Das Uzwiler Blatt nimmt das vor einem halben Jahrhundert eingeführte Frauenstimmrecht zum Anlass, in die Zeit zurückzublenden und insbesondere die Verdienste von Margrith Bigler-Eggenberger zu würdigen. Sie wurde 1933 in Niederuzwil geboren, absolvierte hier die Schulen und erwarb an der Kantonsschule St. Gallen die Maturität ab. Sie schloss ihr Studium mit dem Doktorat beider Rechte ab, erlangte das Anwaltspatent und arbeitete als Rechtsanwältin. Damals ein Weg abseits der anerkannten Frauenrolle. Politisiert wurde sie im Elternhaus und später unterstützt durch ihren Ehemann. Die berufliche und politische Laufbahn ihres Vaters Mathias Eggenberger: Lehrer in Uzwil, Gemeindepräsident von Henau-Uzwil, St. Galler SP-Regierungsrat und Ständerat.
Frau der ersten Stunde
Margrith Bigler-Eggenberger war von früh auf überzeugt: In einer modernen Demokratie muss die Gleichstellung von Mann und Frau selbstverständlich sein. Als Juristin war sie konfrontiert mit Gesetzen, die Frauen oft schlechter behandelten als Männer. Sie wollte das ändern und war bereit, dazu selber einen hohen Einsatz zu leisten. Anfeindungen blieben nicht aus.
Der Dank der «Spätgeborenen»
Für die heutigen Frauen ist das Stimmrecht eine Selbstverständlichkeit. Dennoch gibt es Bereiche, in denen sie für die Gleichberechtigung kämpfen müssen. Im Uzwiler Gemeinderat allerdings ist das Ziel erreicht. Seit Jahresbeginn verfügen sie über eine Mehrheit in der Behörde: vier von sieben Mitgliedern sind Frauen. Im Uzwiler Blatt kommen sie zum Thema Frauenstimmrecht zu Wort. Sie zollen den Vorkämpferinnen – insbesondere Margrith Bigler-Eggenberger – Anerkennung.
Gemeinderätin Selina Bär (SP):
«Dank der Emanzipation der Frau wissen wir heute, dass auch Männer kochen, waschen und putzen können. Ich bin froh, dass ich heute als Frau die Zukunft wirtschaftlich, familiär und und politisch aktiv mitgestalten kann und ich mich ohne gesellschaftlichen Druck entfalten darf.»
Gemeinderätin Renate Graf (CVP):
«Die ‹göttliche Ordnung› wurde durch das Frauenstimmrecht ziemlich durcheinander gebracht, wie das im gleichnamigen Schweizer Film mit Humor aber auch Ernst veranschaulicht wird. Ich bewundere diese mutigen Frauen, die sich für die ‹neue Ordnung› eingesetzt haben und bin gerne bereit, meinen Teil dazu beizutragen.»
Schulpräsidentin Marion Harzenmoser (parteilos):
«Es kommt nicht auf die Frauen- und Männerquoten an. Ausschlaggebend ist, mit erwachtem Bewusstsein durchs Leben zu gehen und jeden Tag Freude an dem zu haben, was wir tun.»
Gemeinderätin Christine Wirth (CVP)
«Meinen Wegbereiterinnen bin ich sehr dankbar, setzten sie sich für die Gleichberechtigung ein. Denn: Wer etwas einbringen und mittragen möchte, muss auch die Möglichkeit dazu bekommen.» (pd / red)