dann akzeptabel, wenn das Notfallzentrum bestehen bleibt und die Küche entweder durch die Spitalregion 1 weiter betrieben oder sie zur Weiterführung an das WPH übergeben wird.
Keine Option ist für das WPH die Schliessung der Küche. Denn sie sei ein wesentlicher Bestandteil des WPH und für eine optimale Verpflegung der etwa 110 pflegebedürftigen Personen von grosser Wichtigkeit. (pd)
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Das Spital Flawil und seine Interessenten: Es gibt neue Fragen (17.10.19)
Diese Woche wurde bekannt, dass sich die Waadtländer Privatklinik-Gruppe «Swiss Medical Network» für die Übernahme des Spitals Flawil interessiert und ein Kaufangebot platziert hat. Das wirft aber auch Fragen auf. Laura Bucher, Co-Fraktionspräsidentin der St. Galler SP, hat eine einfache Anfrage eingereicht.
Wie weiter mit den St. Galler Spitälern? Wohl schon in wenigen Tagen will der Spitalverwaltungsrat diese Katze aus dem Sack lassen und seine Strategie zur Gesundung des St. Galler Gesundheitswesens präsentieren. Auf Nadeln sitzt man diesbezüglich in Flawil, da dort dem Spital womöglich die Schliessung droht. Gesucht wird ein privater Investor, der in die Bresche springt. Laut Bericht einem der «NZZ am Sonntag» soll sich die Waadtländer Privatklinik-Gruppe «Swiss Medical Network« interessieren.
Doch sind die Probleme wirklich gelöst, wenn eine private Gruppe das Spital Flawil übernimmt? Laura Bucher, Co-Fraktionspräsidentin der St. Galler SP, ist sich da nicht so sicher. In ihrer am Mittwoch eingereichten einfachen Anfrage steht denn auch die Frage im Zentrum, ob «die Regionalspäter der privaten Konkurrenz überlassen werden sollen». Bucher stellt zudem die Frage, weshalb sich ein privater Anbieter in der Lage sehe, die stationäre Grundversorgung in Regionalspitälern zu sichern. Der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde behaupte dagegen stets, entsprechende Spitäler könnten nicht kostendeckend geführt werden und müssten deshalb geschlossen werden.
Übernehme ein privater Anbieter die bisherigen Immobilien, bestünde zudem die Gefahr, dass die öffentlichen Spitäler zusätzlich unter Druck gerieten, da sie so von privaten Anbietern Konkurrenz erhielten, so Laura Bucher weiter. (pd/jme)
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Ein zweiter Interessent: Die Wolken über dem Spital Flawil lichten sich (1.5.19)
Eine Mitteilung von Gemeindepräsident Elmar Metzger an der Flawiler Bürgerversammlung vom Dienstagabend liess aufhorchen. Just am Nachmittag vor der Versammlung hat ein zweiter privater Spitalbetreiber sein Interesse für die Übernahme des als Kantonsspital gefährdeten Spitals Flawil bekundet.
Es ging an der Bürgerversammlung Flawil um die Jahresrechnung mit einem Ertragsüberschuss von 3,16 Millionen Franken. Sie wurde von den 189 Versammlungsteilnehmern (3,1 Prozent) ohne ein einziges Wortbegehren gutgeheissen. Deshalb blieb Zeit für Informationen durch Behördenmitglieder und Diskussionen in der allgemeinen Umfrage.
Spitalzukunft hat Priorität
Kein Problem habe den Flawiler Gemeinderat in der letzten Zeit so gefordert wie die Zukunft des Spitals, führte Elmar Metzger in seinem Überblick über die aktuellen Aufgaben aus. Die Behörde sei sich bewusst, dass sie sich bezüglich der Weiterführung des Spitals gegenüber Veränderungen nicht verschliessen dürfe. Der Gemeinderat habe diese Offenheit der Spitalverwaltung kundgetan. Allerdings wehre er sich mit aller Kraft und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen einen Kahlschlag.
Auch wenn das öffentliche Interesse momentan etwas abgeflacht erscheine, liefen die Diskussionen im Hintergrund auf Hochtouren. Am vergangenen Freitag habe sich der Lenkungsausschuss mit dem Gemeinderat Flawil getroffen. Mit dabei seien auch Vertreter der schweizerischen Spitalgruppe gewesen, welche der Gemeinderat als mögliche künftige Spitalträger ins Gespräch gebracht habe. Und als überraschende Neuigkeit führte Elmar Metzger aus: «Gerade heute Nachmittag – und das wissen noch nicht einmal meine Kollegen im Gemeinderat – hat sich eine in der Ostschweiz bekannte private Spitalgruppe gemeldet und mir mitgeteilt, sie habe sich mit dem Lenkungsausschuss in Verbindung gesetzt, weil sie das Spital Flawil gerne weiterführen möchte.»
Vor dem ARA-Spatenstich
Auch wenn die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr leicht rückläufig gewesen sei, bezeichnete der Gemeindepräsident die Entwicklung der Gemeinde als gut. Über mehrere Jahre gesehen verzeichne Flawil die angestrebte Zunahme von 50 Personen pro Jahr. Als grösstes anstehendes Bauprojekt erwähnte er den Ausbau der ARA Oberglatt, ein 20-Millionen-Projekt der Gemeinden Gossau, Flawil und Degersheim. Der Spatenstich erfolgt im Mai, mit der Vollendung wird Mitte 2021 gerechnet. Im Bau befinden sich die Sanierung der Abfalldeponie Lehmtobel und des Entwässerungskanals im Töbeli. Vom Ausbau des Bahnhofplatzes ist der Busbahnhof fertiggestellt. Nach Fertigstellung des Bahnhofplatzes ist im kommenden Frühjahr zusammen mit dem benachbarten neuen Fünfegg-Bau ein gemeinsames Eröffnungsfest geplant.
Neue Turnhalle mit Musikschulzentrum
300 Kinder werden in der Musikschule Flawil von 22 Lehrpersonen an insgesamt 20 Instrumenten unterrichtet. Schulpräsident Christoph Ackermann legte diesmal den Schwerpunkt auf die Musikschule, die älteste Musikschule in der Region. Sie besteht seit 1973. Der Wunsch des Schulpräsidenten wäre es, dass die Musikschule auf ihr 50jähriges Bestehen in vier Jahren in ein neues Musikschulzentrum einziehen könnte. Zu realisieren wäre dies zusammen mit dem Neubau der Turnhalle Feld. Als Aushängeschilder der Musikschule eröffneten sieben Mitglieder der Band der Musikschule die Bürgerversammlung mit mitreissenden Weisen.
Steuersenkung in Aussicht gestellt
Der Ertragsüberschuss der Jahresrechnung 2018 wird in eine Ausgleichsreserve gelegt. Eine Million Franken, das entspricht sechs Steuerprozenten, wird zur Senkung des Steuerfusses verwendet. Ob vollumfänglich im nächsten Jahr oder auf mehrere Tranchen verteilt, wird bei der Budgetierung entschieden. Aus der Versammlung wurde der Wunsch geäussert, der nächstjährige Steuerfuss sollte höchstens 132 Prozent (minus 6 Prozent gegenüber heute) betragen. Der Gemeindepräsident liess die Höhe der Senkung offen. Dazu müssten die Finanz- und Investitionsplanung bekannt sein und zu Rate gezogen werden. Flawil ist schuldenfrei und verfügt momentan über ein Nettovermögen von 8,7 Millionen Franken.
Den Rest des Überschusses von gut zwei Millionen Franken will man für die Sanierung des Kindergartens Wisental verwenden. Dieses Vorhaben kann nicht im Rahmen des üblichen Liegenschaftsunterhalts finanziert werden.
Neugestaltung Marktplatz
Die Planung der Neugestaltung des Marktplatzes ist unter Mitwirkung der Bevölkerung weit gediehen. Es ist der Bau einer Markthalle, eines Kulturhauses und einer Tiefgarage vorgesehen. Ausserdem sind Hochwasserschutzmassnahmen erforderlich. Der Vorschlag aus der Versammlung, die Behörde solle für Tiefgarage und Kulturhaus separate Abstimmungsvorlagen ausarbeiten, wurde abgelehnt. Ebenso ein Antrag zur Änderung des Baureglementes bezüglich Garage- und Hofzufahrten.