Erika Häusermann spricht vielen Frauen aus dem Herzen, wenn sie von einem «mulmigen Gefühl» und gar einer «Bedrohung» auf dem Bahnhofplatz redet. Immer wieder ist die Sicherheit ein Thema. Darum hat die GLP-Stadtparlamentarierin im Juli in einem politischen Vorstoss Frauen-Taxis gefordert – und damit für Schlagzeilen in der nationalen Medienlandschaft gesorgt. Es geht um Taxis, die von Frauen gesteuert werden. Nun hat der Stadtrat auf die Anfrage geantwortet. Er konnte keine besondere Nachfrage für Frauen-Taxis erkennen. «Bei der Bewilligungserteilung für Taxifahrerinnen und Taxifahrer ist das Geschlecht nicht massgebend. Wichtig ist, dass die Bewerberinnen und Bewerber die Voraussetzungen erfüllen und die Vorschriften einhalten», schreibt der Stadtrat.

21 Taxibetriebe sind in Wil derzeit zugelassen. Sie beschäftigen 40 Taxifahrer und 10 Taxifahrerinnen. 15 dieser Betriebe haben eine Bewilligung A, welche einen Standplatz am Bahnhof mit sich bringt. Von den zehn Frauen arbeiten neun in einem Taxibetrieb mit Bewilligung A. Damit ein eigentliches Frauen-Taxi am Bahnhof möglich wäre, müsste entweder jemand seine Bewilligung A zurückgeben – oder die Anzahl A-Bewilligungen wäre zu erhöhen. Dies erachtet der Stadtrat derzeit aber für nicht ausgewiesen und berichtet gar von einer «Übersättigung». Sollte jedoch eine der 15 A-Bewilligungen nicht mehr erneuert werden, will der Stadtrat auch Gesuche von Frauen prüfen. Momentan ist er bereit, eine Betriebsbewilligung B – deren Anzahl ist nicht beschränkt – für ein Frauen-Taxi zu erteilen. Bewegung in die Sache könnte im Jahr 2021 kommen, wenn alle Taxi-Bewilligungen neu ausgeschrieben werden. Das geschieht alle fünf Jahre.

Keine Taxis beim «Avec»

Erika Häusermann ist mit der Antwort des Stadtrats nicht glücklich und verweist darauf, dass die Bewilligungsbehörde mit etwas gutem Wille eine A-Bewilligung gutheissen könnte, da es sich um ein neues Angebot handelt. Sie sagt, dass nach dem Tod eines Wiler Taxifahrers eine 16. A-Bewilligung nicht mehr erneuert worden sei. «Mit dem heutigen Ausschreibe-Verfahren kann es noch Jahre dauern, bis eine Frau eine A-Bewilligung erhält. Das ist diskriminierend, frauenfeindlich und einer modernen Stadt unwürdig», sagt Erika Häusermann.

Die Wiler GLP-Stadtparlamentariern hat zudem gefordert, dass in einem befristeten Versuch ein zweiter Taxi-Standplatz am Wiler Bahnhof direkt heben der «Avec»-Rondelle errichtet wird. Dies, damit nicht der ganz Bahnhofplatz überquert werden muss, um zu einem Taxi zu gelangen. Doch davon will der Stadtrat nichts wissen. Der Vorplatz des «Avec» diene als Warteraum für Passagiere des öffentlichen Verkehrs und habe links sowie rechts Haltestellen für Busse. Darum sei jener Ort nicht für Taxistandplätze geeignet.

Stadtrat will gleiche Bedingungen für alle

Zwar könnten die Zugangswege verkürzt werden. Aber in nachfrageschwachen Zeiten würden sich die Taxis am vermeintlich besten Platz sammeln. Dies hätte zur Folge, dass die Leute am falschen Platz warten. «Für die Taxibetriebe entsteht eine ungewollte Konkurrenz-Situation, weil alle dort halten wollen, wo die meisten Leute sind. Mit einem einzigen Standort gelten für alle Taxibetriebe die gleichen Bedingungen und die Situation ist auch für die Kundschaft unmissverständlich», schreibt der Stadtrat in der Beantwortung von Häusermanns Anfrage.

Auch dies stellt Erika Häusermann nicht zufrieden, da in der Antwort des Stadtrates nicht auf das Thema Sicherheit eingegangen werde. Sie spricht deshalb von «Arbeitsverweigerung» des zuständigen Stadtrats Daniel Stutz. Alles in allem bezeichnet sie die Beantwortung ihrer Anfrage als «schludrig» und sie zeuge von «schlechtem Willen».

_______________________________________________________________________________

Antwort des Stadtrates zum neuen Bahnhofplatz (25.9.):

Fünf Fragen hat die Erika Häusermann in ihrem politischen Vorstoss gestellt. In diesem geht es um die geplante Neugestaltung des Bahnhofplatzes in Wil. «Ein wichtiges Projekt», findet die GLP-Stadtparlamentarierin, denn es geht um «einen zentralen Dreh- und Angelpunkt in der Region». Dieser werde jährlich von über vier Millionen Menschen genutzt. Diesbezüglich sei es wichtig, die Interessen von Fussgängern, Bahn- und Buspassagieren, Auto- und Velofahrern zu berücksichtigen. Doch was ist mit den Taxis, die längst Teil des öffentlichen Verkehrs sind? Diese werden laut Häusermann «nur am Rand» des 75-seitigen Masterplans zur Bahnhofplatz-Neugestaltung erwähnt. Und bereits bei der ersten Frage ihres politischen Vorstosses geht Häusermann auf ein zentrales Problem ein: «Bereits heute halten Züge – von bis zu 400 Metern Länge – am Bahnhof Wil. Wenn die Taxistände nach Westen verschoben werden, müssen Zugreisende, die Richtung St. Gallen in den vorderen Wagen sitzen, mehrere hundert Meter zu Fuss zurücklegen, bis sie die Taxistände am westlichen Ende des Bahnhofs erreichen. Ist der Stadtrat bereit, zusammen mit dem Projektteam eine Lösung für dieses Problem zu suchen?»

Und nun hat Häusermann eine ausführliche Antwort vom Wiler Stadtrat bekommen. Und der Stadtrat meint, dass es bei einem grossen und wichtigen Knoten wie in Wil nicht zu vermeiden sei, dass teilweise längere Wege in Kauf genommen werden müssen. «Das gilt genauso für Fussgänger, Velofahrer, Bus- und Bahnreisende als auch für die Taxikunden», führt der Stadtrat in seinem Schreiben weiter aus. Ausserdem: Erfahrene ÖV- und Taxinutzer würden zudem wissen, wo sie in den Zug einsteigen müssen, um möglichst kurze Umsteigewege zu gehen. Ist Häusermann mit der Antwort zufrieden? Immerhin verspricht der Stadtrat: «Bei der Standortevaluation werden die Taxistandplätze genauso miteinbezogen wie die anderen Verkehrsträger. So sollen die Taxis auch für unerfahrene Reisende gut auffindbar sein.» Auf Anfrage von hallowil.ch meint die Stadtparlamentarierin: «Ich finde es schon fast unverschämt.» Die Neugestaltung des Bahnhofplatzes sei eine grosse Investition für die nächsten 30 Jahre. «Wenn man die Taxistandplätze so plant», ist Häusermann überzeugt, «dann machen wir einen Rück- und keinen Fortschritt.» Sie sei sich sicher, dass man mit dem aktuellen Masterplan noch einmal über die Bücher gehen müsse.

Stadtrat verspricht prominente Lage für Taxis

In ihrem politischen Vorstoss geht Häusermann einen Schritt weiter und redet von gar von Diskriminierung. «Passagiere mit schwerem Gepäck, Rollstuhlfahrer, Behinderte, ältere Reisende oder Frauen, die nachts sicher nach Hausen wollen, werden mit der Neugestaltung des Bahnhofplatzes klar benachteiligt», ist die Stadtparlamentarierin überzeugt, «als schwächste Gruppen im Verkehr werden sie diskriminiert.» Sie seien nun einmal darauf angewiesen, dass sie die Taxis in möglichst kurzer Gehdistanz erreichen können. Und mit den Taxiständen in der Mitte des Bahnhofes sei dies bisher möglich gewesen. Deshalb wollte die Stadtparlamentarierin wissen, ob es möglich ist, einige zusätzliche Standplätze für Taxis zu planen. In seiner Antwort macht der Stadtrat darauf aufmerksam, dass das Umgestaltungsvorhaben aktuell noch ein Vorprojekt ist. Aber er verspricht: «Die Taxistandplätze werden an prominenter Lage platziert». Die Standplätze seien unmittelbar beim Aufgang der Personenunterführung geplant. Und: «Ein neu gestalteter Aufgang der Personenunterführung West mit grosszügigem Dach und Beleuchtung wird dafür sorgen, dass für wartende Taxi-Kunden die soziale Sicherheit gewährleitet werden kann.»

Im Gespräch mit hallowil.ch kontert Parlamentarierin Häusermann: «Aber auf dem Masterplan, der öffentlich ist, ist ersichtlich, dass die geplanten Taxistandplätze ganz westlich platziert und damit sehr abgelegen sein werden.» Auf den aktuellen Plänen würden sich diese hinter den Parkplätzen befinden. Fakt sei, wer im vordersten Wagen aussteigt, müsse eine riesige Strecke zurücklegen. Laut Häusermann kann der Stadtrat nicht von «einer prominenten Lage» reden. Ihrer Meinung nach weigert sich der Stadtrat zu gestehen, wo sich die geplanten Taxistände wirklich befinden werden. Der Stadtrat rät auch davon ab, mehrere Standplätze auf dem gleichen Areal einzurichten. So könnten zwar die Zugangswege verkürzt werden, aber «in nachfrageschwachen Zeiten sammeln sich die Taxifahrer am vermeintlich besten Platz». So würde eine ungewollte Konkurrenzsituation entstehen.

Häusermann fordert Begehung

Auf Häusermanns Forderung, dass der Stadtrat zusammen mit Betroffenen an einer Begehung des Bahnhofareals teilnehmen soll, geht der Stadtrat zwar oberflächlich ein: «Es ist vorgesehen – zu gegebener Zeit – den interessierten Taxibetrieben und allenfalls anderen Betroffenen die geplanten Massnahmen vorzustellen.» Aber Häusermann ist mit der letzten Antwort des Schreibens soweit zufrieden. «Das ist in Ordnung, wenn man den Betroffenen das Projekt genauer vorstellt», so Häusermann. Aber: «Eine Begehung würde mehr Sinn machen.» So könne man das Problem besser darstellen. «Ich möchte mit dem Stadtrat und den Projektverantwortlichen im vordersten Wagen eines Zuges, der von Zürich nach St. Gallen fährt, aussteigen», sagt Häusermann, «und mit Kinderwagen und schweren Reisekoffern zu den geplanten Taxiständen gehen.» 

_______________________________________________________________________________

So hat hallowil.ch über Erika Häusermanns politischen Vorstoss berichtet (22.7.):

Für die GLP-Stadtparlamentarierin Erika Häusermann ist klar: Das Bedürfnis für ein Frauen-Taxi in Wil ist vorhanden. Das Sicherheitsempfinden in den Taxis könnte damit erhöht werden. Sie denkt dabei an ein Taxis-Unternehmen, bei dem lauter Frauen am Steuer sitzen. Doch ein solches Frauentaxi Realität werden zu lassen, ist nicht eben einfach. Denn dafür braucht es in der Männer-dominierten Branche eine A-Lizenz. Nur wer eine solche hat, dafür den Standplatz am Bahnhof nutzen. Eine A-Lizenz zu bekommen, kann sehr lange dauern. Denn es muss eine solche zurückgegeben werden, um überhaupt die Chance zu bekommen. Wann das passiert, ist unklar. Eine Vergabeperiode dauert fünf Jahre.

Häusermann macht sich nun für einen Frauentaxi-Betrieb stark. Sie ist in Kontakt mit einer «beherzten Wiler Taxifahrerin», die einen Frauentaxi-Betrieb gründen will. Die GLP-Politikerin versucht mit einem politischen Vorstoss etwas bewirken zu können. In ihrer einfachen Anfrage will sie vom Stadtrat wissen, was dieser unternimmt, damit künftig auch Frauen eine Chance bekommen, eine A-Taxi zu führen. Zudem fragt sie, ob die Wiler Exekutive darauf achten will, dass mehr Frauen eine A-Bewilligung erhalten.

Um das Sicherheitsgefühl der Frauen zu erhöhen, könnte sich Erika Häusermann zudem vorstellen, dass es künftig neben dem «Avec» zu Versuchszwecken zwei Taxiplätze gibt. Es sollen Erfahrungen gesammelt werden. Zudem soll es künftig nicht nur im Westen des Bahnhofs Taxis haben, sondern auch im Osten. So will es zumindest Erika Häusermann. Sie fragt nun den Stadtrat an, ob dieser bereit ist, diese Idee zu unterstützen.

_______________________________________________________________________________

So hat hallowil.ch am 17. Juli berichtet:

«Auch in meinem nahen Umfeld gab es schon Frauen, die von Taxifahrern blöd angemacht worden sind. Das kommt leider immer wieder vor», sagt Erika Häusermann, welche die Stimme der Grünliberalen (GLP) im Wiler Stadtparlament vertritt. Wiederholt liest man von Übergriffen auf Frauen in Taxis. Zwar hat in Wil kein Vorfall für Schlagzeilen gesorgt, dafür in St. Gallen. Im Jahr 2012 ist ein türkischer Taxifahrer laut Medienberichten zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil er mehrere Passagierinnen vergewaltigt hatte. Auch in anderen Städten des Auslands haben Übergriffe für Angst bei Frauen gesorgt. Darum gibt es bei den nördlichen Nachbarn in mehreren Städten solche Frauentaxis – seit 2017 zum Beispiel in Freiburg im Breisgau. Auch in St. Gallen gab es ein solches Taxi, das zu Beginn des Jahrzehnts in pinker Farbe herumfuhr. Gehalten hat es sich allerdings nicht.

In Wil gebe es ebenfalls das Bedürfnis, dass Frauen im Taxi unter sich sein können, ist Erika Häusermann überzeugt. Als sie letzthin der jährlichen Wiler Taxi-Konferenz im Rathaus beiwohnte, sei das Thema «Frauentaxis» zur Sprache gekommen. Die Stadtparlamentarierin sieht als weiteren Vorteil, dass dann auch muslimische Frauen ein Taxi nehmen könnten. Häusermann stellt sich vor, dass ausschliesslich Frauen am Steuer sitzen. Dass nur Frauen zusteigen dürfen, würde aus ihrer Sicht aber zu weit führen. «Das wäre dann Diskriminierung», sagt die GLP-Frau. Es liesse sich wohl auch nicht umsetzen. Denn in der Schweiz besteht die im Gesetz festgeschriebene Transportpflicht, welche auch in der Taxi-Branche Gültigkeit hat und dafür sorgt, dass Männer ebenfalls mitgenommen werden «müssen».

Politischer Vorstoss

Ein Frauentaxi hätte somit in der Schweiz den Charakter einer Neuheit – mal abgesehen vom St. Galler Beispiel. Es würde laut Häusermann auch helfen, die Situation am Bahnhof Wil zu verbessern. Gerade an lauen Sommerabenden fühlen sich viele Frauen unsicher wegen herumlungernder Personen – und hätten auch ein mulmiges Gefühl in einem Taxi. Ganz grundsätzlich ist Häusermann unzufrieden mit der Taxi-Situation in Will – oder zumindest mit der sich abzeichnenden Situation. Hintergrund: Mit der bevorstehenden Umgestaltung des Bahnhofplatzes – ein Masterplan ist mal ausgearbeitet worden – sollen die Taxis um rund 100 Meter Richtung Westen verschoben werden, also weg Zentrum. Für Häusermann ist das keine gute Idee, da der Weg etwa für eine ältere Frau sehr lange werden könne, wenn sie von Zürich anreisend in einem vorderen Wagen sitze und dann mehrere hundert Meter zu den Taxis laufen müsse. Zudem stört sich Häusermann daran, dass die Anzahl Taxi-Standplätze von elf auch acht reduziert werden soll.

Die Stadtparlamentarierin wird nun politisch aktiv und wendet sich mit Fragen an den Stadtrat. Dabei will Sie von der Exekutive zum Beispiel wissen, ob diese bereit ist, am Ostende des Bahnhofes einige Standplätze für Taxis zu planen – und die Behindertenorganisation Procap in die Planung einzubeziehen. Gut möglich, dass Häusermann in der Folge einen ähnlichen Fragekatalog zum Thema «Frauen-Taxi» einreicht.

Post inside
Erika Häusermann von der Wiler GLP setzt sich für ein Frauen-Taxi ein.